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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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zurück, wandte sich dann wieder seinem Bild zu.
    »Ich spüre keinerlei Gefahr«, sagte die Frau mit leiser Stimme.
    Elizabeth antwortete im gleichen Ton. »Sind Sie sicher?«
    Die Frau führte sie in eine Ecke, weg von dem Mädchen.
    »Ich will mich ja nicht in Ihre Arbeit einmischen«, sagte sie, »aber normalerweise habe ich eine stark ausgeprägte Intuition, und im Moment spüre ich gar nichts.«
    »Wissen Sie denn, wo Mr Bell gerade ist?«
    »Nein, leider nicht. Ich habe versucht, ihn zu erreichen, als dieser junge Mann, Mr Findley –«
    »Officer Fielder.«
    » – als er mir erzählt hat, dass Sie sich um Sutton Sorgen machen. Ich habe versucht, Sutton bei der Arbeit zu erreichen, aber dort hat man mir gesagt, dass er schon früh gegangen ist. Um fünf.«
    »Wo arbeitet Mr Bell denn?«, fragte Elizabeth.
    »In einer Klinik in der Stadt«, sagte die Frau. »Er ist Krankenpfleger. Deshalb mache ich mir auch keine Sorgen. Er ist jetzt ein Heiler.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause. »In seinem Leben gab es viel Gewalt, aber das ist jetzt Vergangenheit. Seine Zukunft ist friedlich.«
    »Und seine Frau?«, fragte Elizabeth.
    »Auch Rosalies Zukunft ist friedlich. Die sind miteinander verflochten, verstehen Sie.«
    »Ich meine, wo arbeitet sie?«
    Die Augen der Frau funkelten, als ob das Missverständnis sie amüsierte. »Sie verkauft Kosmetik bei Macy’s im Einkaufszentrum. Sie machen um neun zu, also müsste sie jeden Moment nach Hause kommen.«
    »Hat sie ein Handy?«
    »Sie haben beide eines, aber sie kleben nicht daran. Ich finde, das ist eine gesunde –«
    Elizabeth unterbrach sie. »Könnten Sie mir die Telefonnummern geben?«
    Die Frau legte Elizabeth sanft die Hand auf die Schulter. »Das kann ich gern, wenn Sie möchten, aber ich habe den beiden bereits eine Nachricht hinterlassen. Sie können Ihre Energie damit verschwenden, sie zu suchen, aber wenn Sie einfach warten, dann werden sie schon zu Ihnen kommen, denke ich.«
    Mit klirrendem Schmuck ging die Frau die Telefonnummern holen. Elizabeth wandte sich dem Mädchen zu, das konzentriert an seinem Bild arbeitete. Gezackte Bäume in Grün. Ein Haus mit einem spitzen Dach. Ein lächelnder Mann, der etwas in der Hand hielt, das ein Lutscher, eine Blume oder auch ein Mikrofon sein konnte.
    Elizabeth dachte, dass es sich bei dem Mann um Sutton Bell handeln müsse, aber noch bevor sie fragen konnte, hörte sie, wie sich die Haustür öffnete und wieder schloss. Dann laute Stimmen und Schritte. Eine gut gekleidete Frau mit schöner makelloser Haut eilte herein.
    »Was ist hier los?«, sagte Rosalie Bell in einem Anflug von Panik zu Elizabeth. »Was ist mit Sutton?«
    »Ich muss ihn dringend sprechen«, sagte Elizabeth mir ruhiger Stimme. »Wissen Sie, wo er ist?«
    »Er arbeitet heute Abend.«
    »Ich habe ihn bei der Arbeit –«, setzte die junge Frau an, aber Elizabeth hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen.
    Rosalie schüttelte ungeduldig den Kopf. »Ich spreche nicht von der Klinik. Er hat heute Abend einen Auftritt beim Kunstmarkt.«
    Elizabeth konzentrierte sich jetzt ganz auf Rosalie Bell. »Ich dachte, Ihr Mann sei Krankenpfleger.«
    »Das ist sein Brotjob«, sagte die Frau. »Aber außerdem spielt er in einer Band namens Chrome Horsemen. Die spielen Bob- Dylan-Songs.«

    Anthony Lark hielt sich ein Glas mit Eiswürfeln an die Stirn. Am Glas lief das Wasser herunter und in den Verband hinein, den er sich um die linke Hand gewickelt hatte. Er holte Luft, und das meiste, was er dabei einatmete, war Rauch.
    Ein Bierdeckel, der vor ihm auf dem Tresen lag, sah aus wie eine Billardkugel: die Nummer acht in einem weißen Kreis, um den ein größerer schwarzer Kreis lief. Der Eightball Saloon. Oben lief Livemusik, in einem Club namens The Blind Pig. Laute Musik mit einem stampfenden Rhythmus drang allmählich bis zu der Stelle hinter Larks Augen vor.
    Von seinem Platz am Ende der Bar aus konnte Lark den ganzen Raum überblicken. Zwei Pooltische beherrschten die Fläche, grüne Rechtecke, die von einem verschwommenen Dunst aus gelbem Licht beleuchtet wurden. Beide Tische wurden gerade benutzt, aber Lark hatte den Blick auf den Tisch in seiner Nähe gerichtet, wo vier Männer von Mitte dreißig ein Doppel spielten. Sie trugen Jeans und T-Shirts. Einer von ihnen war glatt rasiert, aber die anderen hatten Stoppeln von unterschiedlicher Länge im Gesicht stehen.
    Der Glattrasierte war Sutton Bell.
    Vor einer Stunde hatten sie ihren Auftritt beendet,

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