Belgarath der Zauberer
sein.
»Sag mir, was du wirklich willst, Cherek«, forderte ich ihn auf. »Was hast du vor?«
»Das ist ganz einfach, Belgarath. Die Jungs und ich dachten, wir sollten nach Mallorea gehen und Torak Einauge den Orb Eures Meisters wieder abnehmen.« Er sagte es, als würde er einen Spaziergang im Park vorschlagen. »Dann dachten wir, daß Ihr uns vielleicht begleiten wollt. Deshalb kamen wir her, um Euch einzuladen.«
»Das kommt überhaupt nicht in Frage«, platzte ich heraus. »Meine Frau bekommt ein Kind, und ich werde sie nicht allein hier zurücklassen.«
»Glückwunsch«, murmelte Algar. Es war das einzige Wort, das er an diesem Nachmittag von sich gab.
»Danke«, erwiderte ich. Dann wandte ich mich wieder an seinen Vater. »Also gut, Cherek. Wir wissen nun, daß es diese Brücke gibt. Ich wäre bereit, über eure Expedition zu sprechen – aber nicht jetzt.«
»Das mag ein Problem werden, Belgarath«, entgegnete er ernst.
»Als meine Söhne mir von ihrem Fund berichteten, ging ich zu den Priestern Belars, damit sie die Omen deuteten. Es muß in diesem Jahr geschehen. Das Eis dort wird viele Jahre lang nicht mehr so dick sein. Dann haben sie in meiner Zukunft gelesen und sagten, daß. dieses Jahr das erfolgreichste meines Lebens sein könnte.«
»Glaubst du tatsächlich an diesen abergläubischen Unsinn?« wollte ich wissen. »Bist du wirklich so leichtgläubig, daß du denkst, jemand könne die Zukunft aus einem Haufen Schafsdärme lesen?«
Er wirkte ein wenig verletzt. »Das war wichtig, Belgarath. Ich würde mich bei einer solchen Sache nicht auf Schafseingeweide verlassen.«
»Das freut mich zu hören.«
»Wir haben statt dessen ein Pferd genommen. Pferdeinnereien lügen nicht.«
Alorner!
»Ich wünsche euch alles Glück der Welt, Cherek«, sagte ich, »aber ich werde nicht mitkommen.«
Sein großes, bärtiges Gesicht wirkte schmerzerfüllt »Es gibt da ein Problem, Belgarath. Die Omen sagen deutlich, daß wir versagen werden, wenn Ihr nicht mitkommt.«
»Von mir aus nimm einen Drachen aus und lies in seinen Eingeweiden, Cherek, aber ich werde bleiben. Nimm die Zwillinge mit Ich könnte auch Beldin holen lassen.«
»Es wäre nicht dasselbe, Belgarath. Ihr müßt mitkommen. Selbst die Sterne sagen es.«
»Auch noch Astrologie? Ihr Alorner verzettelt euch, stimmt’s? Streuen die Priester Belars jetzt Sterne auf den Haufen Eingeweide?«
»Belgarath!« sagte er schockiert. »Das ist lästerlich!«
»Sag mir«, meinte ich sarkastisch, »haben eure Priester schon Kristallkugeln? Oder Teeblätter?«
»Belgarath, jetzt ist es genug.« Das war eine der wenigen Gelegenheiten, da ich diese Stimme vernahm. Garion hört sie seit seiner Kindheit, aber selten hatte sie Gelegenheit zu mir zu sprechen. Ich muß wohl nicht erwähnen, daß ich ein wenig überrascht war. Ich sah mich sogar um, weil ich feststellen wollte, woher die Stimme kam, doch es war niemand zu sehen. Die Stimme war in meinem
Kopf.
»Bist du bereit zuzuhören?« wollte sie wissen.
»Du weißt, wer ich bin. Hör auf zu streiten. Du WIRST nach Mallorea gehen, und du WIRST jetzt gehen. Dies ist eines der Dinge, die geschehen müssen. Du solltest lieber mit Aldur reden.« Dann war die fremde Präsenz aus meinem Kopf verschwunden.
Dieses seltsame Zwischenspiel erschütterte mich ziemlich. Ich versuchte es zu verdrängen, aber ich wußte tatsächlich, wer zu mir gesprochen hatte. »Wartet hier«, sagte ich kurz angebunden zu Aloriens König und seinen Söhnen. »Ich muß mit Aldur sprechen.«
»Ich sehe, daß du Sorgen hast, mein Sohn«, sagte mein Meister zu mir, nachdem ich seinen Turm betreten hatte.
»Bärenschulter und seine übergroßen Söhne sind dort draußen«, berichtete ich. »Sie haben einen Weg gefunden, nach Mallorea zu gelangen, und sie wollen, daß ich sie begleite. Für mich kommt der Zeitpunkt sehr ungelegen, Meister. Poledra wird in den nächsten Monaten niederkommen, und ich sollte bei ihr sein. Cherek besteht darauf, daß ich ihn und seine Söhne begleite, aber ich sagte ihm, sie sollten ohne mich gehen.«
»Und?« Mein Meister wußte, daß da noch mehr war.
»Eine Stimme sprach zu mir. Ich wurde sehr deutlich darauf hingewiesen, daß ich mitgehen müsse.«
»Das geschieht höchst selten, mein Sohn. Die ABSICHT teilt sich uns selten direkt mit.«
»Ich fürchtete, Ihr würdet es so betrachten«, gab ich bedrückt zu. »Kann das nicht verschoben werden?«
»Nein, mein Sohn. Die ZEIT ist Teil des EREIGNISSES.
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