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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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meinen Plan vortrug, hatte ich mich an einen Strohhalm geklammert, denn ich war mir keineswegs sicher, den Plan verwirklichen zu können. Sich Sorgen zu machen ist kein schöner Zeitvertreib.
    Als ich der Ansicht war, daß der Mond bald wieder aufgehen würde, trat ich in die Höhle und weckte meine Freunde. »Steht nicht zu nahe bei mir«, riet ich ihnen. »Es hat wenig Sinn, uns alle umzubringen.«
    »Ich dachte, Ihr wüßtet, was Ihr tut!« warf Dras ein. Trotz seiner Größe konnte Dras sich leicht erregen, und seine sonst so tiefe Stimme klang dann ein wenig piepsig.
    »Theoretisch, ja«, erwiderte ich, »aber ich habe es noch nie zuvor ausprobiert. Es könnte schiefgehen. Ich kann nichts unternehmen, bevor die Zauberer ihre Dämonen beschwören; deshalb könnte es recht knapp werden. Richtet euch auf jeden Fall darauf ein, schnell rennen zu müssen. Und jetzt laßt uns aufbrechen.«
    Wir verließen die Höhle und blickten nach Osten. Der blasse Schein am Horizont sagte mir, daß der Mond bald aufgehen würde, also setzten wir uns in diese Richtung in Bewegung, auf die wartenden Morindim zu. Wir erreichten den Scheitelpunkt eines Hügels, um Zeugen des unheimlichen Schauspiels zu werden, wie die Morindim aus dem Schlaf erwachten. Es glich einem plötzlich belebten Friedhof, als die schemenhaften Gestalten sich aus dem Schnee erhoben, in den sie sich gegraben hatten. Der Schnee ist zwar kalt, aber weitaus wärmer als die umgebende Luft. Wie auch immer, der Anblick machte mich schaudern; es war, als würden Tote auferstehen.
    Die Zauberer hatten wahrscheinlich nicht mehr Schlaf gehabt als ich, weil sie ja ebenfalls Vorbereitungen treffen mußten. Jeder von ihnen hatte die Symbole in den Schnee gestampft und innerhalb dieser Schutzzeichen Aufstellung genommen. Sie murmelten schon ihre Beschwörungen, als wir über den Hügel kamen. Ihr müßt wissen, daß die morindimischen Zauberer Wert darauf legen, nicht zu deutlich zu sprechen, wenn sie ihre Dämonen beschwören. Diese Anrufungen sind äußerst gut gehütete Geheimnisse, und die Zauberer wachen eifersüchtig darüber.
    Ich sagte mir, daß die Kuppe des Hügels so gut war wie jeder andere Ort, stampfte mein eigenes Zeichen in den Schnee und trat in die Mitte.
    Etwa zu diesem Zeitpunkt entdeckten uns einige der Morindim unten im Tal. Sie deuteten aufgeregt in unsere Richtung und schrien Worte, die ich nicht verstand. Dann schmetterten mir die Zauberer ihre Herausforderungen entgegen. Das ist Brauch unter primitiven Völkern. Sie verbringen mehr Zeit damit zu prahlen und zu drohen, als mit dem eigentlichen Kampf. Aber ich verschwendete meine Kraft nicht damit, zurückzuschreien.
    Endlich tauchten die Dämonen auf. Sie waren von unterschiedlicher Größe, was vom Talent des jeweiligen Zauberers abhing. Einige waren nicht größer als Gnome, andere hingegen so groß wie Häuser. Natürlich sahen sie allesamt gräßlich aus; aber das war zu erwarten gewesen. Eines hatten sie gemein: Sie dampften in der Kälte. Wie ihr wißt, kommen alle Dämonen aus wärmeren Gegenden.
    Ich wartete. Als ich der Ansicht war, daß so gut wie alle von diesen Ungeheuern erschienen waren, konzentrierte ich meinen Willen auf einen Punkt. Es war überraschend einfach, da ich ja daranging, eine Illusion zu schaffen, nichts wirklich Körperliches. Das entscheidende Wort sprach ich jedoch noch nicht. Ich wollte mir die Überraschung bis zum letzten möglichen Augenblick aufheben.
    Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schwer es ist, seinen Willen dermaßen einzupferchen. Ich spürte, wie mir die Haare zu Berge standen, und hatte das Gefühl, jeden Augenblick explodieren zu müssen.
    Dann blies unten in der Menge irgend jemand ein Horn. Ich vermute, daß es ein ganz bestimmtes Signal war. Alle Zauberer brüllten Befehle, und die Dämonen kamen auf uns zu. Die Gnome rutschten über den Schnee, und die großen Ungeheuer schoben sich den Hügel empor wie brennende Müllbarken, so daß der Schnee unter ihnen schmolz.
    »Seht!« donnerte ich – ich verstärkte meine Stimme, das gebe ich zu – und deutete mit dramatischer Geste gen Süden. Ich wollte nicht, daß der Mond oder die Nordlichter die Wucht dessen milderten, was ich vorhatte.
    Dann nahm ich eine Pose wie ein Scharlatan auf einem Bauernfest ein und rief mit einer Stimme, die man wahrscheinlich noch in Kell gehört hatte, jene Worte, die meinen Willen freisetzten.
    »Erhebe dich!« ließ ich meine Stimme erschallen – und die Sonne ging

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