Belials Braut
verschiedenen blauen Farben, von der Stirn bis hin zu den Füßen, und da war natürlich auch das Gesicht nicht verschont worden. Wenn Craig es richtig bedachte, war Angelina nackt.
Als seine Gedanken so weit gediehen waren, musste er schlucken. Er bekam einen roten Kopf. Ihn überfiel ein erster Schwall der Unsicherheit, denn mit dieser Tatsache hätte er nie im Leben gerechnet. Das war für ihn auch jetzt nicht fassbar.
Angelina wusste, was in ihm vorging. Sie wollte ihn ablenken.
»Hallo, Craig. Ich grüße dich. Schön, dass du gekommen bist. Und du siehst, dass ich mein Versprechen gehalten habe. Ich bin ebenfalls hier, um dich kennen lernen zu können. So wissen wir jetzt beide, wie wir aussehen.«
Möglicherweise erwartete sie eine Antwort, aber dazu war Wilson nicht fähig. Er hatte sich auf ihr Gesicht konzentriert. Sie sah nicht anders aus als auf dem Foto. Nur eben schöner.
Trotz der blauen Haut wirkte das Gesicht nicht hart oder künstlich. Es hatte seine Natürlichkeit behalten. Craig Wilson war erwachsen genug, um das Alter der Frauen ab- und einschätzen zu können. Das gelang ihm hier nicht. Da hatte er große Schwierigkeiten. Sie war jung, aber nicht mehr ganz jung. Für ihn wirkte sie irgendwie alterslos, aber auch perfekt. Es war ein schönes Gesicht, und auch die Haare auf dem Kopf stimmten mit dem Bild ein, das sie ihm als E-Mail geschickt hatte. Da die Haare links und rechts des Kopfes abstanden, wirkten sie auf ihn wie Flügel, die noch zusammengelegt waren. Die Haarpracht störte ihn irgendwie. Sie passte nicht so recht. Sie war einfach zu mächtig für den normal gewachsenen Kopf, aber dieser Gedanke drang nur kurz in ihm hoch. Er verschwand wieder sehr schnell, weil er Angelinas Stimme hörte, die ihn mit sanftem Klang lockte.
»Willst du nicht zu mir kommen, Craig...?«
Klar, das wollte er. Schließlich hatte er sich die Begegnung lange genug ausmalen können. Er hatte immer davon geträumt, die Initiative zu ergreifen. Das hatte er sich sogar fest vorgenommen, doch nun war ihm etwas dazwischengekommen. Er getraute sich nicht mehr. Zwischen ihr und ihm hatte sich eine unsichtbare Hemmschwelle aufgebaut.
»Was ist denn, Craig?«
Über seine Lippen huschte ein Lächeln. Er warf einen schnellen Blick nach links auf die Theke. Der Keeper hatte wieder abgeräumt. So konnte Angelina wenigstens nicht sehen, was er alles in der kurzen Zeit in sich hineingekippt hatte. Er war trotzdem nicht betrunken, denn die letzten Sekunden hatten ihn nüchtern gemacht.
Der androgyne Typ hatte sich in den Hintergrund zurückgezogen. Er lehnte mit dem Rücken am Spiegel, und es sah so aus, als wäre er mit der Hälfte seines Körpers darin verschwunden.
Seine Konturen erlebte Craig auch nicht mehr so klar. Er hatte den Eindruck, dass sich die Gestalt des Keepers dicht vor der Auflösung befand.
Aber das war Unsinn. So etwas gab es nicht. Nein, daran wollte er nicht glauben.
»Willst du nicht, Craig?«
Angelinas sanfte Stimme lenkte ihn ab. Natürlich wollte er. Craig hatte in den letzten Tagen und Nächten an nichts anderes denken können. Bisher hatte er seinen Schwarm noch nicht angefasst. Das würde noch kommen. So sehr er sich darauf gefreut hatte, sie in seine Arme schließen zu können, so nervös war er jetzt geworden, und er konnte nicht mal den Grund sagen.
So ging er auf Angelina zu wie jemand, der völliges Neuland betritt. Er sah die ihm entgegengestreckten Arme, er schaute auf ihre Hände, deren Finger sich bewegten, um ihn heranholen zu können. Sie wollte, dass er schneller kam. Sie wartete darauf, sie mochte ihn, was Craig noch immer nicht fassen konnte.
Ein paar Herzschläge später berührte er sie zum ersten Mal. Dieser Kontakt war für ihn ungemein wichtig. Endlich sie in die Arme schließen zu können und anschließend...
Sie fasste ihn an.
Seine Gedanken setzten aus. Craig Wilson konzentrierte sich einzig und allein auf die Berührung, die dafür sorgte, dass so etwas wie ein elektrischer Spannungsbogen durch seinen Körper schoss und das Herz dazu brachte, schneller zu klopfen.
Wilson erinnerte sich daran, was geschehen war, als er die Tür berührt hatte. Genau dieses Gefühl durchströmte ihn jetzt auch. Aber es verschwand nicht. Es blieb und wanderte sogar weiter, was er in seiner Lage nicht begriff.
Reagierten verliebte Männer immer so?
»Nun?«
Es war eine Frage. Craig wusste, dass die schöne Angelina eine Antwort verlangte. Nach ihr musste er in seinem
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