Bell ist der Nächste
sagen konnte, ohne ein Risiko einzugehen. »Henry Kormoran wurde heute tot in seiner Wohnung aufgefunden. Er hatte ein Bild von Callie Spencer in seinem Wohnzimmer hängen.«
Bell war überrascht, wie Elizabeth bemerkte. Er sah auf seine bandagierte Hand.
»Sie glauben, dass der Mann, der mich angegriffen hat, auch Kormoran getötet hat.«
»Sieht so aus.«
»Aber warum?«, fragte Bell und sah Elizabeth jetzt an.
»Na ja, ich hoffe, dass Sie vielleicht ein bisschen Licht in dieses Dunkel bringen können. Haben Sie kürzlich mit Kormoran gesprochen?«
»Ich habe seit siebzehn Jahren nicht mehr das Geringste mit ihm zu tun gehabt.«
»Und was ist mit Terry Dawtrey?«
Ein Ausdruck der Verwirrung huschte über Bells Gesicht. »Terry Dawtrey ist tot. Ich hab es in der Zeitung gelesen. Glauben Sie wirklich, diese Sache hängt damit zusammen, was heute Abend passiert ist?«
Elizabeth zuckte mit den Schultern. »Ich will mich mal so ausdrücken: Die Möglichkeit besteht. Und das interessiert mich sehr.«
»In der Zeitung stand, dass Dawtrey versucht hat zu fliehen und von einem Deputy erschossen worden ist. Wo soll es da einen Zusammenhang geben?«
»Das weiß ich noch nicht genau. Aber ich möchte Sie etwas anderes fragen. Kam Ihnen der Mann, der Sie angegriffen hat, bekannt vor? Haben Sie ihn vielleicht schon mal gesehen?«
»Ich habe ihn in der Bar gesehen. Und vielleicht auf dem Markt.«
»Wie steht’s mit damals vor siebzehn Jahren bei der Great Lakes Bank in Sault Sainte Marie?«
Bell wirkte noch verwirrter. »Ich kann Ihnen nicht folgen. Glauben Sie, dass er in der Bank war? Ein Kunde?«
»Oder einer der Räuber.«
Bell schnaubte auf, was fast wie ein Lachen klang. »Floyd Lambeau ist tot. Dawtrey ist tot. Und Sie haben mir gerade erzählt, dass Kormoran tot ist. Damit bliebe nur noch ich übrig, und ich habe mich heute Abend nicht selbst verprügelt.«
»Sie vergessen jemanden«, sagte Elizabeth. »Den Fahrer, der davongefahren ist.«
Nachdenklich starrte Bell vor sich hin. »Jimbo?«
»Hieß er so? Ich kann mich nicht erinnern, den Namen in den Zeitungsberichten gelesen zu haben.«
»Er hätte auch nicht dagestanden«, sagte Bell. »Das war nur ein Scherz. Ich kannte keinen der Beteiligten beim Namen, jedenfalls damals nicht. Außer Floyd. Jeder kannte Floyd. Aber er dachte, es wäre besser, wenn wir anderen uns nicht beim Namen kennen.«
»Das hat die ganze Sache bestimmt kompliziert gemacht. Sie haben sich doch vorher getroffen, um den Bankraub zu planen. Wie haben Sie denn miteinander gesprochen?«
»Floyd hat Spitznamen vergeben. Ich war Sunshine. Dawtrey war Moonbeam, Kormoran war Rainbow. Den Fahrer haben wir nur ein einziges Mal vor dem Überfall getroffen. Er war bei den Vorbereitungen nicht dabei. Deshalb hat er auch keinen Spitznamen bekommen. Aber für mich war er immer Jimbo.«
»Warum?«
»Wahrscheinlich, weil es sich auf Lambeau und Rainbow reimte. Ich habe ihn nie so angesprochen. Ich glaube, ich habe keine zwei Worte mit ihm gewechselt.«
»Und seither, in den Jahren danach, haben Sie ihn jemals wiedergesehen?«
»Nein.«
»Wäre es möglich, das er Sie heute angegriffen hat?«
»Wenn Sie es nicht angesprochen hätten, ich wäre nie auf den Gedanken gekommen.«
Elizabeth erhob sich von ihrem Stuhl. »Ist das ein Nein?«
»Ich weiß es nicht. Wir sprechen über jemanden, den ich vor siebzehn Jahren zum letzten Mal gesehen habe. Er wäre jetzt etwa siebenunddreißig. Der Kerl heute – ich würde sagen, er war jünger, aber ich bin mir nicht sicher. Beide waren Weiße. Nicht groß, nicht klein. Mittelgroß. Ich weiß es nicht. Glauben Sie wirklich, er könnte es gewesen sein?«
»Wir müssen dieser Spur zumindest nachgehen.«
Sutton Bell sah zur Zimmerdecke.
»Warum sollte Jimbo mich töten wollen?«, sagte er irritiert, ohne sich an Elizabeth zu wenden. »Er ist damals davongefahren. Hat seinen eigenen Kopf gerettet. Hat uns alle sitzen lassen. Da wäre es doch naheliegender, dass ich ihn töten will.«
Nachdem sich Elizabeth von Bell und seiner Frau verabschiedet hatte, ging sie den Gang entlang bis zur Anmeldung und sah Carter durch die automatische Schiebetür hereinkommen.
»Der Boss hat mich geschickt, um nach dir zu sehen«, begrüßte er sie.
»Ach ja?«
»Na ja, ich habe mich freiwillig gemeldet. Wie geht’s Bell?«
»Allem Anschein nach ganz gut. Sie behalten ihn zur Beobachtung noch eine Weile hier.«
»Wenn er geht, sollte er vielleicht den
Weitere Kostenlose Bücher