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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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sie zu laufen.
    Als er sich wieder zu Bell umdrehte, verspürte er einen harten Stoß in der Kniekehle. Er fiel hin, schlug mit seiner verletzten Hand hart auf den Bürgersteig. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihn.
    Lark sammelte sich, versuchte, sich wieder zu erheben. In diesem Moment trat Bell noch mal gegen sein Bein, schwächer diesmal. Lark rappelte sich auf, aber der Knüppel war weg. Er spürte das Messer in der Tasche, aber seine Hand brannte wie Feuer, und die Frau kam immer näher. Sie griff in ihre Handtasche. Wenn sie eine Waffe herausholte oder Pfefferspray, konnte ihm die Situation vollends entgleiten.
    Bell hatte sich jetzt auf alle viere erhoben. Lark trat ihm mit dem Schuh in die Rippen, sodass er ins Gras rollte. Ohne sich umzusehen, ging Lark den Gehsteig entlang. Er hatte die Autoschlüssel schon in der Hand, bevor er seinen Wagen erreicht hatte. Er ließ den Motor an und preschte auf die Straße hinaus. Sah, wie sich die Frau über Bell beugte, als er vorbeifuhr. Mit quietschenden Reifen bog er um die Ecke.
    Nach ein paar Blocks verlangsamte er das Tempo und schaltete die Scheinwerfer an. Und noch ein paar Blocks weiter hielt er an und blieb einige Minuten am Straßenrand stehen, weil der Schmerz hinter seinen Augen anfing, sich zu einem Henkersknoten zu verschlingen.

7
    Mit seinem langen dunklen Haar und seiner schlaksigen Figur wirkte Sutton Bell fast jungenhaft. An seiner Schläfe prangte ein blauer Fleck und die linke Hand war bandagiert. Er saß auf einer Liege in der Notaufnahme des University Hospital. Elizabeth fand, er sah aus wie ein Junge, der vom Rad gefallen war. Er wirkte munter und fröhlich, seine Frau aber, die am Fußende der Liege stand, wachte schützend über ihn.
    »Kann das nicht warten?«, sagte sie zu Elizabeth.
    »Besser nicht.«
    Elizabeth hatte noch bei Bell zu Hause von dem Überfall erfahren. Rosalie Bell hatte darauf bestanden, direkt zum Krankenhaus zu fahren, und ihre Tochter in der Obhut der Kinderfrau gelassen. Elizabeth jedoch, die wusste, dass es eine gewisse Zeit dauern würde, bis die Ärzte den Patienten behandelt hatten, fuhr zuerst zum Eightball Saloon, um dort mit dem Barmann und Bells Freunden zu sprechen. Sie erzählten ihr von einer Frau, die Zeugin des Angriffs gewesen war. Seidenbluse, grauer Rock, hochhackige Schuhe. Sie war bei Bell geblieben, bis der Krankenwagen gekommen war, und war ihm dann in ihrem Wagen gefolgt.
    Elizabeth hatte im Wartebereich der Notaufnahme vergeblich nach der Frau gesucht. Jetzt, im Untersuchungszimmer mit Bell und seiner Frau, fühlte sich Elizabeth wie ein Eindringling. Es war klar, dass Bells Frau wünschte, sie würde gehen.
    »Er hat eine Gehirnerschütterung«, sagte Rosalie Bell.
    »Eine leichte Gehirnerschütterung«, wandte Sutton Bell ein.
    »Das weißt du doch gar nicht«, sagte Rosalie Bell. »Der Arzt hat geraten«, fuhr sie an Elizabeth gewandt fort, »vorsichtig zu sein. Manchmal treten nicht alle Symptome sofort auf.«
    »Die Hand hat das Meiste abbekommen«, sagte Sutton Bell. »Trümmerfraktur des Zeige- und Mittelfingers. Keine Ahnung, ob ich je wieder Gitarre spielen kann.«
    Rosalie Bell schüttelte den Kopf. »Er spielt schrecklich Gitarre«, sagte sie. »Er hat nie mehr als drei Akkorde gelernt.«
    »Das stimmt«, gab Bell zu. »Dafür kann ich schön singen.«
    »Du singst wie Bob Dylan«, konterte sie. Dann, an Elizabeth gewandt: »Können Sie nicht morgen mit ihm reden?«
    Bell legte seiner Frau die gesunde Hand aufs Knie. »Lass nur, es geht schon. Die Gehirnerschütterung ist nichts Ernsthaftes. Sonst könnte ich nicht ›Trümmerfraktur des Zeige- und Mittelfingers‹ sagen, ohne zu stolpern.« Er nickte Elizabeth zu. »Fragen Sie mich, was immer Sie mich fragen wollen.«
    Elizabeth nahm auf dem einzigen Stuhl im Raum Platz und zog ihr Notizbuch aus der Tasche. Sie bat Bell zunächst, den Angreifer zu beschreiben, und ließ sich von ihm durch die Ereignisse des Abends führen, vom Auftritt seiner Band beim Markt bis zu dem Moment, als der Mann ihn angegriffen hatte.
    Sie ließ ihn jede Einzelheit, die er noch im Gedächtnis hatte, erzählen, besonders den Teil über Callie Spencer.
    »Es ergab überhaupt keinen Sinn«, sagte Bell. »Er wollte wissen, ob ich je an sie dächte. Ob ich ihr Bild an der Wand hängen hätte.«
    Kommentarlos notierte Elizabeth alles, aber Bell musterte sie aufmerksam.
    »Das hat offenbar Bedeutung für Sie«, sagte er.
    Elizabeth wusste, dass sie ihm die Wahrheit

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