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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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verbrachte ich an meinem Schreibtisch bei Gray Streets . Ich versuchte zu arbeiten, aber ich bekam Lucy nicht aus dem Kopf. Ich hatte nichts als dunkle Vorstellungen darüber, was ihr vielleicht widerfahren war, und keinen Schimmer, wo ich nach ihr suchen sollte. Was ich sagen konnte, war, dass ihr Verschwinden etwas mit dem Überfall auf die Great Lakes Bank zu tun hatte. Mehr nicht. Es gab ganz genau zwei Menschen, die damals dabei waren und noch erzählen konnten: Sutton Bell und Harlan Spencer.

    Ich hatte eine Münze geworfen und war, als der Krankenwagen an mir vorbeiraste, gerade auf dem Weg zu Sutton Bell.
    Als ich Sutton Bells Straße erreichte, sah ich Leute, die sich auf dem Gehsteig in kleinen Gruppen versammelt hatten. Ich sah den Krankenwagen, der mich überholt hatte, und als ich näher fuhr, sah ich, wie die Sanitäter eine Rollbahre in den Fonds schoben. Sie schlugen die Türen zu und fuhren davon. Zurück blieben zwei Streifenwagen und vier Polizisten.
    Ich parkte in einiger Entfernung und ging auf das Haus zu. Einer der Polizisten war ein junger Mann namens Fielder – Elizabeth und ich waren ihm bereits am Montagabend begegnet, als der Senator seinen Autounfall gehabt hatte. Fielder stand da und redete mit einer Frau in einem Sommerkleid, die immer wieder auf den Spielplatz zeigte.
    Sie hielt die Hand eines kleinen Jungen fest, der sie wegzuziehen versuchte. »Du sollst mich anschubsen«, hörte ich ihn sagen. »Komm.« Es gelang ihr, ihn zum Schweigen zu bringen, und nach einer Weile gingen die beiden davon.
    Fielder sah mich, als ich näher kam, kritisch an, aber dann fiel ihm wieder ein, wer ich war.
    »Was ist denn hier passiert?«, fragte ich. »War das Lark?«
    Er zögerte.
    »Er muss es gewesen sein«, sagte er schließlich. »Er hat auf einen Obdachlosen geschossen, einen Mann, den er an der Straße aufgesammelt hatte. Und während wir damit beschäftigt waren, ist er zu dem Spielplatz da gefahren und hat sein Gewehr herausgeholt. Kein schlechter Plan, und Bell ist mitten hineingeplatzt.«
    Fielder blickte auf das Haus. »Bell kommt raus, um zu helfen. Immer diese Gutmenschen. Bringt Handtücher. Ich sage ihm noch, er soll wieder reingehen, aber nein. Dämlicher Vollidiot.«
    Sein Tonfall ließ mich das Schlimmste befürchten. »Ist Bell tot?«
    »Der ist völlig okay«, sagte Fielder verdrießlich. »Stellt sich raus, dass er auch noch ein Vollidiot mit ’nem Haufen Glück ist.«
    »Was ist passiert? Hat Lark danebengeschossen?«
    »Er hat es gar nicht versucht.«

44
    Sie hatten das Schloss an der Tür zu seiner Wohnung ausgewechselt.
    Lark hatte sogar irgendein offizielles Siegel des Polizeidezernats oder gelbes Absperrband erwartet. Nichts dergleichen war zu sehen, aber sein Schlüssel ließ sich nicht mehr im Schloss drehen.
    Er holte seinen Montierhebel aus dem Auto und ging um das Haus herum zum Schlafzimmerfenster. Dort war Walter Delacorte eingebrochen. Als Lark sich am Fenster zu schaffen machte, merkte er, dass es sich aufschieben ließ, die Verriegelung war nicht repariert worden.
    Er kletterte ins Zimmer hinein und stand einen Augenblick lang neben seiner Matratze. Seine Kleidung aus dem Schrank war verschwunden, seine Bücher und Zeitschriften fehlten.
    Er sah sich um. Seine Tabletten hätten auf dem Boden neben der Matratze liegen sollen, aber er sah die Dose dort nicht. Die Polizei musste sie mitgenommen haben.
    Er suchte im Badezimmer und in der Küche, um ganz sicher zu gehen. Keine Tabletten. Ein seltsamer Geruch in der Luft, leicht metallisch. Er kam vielleicht von dem Blut, das den Teppich befleckte: Delacortes Blut im Wohnzimmer, das von Rhiner im Flur.
    Ihm wurde übel. Er senkte den Kopf und atmete tief durch die Nase, bis das Gefühl vorüber war. In der Küche ließ er kaltes Wasser laufen und trank aus der hohlen Hand.
    Während er seine Hand trocken schüttelte, fiel sein Blick auf ein gelbes Stück Papier. Der Flyer seiner Nachbarin: KATER ENTLAUFEN. Die Buchstaben waren in einem kühlen Blaugrün, der Farbe, die Lark mit Ruhe verband, mit Frieden.
    Er verließ die Wohnung durch die Eingangstür, der Korridor war leer. Kein Grund, anzunehmen, dass sie an einem Samstagnachmittag zu Hause wäre, noch weniger Grund, anzunehmen, dass sie ihn hineinließe. Er zog seine Hemdsärmel lang, bis unter seinem dunkelgrauen Jackett ein Zentimeter Weiß zu sehen war. Dann glättete er seine Krawatte.
    Ich hätte Blumen mitbringen sollen, dachte er.
    Unmittelbar nach seinem

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