Bell ist der Nächste
lasse ich Sie raus.« Er tippte mit dem Finger auf das westliche Ende von Bells Straße. »Sie nehmen die Zeitungen, und dann gehen Sie die Straße entlang, als würden Sie sie austragen. Werfen Sie sie unbedingt auf die Veranden vor den Häusern, nicht auf den Rasen.«
»Okay.«
»Sie müssen nicht jedes Haus mitnehmen. Nur so, dass es echt aussieht. Aber gehen Sie sicher, dass Sie eine für das letzte Haus übrighaben. Hier.« Lark tippte auf Bells Haus.
»Das ist das Ziel?«, sagte der Veteran. »Da soll ich meine Nummer bringen?«
»Genau. Gehen Sie bis zur Veranda. Dann lassen Sie die Zeitung fallen. Machen Sie ein bisschen Lärm. Schreien Sie herum.«
»Was soll ich denn schreien?«
»Irgendwas. Vollkommen egal. Der Mann, der da wohnt, wird herauskommen. Dann lassen Sie sich zu Boden fallen und kriegen Ihren Anfall.«
»Wo werden Sie sein?«
Mit einem Gewehr auf dem Spielplatz, dachte Lark.
»Kümmern Sie sich nicht um mich«, sagte er. »Ich werde schon zum richtigen Zeitpunkt auftauchen.«
»Scheiße, versuchen Sie nicht, mich im Unklaren zu lassen. Was soll der ganze Schwindel? Geht es um einen Versicherungsbetrug?«
Ein ärgerlicher Unterton in der Stimme des Mannes. Lark antwortete ihm ganz ruhig. »Ja, es ist ein Versicherungsbetrug.«
»Aber was ist die Story? Versicherungen trennen sich nicht gern von ihrem Geld. Sie zahlen nicht, wenn sie sich irgendwie herauswinden können.«
»Das wird kein Problem sein«, sagte Lark, der jetzt improvisierte. »Die Drohung mit einer Forderung wird schon ausreichen.«
»Wieso?«
»Weil der Typ, der in dem Haus wohnt, nichts mit Versicherungen zu tun haben will. Er will die Aufmerksamkeit nicht. Er möchte auf gar keinen Fall vor Gericht ziehen müssen.«
»Sie kennen ihn?«
»Ich weiß genug über ihn«, sagte Lark durchtrieben. »Ich habe recherchiert. Er wird zahlen.«
Der Veteran musste grinsen. »Recherchiert. Ha. Ich hatte schon so ein komisches Gefühl. Dieser Satz über Plakatwerbung. Ich habe das nicht geglaubt.«
»Nein?«
»Nein, verdammt. Wie viel, glauben Sie, können wir aus diesem Kerl herausholen?«
»Ich dachte, wir fordern zehntausend.«
»Ausgeschlossen.«
»Ich sage ja nicht, dass wir so viel bekommen. Aber das ist die Summe, die wir fordern werden.«
»Wie wird aufgeteilt? Fünfzig-fünfzig?«
»Ich dachte an siebzig-dreißig«, sagte Lark und versuchte, verärgert zu wirken. »Ich habe schließlich die Recherche gemacht.«
»Fünfzig-fünfzig«, sagte der Veteran. »Ich bin schließlich derjenige, der seine Knochen hinhält.«
Eine Pause, Ausdruck vermeintlichen Widerstrebens. Dann: »Na gut. Sie sind dabei?«
»Nicht so schnell. Ich brauche einen Vorschuss. Falls es nicht ganz so läuft, wie Sie geplant haben.«
Während er allein im Wagen gewesen war, hatte Lark ein paar Scheine aus Delacortes Geldklammer herausgenommen. Er gab dem obdachlosen Veteranen zwei davon.
»Das sind die Hundert, die Sie noch fürs Fahren bekommen«, sagte Lark, »und weitere Hundert als Vorschuss.«
»Ich wäre glücklicher über fünfhundert.«
»Das glaube ich gern. Hundert sind fair.«
»Dann die Hälfte der Differenz. Dreihundert.«
Lark klappte das Notizbuch zu und warf es auf das Armaturenbrett. Er zog zwei weitere Hunderter aus seiner Jacketttasche und gab sie dem Veteranen.
»Sind Sie jetzt bereit?«
In südlicher Richtung fahrend kamen sie an einem Farmhaus mit einer rostfarbenen Scheune vorbei. Drei Krähen hockten auf der Dachspitze. Ohne nachzudenken, ließ Anthony Lark die Fenster des Chevy herunter. Der Wind wehte ihm den Schlips über die Schulter.
Er schloss die Augen, nur für eine Sekunde. Als er sie wieder öffnete, konzentrierte er sich auf die leuchtend gelben Streifen auf der Straße, die in die Ferne führten. Wenn er stur geradeaus sah, konnte er sich Susanna Marten auf dem Beifahrersitz vorstellen. Er erinnerte sich an einen Tag im College, als er mit ihr aufs Land gefahren war. Sie musste eine Scheune fotografieren – das war für eines ihrer Kunstprojekte.
Sie fanden eine Scheune, die völlig zugewuchert und deren Dach eingestürzt war. Sie schlenderte mit ihrer Kamera herum und machte aus allen möglichen Blickwinkeln Aufnahmen. Später gingen sie an einem Bach entlang spazieren und suchten nach Schildkröten, die sich am Wasser sonnten. Gegen Abend hatte er sie nach Hause gefahren, die Fenster waren heruntergekurbelt gewesen, und er hatte seinen Arm um sie gelegt und sie hatte ihren Kopf an seine
Weitere Kostenlose Bücher