Bell ist der Nächste
Rollstuhl, der zu seiner Leinwand und seinen Farben zurückfuhr.
Sie blieb auf dem Treppenabsatz stehen und sah Ruth Spencer einen Moment lang bei der Gartenarbeit zu. Dann stieg Elizabeth die restlichen Stufen hinunter und durchquerte die Diele. Sie trat aus dem Haus und zog die Tür hinter sich zu.
Sie entdeckte den Korb sofort. Er war rund, aus Maschendraht, bis oben hin voller reifer Tomaten. Er stand auf der Motorhaube ihres Wagens. Sie ging hin und hob ihn hoch, denn sie wollte ihn mit hinters Haus nehmen und sich bei Ruth Spencer für die Gabe bedanken.
Da erblickte sie den Zettel: ein Stück Papier, das unter das Blatt ihres Scheibenwischers gesteckt worden war. Als sie danach griff, kam Ruth Spencer um die Hausecke, zog sich die Gartenhandschuhe aus. Elizabeth hielt den Korb hoch und bedankte sich.
»Aber bitte sehr. Keine Ursache, wirklich.«
Elizabeth stellte den Korb wieder auf die Kühlerhaube und faltete den Zettel auseinander, in der Erwartung, dass dort ein paar Höflichkeiten stünden. Stattdessen erblickte sie acht Wörter in schwarzer Tinte, die Buchstaben zackig und grob, als wären sie mit der Spitze einer Klinge auf das Papier gekratzt worden.
LASSEN SIE MIR BELL UND ICH BIN FERTIG
16
Das Schild leuchtete neonrot, aber für Lark waren die Buchstaben und Zahlen in ein sanftes kühles Blau getaucht:
24 STUNDEN GEÖFFNET
Die Schrift schimmerte jenseits des großen Parkplatzes in der Nachtluft. Die Luft wehte warm durch das offene Fenster seines Wagens. Schweiß sammelte sich in Larks Haar und rann über seine Schläfen.
Sein Notizbuch lag auf dem Sitz neben ihm, dort aufgeklappt, wo er die Seite herausgerissen hatte. Die Notiz, die er der Frau hinterlassen hatte, war ein spontaner Impuls gewesen. Aber er wollte wirklich klarstellen, dass er nicht irgendein Verrückter war, der vorhatte, immer weiter zu töten. Dawtrey und Kormoran waren tot, und Bell sollte der Letzte sein. Lark wollte, dass das klar war.
Wir alle wollen, dass man uns kennt.
Er hatte die Nachricht hinterlassen und dann den Nachmittag verschlafen. Das Apartment, in dem er wohnte, war ein ruhiger Ort, die Wände waren ausreichend dick.
Er hatte es gemietet, als er begonnen hatte, Pläne zu schmieden. Er wusste, dass er vielleicht eine Weile in Ann Arbor bleiben müsste, hatte nicht mit Gewissheit sagen können, wie lange er für Kormoran und Bell brauchen würde. Hoffe das Beste, gehe vom Schlimmsten aus, hatte sein Vater immer gesagt.
Eine Wohnung war sicherer als ein Hotel, dachte er. Das Apartment, das er dann gemietet hatte, lag in der Nähe der State Street, ein Katzensprung von der Interstate 94 entfernt. In dem Gebäude wohnten hauptsächlich Studenten, und er hatte eine preiswerte Miete vereinbaren können.
Er hatte den ganzen Nachmittag bis in den Abend hinein gepennt, auf einer Matratze, die er im Schlafzimmer auf den Boden gelegt hatte. Etwa um zehn war er aufgewacht und hatte ein paar Aspirin eingenommen, die er mit Wasser aus dem Hahn hinunterspülte. Er war überzeugt, dass das Aspirin sein Fieber in Schach halten und außerdem ein wenig gegen die Schmerzen in seiner Hand helfen würde.
Er hatte den Eindruck, dass es schlimmer wurde. Die Wunde nässte. Als er den Verband wechselte, bemerkte er einen gelben Fleck in der Gaze.
Hör auf damit, die Dinge zu verschleppen, sagte er zu sich selbst. Wenn du das so weiterlaufen lässt, verpasst du deine Chance. Wenn das Fieber steigt, kriegst du gar nichts mehr hin. Du weißt, was du zu tun hast.
Also war er hierhergefahren, und jetzt sah er das Schild in der Ferne. Die kühlen blauen Buchstaben riefen ihn.
24 STUNDEN GEÖFFNET
Er griff nach seiner Baseballkappe auf dem Sitz neben ihm und setzte sie auf. Das Gewehr, das er auf dem Friedhof benutzt hatte, lag im Kofferraum. Er stellte den Motor ab und zog den Schlüssel aus dem Zündschloss.
Elizabeth parkte ihren Wagen neben dem von Carter Shan und trat in die warme Nacht hinaus. Shan zog den Knopf an der Fahrgastseite hoch, sodass sie neben ihm ins Auto schlüpfen konnte.
»Wieso kriegst du schon wieder den ganzen aufregenden Teil ab?«, sagte er.
Durch die Windschutzscheibe konnte sie den Eingang zur Notfallklinik erkennen, in der Sutton Bell arbeitete. Im Fenster leuchtete ein Neonschild.
24 STUNDEN GEÖFFNET
»Bell ist da drinnen?«, fragte sie.
Shan nickte. »Und Ron ist bei ihm.« Ron Wintergreen war ein Detective von der Ermittlungsabteilung. »Zeig mir mal den Zettel.«
Elizabeth holte
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