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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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was sich ereignet hatte, war ich nie mehr in der Lage, mich daran zu erinnern.«
    Elizabeth strich mit der flachen Hand über die Zeichnung.
    »Was, glauben Sie, ist mit ihm geschehen?«, fragte sie.
    »Wer weiß das schon?«
    »Glauben Sie, er war wie die anderen – ein guter junger Mensch, der nur von Floyd Lambeau auf die falsche Fährte gesetzt worden ist?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Also ist er vielleicht so wie Bell geworden, mit einem guten Job und einer Familie.«
    Spencer rieb sich das Kinn. »Ich weiß nicht. Es ist nicht ganz so einfach mit dem Fahrer. Sie wissen vermutlich, warum.«
    Elizabeth nickte. Der Fahrer war der Einzige, der bei dem Bankraub entkommen war – aber seine Weste war nicht rein. Er war damals in seinem schwarzen Geländewagen davongerast, durch Sault Sainte Marie auf die I-75 zu. Über Funk gab Spencer einen Fahndungsaufruf durch. Als sich der Flüchtende der Interstate näherte, bemerkte er, dass die Zufahrt blockiert war. Ein junger Polizist aus Sault Saint Marie hatte seinen Streifenwagen quer gestellt.
    Aber der Fahrer des Geländewagens hielt nicht an.
    Er streifte den hinteren Kotflügel des Polizeiwagens und raste vorbei, die Auffahrt hinauf und davon. Von der Wucht des Aufpralls begann sich das Polizeiauto zu drehen, und dann stürzte es eine Böschung hinunter. Der Polizist, ein junger Mann namens Scott White, starb, bevor Hilfe vor Ort war. Er hatte sich das Genick gebrochen.
    »Am nächsten Tag haben sie den Geländewagen gefunden«, sagte Spencer. »An einer einsamen Straße in der Nähe von Dafter, weniger als fünfzehn Kilometer südlich von Sault Sainte Marie. Der Mann wurde nicht wieder gesehen. Ich frage mich manchmal, ob er noch an Scott White denkt. Ich glaube schon. Er wird nicht mehr wegen des Bankraubs verfolgt – die Tat ist längst verjährt. Aber der Mord an White schwebt noch über ihm. Mord verjährt nicht.«
    Spencer legte seine Hand auf die Armlehne. »Vielleicht hat er auf den rechten Weg zurückgefunden und sich ein gutes Leben eingerichtet. Und dann ist es unwahrscheinlich, dass er nach so vielen Jahren noch Grund hat, hinter Kormoran und den anderen her zu sein.«
    »Ich glaube, Sie haben recht. Das ist wahrscheinlich nicht er«, sagte Elizabeth mit Blick auf die Zeichnung.
    »Aber wer ist es dann? Und was ist sein Motiv?«
    »Der Täter hat mit Sutton Bell gesprochen, bevor er ihn attackiert hat. Er fragte, ob Bell jemals an Sie oder an Callie denke. Fragte, ob Bell Callie im Fernsehen sehe, ob er ein Bild von ihr habe.«
    »Sie sagten, Henry Kormoran hatte ein Porträt von ihr in seiner Wohnung.«
    »Genau. Ich glaube, Kormorans Mörder hat es dort gesehen. Es ist interessant, dass er das Porträt Bell gegenüber erwähnt hat. Darin liegt eine implizite Botschaft: Sie haben nicht das Recht, Callies Bild auch nur anzusehen. Der Mann, nach dem wir suchen, hält sich vielleicht für Callies Beschützer.«
    »Aber Kormoran stellte keine Gefahr für Callie dar«, konstatierte Spencer. »Auch Bell nicht. Glauben Sie, dass dieser Mann Wahnvorstellungen hat?«
    »Wenn dem so ist, dann können wir zumindest daran anknüpfen«, sagte Elizabeth. »Wenn er sich in einer Beziehung zu Callie wähnt, hat er vielleicht an irgendeinem Punkt schon einmal versucht, Kontakt zu ihr aufzunehmen.«
    Ein Funke des Verstehens leuchtete in Spencers Augen auf. »Wollen Sie mit ihr sprechen?«
    »Ja.«
    »Sie ist heute Abend in Lansing. Jay und sie haben dort eine Wohnung.« Jay Casterbridge war Callie Spencers Ehemann. »Sie kommt morgen nach Ann Arbor. Wir haben ein paar Leute zu uns eingeladen.«
    »Ich habe ihr ein paar Nachrichten auf dem Anrufbeantworter hinterlassen«, sagte Elizabeth. »Sie hat nicht zurückgerufen.«
    »Sie hat sehr viel zu tun, aber ich bin sicher, dass sie in jeder nur denkbaren Weise mit Ihnen kooperieren wird.«
    Elizabeth sah Spencer nur unverwandt an und schwieg.
    »Hörte sich das nicht überzeugend an?«, fragte er.
    »Nicht so ganz.«
    Er lächelte breit. »Alles andere als überzeugend – so redet der Vater einer Politikerin. Wir wissen beide, dass Callies erste Regung sein wird, sich von Ihnen fernzuhalten. Sie wird nicht wollen, dass man ihren Namen mit einer Mordermittlung in Verbindung bringt.«
    »Das verstehe ich ja. Vielleicht können Sie ihr das vermitteln«, sagte Elizabeth. »Aber ich muss trotzdem mit ihr sprechen.«
    »Ich werde tun, was ich kann.«

    Als Elizabeth ging, hörte sie das Summen von Harlan Spencers motorisiertem

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