Belials Braut
ja schreien. Aber weder Sie noch ich hören es.«
»Okay, wir reden dann später über ihn.«
Die Aussagen des Pfarrers mochten wichtig sein, ich allerdings wollte mich mit Duffy selbst unterhalten. Er wusste am Besten, was mit ihm passiert war, und er wusste auch, wer dahinter steckte. Von allein war er in diesen Zustand bestimmt nicht hineingeraten.
Es war kühl in diesem Stall. Und es war auch nicht die beste Umgebung. Aber ein gutes Versteck, denn welcher Besucher schaute schon in den Stall hinein?
Der Pfarrer blieb an der Tür stehen. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und wartete ab, dass ich etwas erreichte.
Ich musste mich schon daran gewöhnen, dass Duffy mit dem Rücken die Lehne berührte und mich trotzdem anschaute. Als ich näher auf ihn zukam, bewegte er seine Arme. Er hob sie an und strich über sein Gesicht hinweg. Die Hände hatten sich dabei seinem Gesicht von der Rückseite genähert. Auch etwas, das mich schlucken ließ.
»Können Sie sprechen, Mr. Duffy?«
»Schon.«
»Ich heiße John Sinclair. Pfarrer Dominik hat mich um Hilfe gerufen. Ich werde alles versuchen, was in meiner Macht steht. Das verspreche ich Ihnen. »
Seine Antwort klang nicht eben optimistisch. »Wie wollen Sie mir helfen, Mr. Sinclair?«
»Es kommt darauf an, was Sie mir erzählen.«
»Sie möchten wissen, wer dies getan hat.«
»Zum Beispiel.«
»Angelina«, flüsterte er und mehr nicht.
Ich hatte den Namen gehört, ihn auch behalten und musste zugleich zugeben, dass ich nichts damit anfangen konnte. Ich zumindest kannte keine Angelina.
»Wie weiter, Mr. Duffy?«
»Nur Angelina. Es gibt keinen Nachnamen. Zumindest hat sie mir keinen genannt.«
»Okay. Angelina ist also eine Frau.« Ich hatte bewusst der Reihe nach angefangen und hörte plötzlich sein scharfes Lachen.
»Eine Frau? Ja, sie ist eine Frau. Aber was für eine. Sie... sie ist ein Weib, ein Vamp. Sie ist nicht von dieser Welt. Sie ist ein Engel, aber ein teuflischer Engel, und sie ist die Verführerin in absoluter Perfektion. Sie hat eine Macht, die kaum zu beschreiben ist, und sie steht unter einem besonderen Schutz. Sie hat mich entführt, und so lernte ich ihre Welt kennen.«
»Warum hat sie das getan?«
»Weil ich mich mit ihr traf. Ich wollte sie sehen. Ich war verrückt nach ihr. Es war wie die Liebe auf den ersten Blick, Mr. Sinclair.«
»Das hörte sich nach Internet an. »
»Ja, wir haben uns über das Internet kennengelernt.« Er nickte, und dabei fiel mir wieder auf, dass er den Kopf nicht mehr normal trug. »Es war wie ein Rausch. Wir schickten uns gegenseitig die E-Mails. Ich war sofort hingerissen. Ihre Worte hatten mich elektrisiert. Tage später sandte sie mir ihr Bild. Da war mir klar, dass ich sie einfach sehen musste. Sie ging mir nicht aus dem Kopf, und auch sie war mit einem Treffen einverstanden.« Er machte eine Pause und stand dabei auf.
Es war schon verwunderlich und auch für mich irgendwie unangenehm, als er mit seinem auf den Kopf gedrehten Rücken in diesem Stall auf und ab ging. Das war ein Bild wie aus einem Film mit special effect .
Duffy blieb stehen, drehte mir dabei den Rücken zu und schaute mich trotzdem an. »Ja, es kam zu dem Treffen, und ich war von ihrer Schönheit überwältigt. Ihr Körper war perfekt. Sie trug keine Kleidung, sie hatte sich nur mit blauen Farben angemalt, sodass sie aussah wie jemand, der etwas Dünnes angezogen hatte. Aber das stimmte nicht. Ihr Körper war von oben bis unten bemalt, und sie kam mir wie ein lebendiges Kunstwerk vor.«
»Sie sind trotzdem mit ihr gegangen, nicht wahr?«
»Ja. Was hätte ich sonst machen sollen? Ich musste sie einfach begleiten. Es gab kein Zurück. Und so führte sie mich in ihre eigene Welt.«
»Wo war das?«
»Ich kann es Ihnen nicht sagen. Es war so unwahrscheinlich. Plötzlich waren wir dort. Und genau da bekam ich den Schock, denn sie erklärte mir, dass sie eigentlich zu jemand anderem gehörte. Um es genau zu sagen, sie war die Braut eines anderen.«
»Sagte sie Ihnen den Namen?«
»Ja, er hieß Belial...«
***
Es war mir nicht möglich, eine Antwort zu geben, ich hatte plötzlich das Gefühl, in ein elektrisches Spannungsfeld hineingeraten zu sein. Es war die Hölle.
Belial – ausgerechnet er. Der Engel der Lügen. Einer der ersten, die in den Fluten der Finsternis gelandet waren, als es zum großen Kampf zwischen Gut und Böse gekommen war. Einer, der immer log und diese Lügen als Wahrheit hinstellte.
Es gab nicht sehr
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