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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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eine Kopie aus ihrer Tasche und gab sie ihm.

    LASSEN SIE MIR BELL UND ICH BIN FERTIG

    »Er klingt absolut vernünftig«, sagte Shan. »Als wollte er eine Vereinbarung mit uns treffen. Ich vermute mal, es ist falsch von mir, dass ich wünschte, wir könnten diese Vereinbarung treffen. Aber ich habe allmählich genug von dieser Sache. Ich möchte nach Hause.«
    Shan hatte eine Exfrau, die etwas außerhalb von Detroit lebte, und einen Sohn, den er nur am Wochenende sehen konnte. Elizabeth wusste, dass er sich über alles ärgerte, was ihn davon abhielt, Zeit mit dem Jungen zu verbringen.
    Er gab ihr die Kopie zurück, und sie steckte sie wieder in die Tasche. Nachdem sie nachmittags die Notiz gefunden hatte, hatte sie mit allen Nachbarn der Spencers gesprochen. Eine Nachbarin, eine Lehrerin Mitte vierzig, sagte, sie habe einen Mann auf dem Bürgersteig gesehen, ihn aber nicht weiter beachtet. Ruth Spencer sagte, der Zettel sei bereits da gewesen, als sie den Korb mit den Tomaten auf Elizabeths Motorhaube abgestellt habe.
    Vom Haus der Spencers aus war Elizabeth zur City Hall gefahren, um Owen McCaleb Bericht zu erstatten. Der Zettel war zum Bezirkslabor geschickt worden, obwohl sie nicht glaubte, dass dabei irgendetwas herauskommen würde. Bis jetzt hatte der Mann im karierten Hemd keine Fingerabdrücke hinterlassen.
    Als sie die City Hall wieder verließ, begann sich die Situation auf den Straßen in der Innenstadt zu normalisieren. Der Markt war inzwischen vorbei, und die meisten Händler hatten ihre Verkaufsstände bereits abgebaut. Dann war sie endlich nach Hause gefahren, um mit Sarah und David zu Abend zu essen, und jetzt saß sie mit Shan im Auto und beobachtete den Eingang der Klinik, in der Bell lag.
    Während sie auf das Gebäude starrten, öffnete sich die Tür. Ein uralter Mann kam heraus, an seiner Seite eine ebenfalls alte Frau, die, in jeder Hand eine Krücke, den Gehsteig entlanghumpelte.
    »Geht das schon den ganzen Abend so?«, fragte Elizabeth.
    »So ungefähr, nur nicht so belebt.«
    »Er wird nicht kommen. Nicht heute Abend. So leicht wird das nicht werden. Das Ganze ist doch sinnlos – «
    »Vielleicht auch nicht«, sagte Shan. »Schau mal hinter uns, eine Reihe weiter, zweiter Wagen links.«
    Elizabeth klappte die Sonnenblende an der Fahrerseite herunter. Dort war ein Spiegel angebracht. Sie stellte ihn so ein, dass sie den Wagen sehen konnte, den Shan beschrieben hatte. Ein Mann saß hinter dem Lenkrad – er trug eine Baseballkappe, und das Gesicht war im Schatten verborgen.
    »Wie lange sitzt der schon da?«, fragte sie.
    »Ein paar Minuten. Ich dachte, der geht vielleicht einkaufen, aber er sitzt einfach nur da.« Der Parkplatz gehörte sowohl zur Klinik als auch zu einem Supermarkt.
    Plötzlich öffnete sich die Fahrertür des Wagens. Das Innenlicht ging an, das Gesicht des Mannes war immer noch nicht zu erkennen.
    »Dann wollen wir mal sehen, was er vorhat«, sagte Elizabeth und stieg aus, bevor Shan antworten konnte. Sie tat so, als wollte sie in den Supermarkt. Der Mann trat an seinen Kofferraum heran und öffnete ihn. Elizabeth schwenkte nach rechts und näherte sich ihm an der Wagenreihe entlang.
    »Polizei«, sagte sie. »Lassen Sie Ihre Hände so, dass ich sie sehen kann.« Sie hatte ihre Neun-Millimeter aus dem Halfter gezogen und hielt sie an der Seite.
    »Was hab ich denn getan?«, sagte der Mann. Er stand über den offenen Kofferraum gebeugt.
    »Hände so, dass ich sie sehen kann«, wiederholte sie.
    Er würde versuchen zu fliehen – entweder mit dem Wagen oder zu Fuß. Sie hatte die Situation schon vor sich. Er knallte den Kofferraum zu und trat zur Fahrertür, aber da stand Shan. Der Mann drehte sich um und rannte über den Parkplatz.
    Er lief etwa zwanzig Meter an den Autos entlang, dann duckte er sich hinter einen geparkten Van. Elizabeth rannte ihm nach, zwängte sich zwischen dem Van und einem zerbeulten Honda durch und lief dann auf den Industrial Drive zu, auf dem lebhafter Verkehr herrschte.
    Der Mann rannte weiter. Elizabeth war ihm schon ein wenig näher gekommen, als sie hörte, wie Shan, regelmäßig atmend, neben ihr auftauchte. Der Mann erreichte einen Grünstreifen, der den Parkplatz von der Straße trennte, verringerte sein Tempo aber keineswegs. Bremsen kreischten, als ein Pick-up abrupt zur Seite schwenkte, um ihn nicht anzufahren. Im letzten Moment drehte sich der Mann um, und dann verlor er das Gleichgewicht. Da waren sie schon auf ihm – Shan und

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