Bell ist der Nächste
das Ende des ersten Blocks, und Bell überquerte die Straße. Lark beschleunigte seinen Schritt und begann, den Abstand zu verringern. Autos fuhren an ihnen vorbei in Richtung Innenstadt. Blätter raschelten im Abendwind.
Als Lark ihn fast eingeholt hatte, brach das Pfeifen plötzlich ab. Bell drehte sich um und machte ein paar Schritte rückwärts. Dann blieb er unter einem Ahornbaum stehen.
»Ich habe nicht, was Sie brauchen, mein Freund.«
Seine Stimme war angenehm. Sie ließ Lark abrupt innehalten.
»Und was, glauben Sie, brauche ich?«, fragte er vorsichtig.
»Heroin, Koks, was weiß ich, ich hab es nicht.« Bell zeigte ihm seine leeren Hände. »Ich hab’s wirklich nicht. Und Geld habe ich auch nicht. Ich kann Ihnen nicht helfen.«
Lark kniff die Augen zusammen. »Ich will Ihr Geld nicht.«
»Das ist gut, ich hab nämlich keins. Aber ich gebe Ihnen immerhin einen guten Rat. Gehen Sie nach Hause und ruhen Sie sich aus.«
Lark, der einen Schritt vortrat, spürte das Gewicht der Murmeln in seiner Tasche. »Das ist Ihr Rat?«
Bell nickte kaum wahrnehmbar. »Ich habe Sie in der Bar gesehen. Sie sahen schlimm aus. Und hier draußen sehen Sie auch nicht besser aus. Ich glaube, Sie haben Fieber.«
»Es ist heiß heute Abend.«
»Aber Sie schwitzen nicht wegen der Hitze, mein Freund. Das seh ich nicht zum ersten Mal.«
Lark bewegte die Finger seiner linken Hand und spürte den stechenden Schmerz. Er hob die Hand. »Ich habe mich neulich geschnitten«, sagte er. »Könnte sich entzündet haben.«
Stirnrunzelnd kam Bell näher. »Sie sollten sie untersuchen lassen. Es gibt eine Notaufnahme am South Industrial Drive. Kennen Sie sich aus?«
»Ich würde hinfinden, wenn ich müsste.«
»Man könnte die Wunde säubern und Ihnen Antibiotika geben. Cephalexin, zehn Tage lang, sollte helfen.«
»Cephalexin«, sagte Lark. Beinahe hätte er sein Notizbuch herausgeholt, um den Namen aufzuschreiben. Bell war jetzt ganz nahe bei ihm. Lark stellte sich vor, was zu tun war. Den Knüppel rausholen. Ein Satz nach vorn machen und auf Bells Schläfe zielen. Ein kräftiger Schlag würde ihn zu Boden gehen lassen. Wenn nicht, dann ein zweiter. Dann nach dem Messer greifen. Die Klinge über Bells Kehle ziehen.
»Sie können jetzt sofort hingehen«, sagte Bell, und Lark brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass Bell von der Notaufnahme redete. »Sie ist die ganze Nacht geöffnet. Aber nehmen Sie sich ein Taxi. Zu Fuß ist es zu weit.« Bell zog sein Portemonnaie aus der Tasche und nahm einige Scheine heraus, die er Lark hinstreckte. »Das sollte reichen.«
Lark griff mit der verbundenen Hand nach den Scheinen. »Sie haben doch gesagt, Sie hätten kein Geld.«
»Das ist alles, was ich habe«, erwiderte Bell. »Und wenn Sie heute Abend nicht mehr hingehen, dann morgen. Ich arbeite da. Ich kann mich persönlich um Sie kümmern. Mein Name ist Bell.«
Lark stopfte die Scheine in seine Hemdtasche, nur damit sie aus dem Weg waren.
»Ich weiß, wie Sie heißen«, sagte er. »Ihr Name steht auf meiner Liste.« Einen verrückten Augenblick lang wollte er sein Notizbuch herausholen und Bell die Seite zeigen. Ihn fragen, ob er sehen konnte, wie die roten Buchstaben atmeten.
»Wovon reden Sie?«, sagte Bell. »Kennen wir uns?«
»Denken Sie je an Harlan Spencer?«, konterte Lark, während er nach dem Knüppel griff.
Bell horchte auf. »Wer sind Sie?«
»Denken Sie an Callie Spencer?«
»Was wollen Sie eigentlich?«
»Haben Sie Ihr Bild an der Wand hängen?« Lark spürte die Wolle zwischen seinen Fingern, hörte, wie die Murmeln aneinanderklickten. »Sehen Sie sie manchmal in den Nachrichten?«
»Sie fangen langsam an, mir Angst einzujagen, Kumpel.« Jetzt war es Kumpel , nicht mehr mein Freund .
»Sie brauchen keine Angst zu haben. Es wird ganz schnell gehen.«
Im Dunkel unter dem Ahornbaum zog Lark den Knüppel aus der Tasche und holte weit aus. Bells Portemonnaie fiel auf den Bürgersteig, als seine Arme sich schützend hoben. Der Knüppel sauste hinunter, traf seine linke Hand und stieß sie gegen seine Schläfe. Ließ ihn zu Boden sinken. Er kippte nach hinten, als Lark den Schlagstock erneut hob.
Von Bell war nichts weiter zu hören als ein leises Stöhnen, aber auf der Straße wurde es plötzlich richtig laut. Abgehackte Schritte und eine Frauenstimme. »Hey! Hören Sie auf !«
Ohne nachzudenken, drehte Lark sich um und sah die Frau aus der Bar – Seidenbluse, dunkler Rock. Noch weit entfernt, aber jetzt begann
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