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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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ich wirklich längst etwas erfahren müssen.«
    Amelia Copeland nickte einmal. »Das sage ich doch. Überprüf es ruhig. Du wirst sehen, ich habe recht.«
    Da machte Callie ihre typische Geste, Hand auf die Schulter, und ihr Lächeln zog sich über ihr ganzes Gesicht.
    »Ich zweifle nicht einen Moment, Amelia«, sagte sie.
    Die Frau badete im Licht dieses Lächelns, bevor sie in Richtung Bar davonsegelte. Callie Spencer, die einen Augenblick allein war, hob ihr Glas an die Lippen.
    Ich ließ sie trinken, trat dann auf sie zu und fragte: »Sind Sie immer so diplomatisch?«
    Sie wandte sich um und sah mich an. »Scheint so.«
    »Wenn ich mich recht entsinne, ist es der Präsident, der mindestens fünfunddreißig sein muss. Ein Senator kann auch mit dreißig durchkommen.«
    »Wenn ich mich recht entsinne, bin ich neununddreißig. Aber ich hatte nicht den Mut, es ihr zu sagen. Amelia wird immer melancholisch, wenn sie zu viel Wein getrunken hat.«
    Ich streckte ihr meine Hand entgegen. »Ich bin David Loogan.«
    Sie drückte meine Hand. »Ach ja, natürlich.«
    »Können Sie mir vielleicht einen Gefallen tun?«
    Sie hob ihre Augenbrauen. »Und was wäre das?«
    »Könnten Sie vom Fenster wegtreten? Sie sind viel zu exponiert. Das macht mich nervös.«
    Etwas in ihrer Haltung veränderte sich. Sie schien sich zu entspannen, so als hätte man ihr ein Rätsel, das sie beschäftigt hat, endlich erklärt.
    »Ich habe mich schon gefragt, was Sie hier machen«, sagte sie. »Sie passen auf mich auf.« Sie drehte sich um und sah aus dem Fenster. »Haben Sie da unten jemanden gesehen?«
    »Man würde ihn nicht unbedingt sehen«, sagte ich. »Er könnte auf der anderen Straßenseite stehen, verborgen von den Blättern der Bäume.«
    »Dem Ahorn dort oder der Ulme?«
    »Ich mache keine Witze.«
    Ihre braunen Augen taxierten mich. »Nein. Aber Sie sorgen sich völlig umsonst. Ich bin hier im Haus meiner Eltern und damit sicher.«
    »Hier kann jeder reinkommen. Ich hätte mit einer Waffe hereinspazieren können, und niemand hätte was gemerkt.«
    »Ich bin froh, dass Sie es nicht getan haben«, sagte sie. »Eine Waffe hätte Ihren Anzug irgendwie ungünstig ausgebeult.«
    »Wie Sie möchten«, sagte ich. »Aber wenn wir hier stehen bleiben, dann gestatten Sie mir wenigstens, mich hier ans Fenster zu stellen.«
    Ein paar Sekunden lang stand sie schweigend da und rollte den Stiel ihres Weinglases zwischen ihren Fingern hin und her, und zum ersten Mal wurde mir klar, dass sie kleiner war, als sie im Fernsehen wirkte. Ich schätzte sie auf knapp einssiebzig, wobei ungefähr fünf Zentimeter ihren High Heels geschuldet waren.
    »Ich war falsch informiert, Mr Loogan«, sagte sie schließlich.
    »Wie kommt’s?«
    »Man hat mir geraten, mich von Ihnen fernzuhalten – weil es für mich nicht von Vorteil sei, mit Ihnen in Verbindung gebracht zu werden. Und jetzt haben Sie sich quasi als Schutzschild für mich angeboten. Würden Sie mich für einen Augenblick entschuldigen?«
    »Sicher.«
    Sie ging zu einem Mann, der an der Tür stand, und sprach mit ihm. Er war mir zuvor gar nicht aufgefallen. Er war etwa fünfzig und hatte ein unscheinbares Gesicht. Sein Anzug war völlig aus der Mode gekommen.
    Er hörte Callie Spencer zu, sah in meine Richtung und verschwand aus der Tür. Callie kam mit klappernden Absätzen zu mir zurück.
    »Das ist Alan Beckett«, erklärte sie. »Er hat als Berater für den Senator gearbeitet, und jetzt macht er das Gleiche für mich. Er überprüft die Gästelisten und passt auf, dass keiner hereinkommt, der mich erschießen will. Ich habe ihn gebeten, nachschauen zu lassen, ob drüben auf der anderen Straßenseite irgendjemand herumlungert.«
    »Was hat Sie dazu bewogen?«
    »Eigentlich nichts. Ich bin sicher, da ist niemand. Aber jetzt können wir uns unterhalten, ohne dass Sie um mein Leben fürchten müssen. Worüber sollen wir reden?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Politik?«
    »Sie kommen mir nicht gerade wie jemand vor, der Politik allzu ernst nimmt.«
    »Wie kommen Sie darauf ?«
    »Weil Sie hier der Einzige sind, der so was trägt.« Sie tippte auf den Button an meinem Revers.
    CALLIE SPENCER, EIN NEUANFANG.
    »Vielleicht sind es all die anderen hier, die Politik nicht ernst nehmen«, wandte ich ein.
    Sie lachte, entspannt und natürlich. »Wir geben diese Buttons unseren treu ergebenen Anhängern«, sagte sie. »Collegestudenten, die etwas brauchen, das sie an ihre Rucksäcke heften können. Bei

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