Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
Bella.
»Darf ich dich was fragen?«, sagte ich.
»Natürlich.«
Edward sah so aus, als achtete er gar nicht auf uns, aber er wusste natürlich, was ich fragen wollte, und ich lieà mich nicht täuschen.
»Warum willst du denn, dass ich komme? Seth kann dich genauso gut wärmen, und er ist bestimmt angenehmere Gesellschaft, er verbreitet immer gute Laune. Aber wenn ich zur Tür reinkomme, dann lächelst du, als wäre ich dir der liebste Mensch auf der Welt.«
»Du bist einer davon.«
»Das nervt, weiÃt du.«
»Ja.« Sie seufzte. »Entschuldige.«
»Aber warum? Das hast du mir noch nicht verraten.«
Edward schaute wieder weg, als würde er aus dem Fenster gucken. Sein Spiegelbild war ausdruckslos.
»Es ist ⦠als wären wir komplett, wenn du hier bist, Jacob. Als wäre dann meine ganze Familie versammelt. So stelle ich es mir jedenfalls vor â ich hatte ja bisher nie eine groÃe Familie. Es ist schön.« Sie lächelte einen kurzen Augenblick. »Wenn du nicht hier bist, dann fehlt etwas.«
»Ich werde nie zu deiner Familie gehören, Bella.«
Ich hätte dazugehören können. Ich hätte mich gut gemacht. Aber das war bloà eine ferne Zukunft, die schon gestorben war, ehe sie eine Chance hatte, Wirklichkeit zu werden.
»Du hast immer zu meiner Familie gehört«, widersprach sie.
Ich knirschte mit den Zähnen. »Das ist doch eine bescheuerte Antwort.«
»Und was wäre eine gute?«
»Wie wärâs mit: Jacob, ich seh dich so gern leiden.«
Ich spürte, wie sie zusammenzuckte.
»Würde dir das besser gefallen?«, flüsterte sie.
»Das wäre wenigstens einfacher. Ich könnte es kapieren. Damit umgehen.«
Dann schaute ich wieder in ihr Gesicht, das so nah an meinem war. Sie hatte die Augen geschlossen, sie runzelte die Stirn. »Wir sind vom richtigen Weg abgekommen. Aus dem Gleichgewicht geraten. Du bist ein Teil meines Lebens â das spüre ich, und du spürst es auch.« Sie hielt kurz inne, ohne die Augen zu öffnen â als wartete sie darauf, dass ich widersprach. Als ich nichts sagte, fuhr sie fort: »Aber nicht so. Wir haben irgendwas falsch gemacht. Nein. Ich hab etwas falsch gemacht, und da sind wir vom Weg abgekommen â¦Â«
Sie verstummte, und der angestrengte Ausdruck wich aus ihrem Gesicht, bis da nur noch ein Fältchen in ihrem Mundwinkel war. Ich wartete darauf, dass sie noch mehr Salz in meine Wunden streute, aber nur ein leises Schnarchen war zu hören.
»Sie ist erschöpft«, sagte Edward. »Es war ein langer Tag. Ein harter Tag. Ich glaube, sie wäre schon eher eingeschlafen, doch sie wollte auf dich warten.«
Ich sah ihn nicht an.
»Seth hat gesagt, es hat ihr noch eine Rippe gebrochen.«
»Ja. Dadurch fällt ihr das Atmen schwer.«
»Na toll.«
»Sollte sie wieder fiebern, lass es mich wissen.«
»Ja.«
Auf dem Arm, der meinen nicht berührte, hatte sie immernoch Gänsehaut. Ich hatte kaum den Kopf gehoben, um mich nach einer Decke umzusehen, als Edward die Decke schnappte, die über der Sofalehne lag, und sie über Bella warf.
Manchmal sparte dieses Gedankenlesen wirklich Zeit. Zum Beispiel brauchte ich vielleicht gar keinen groÃen Aufstand um die Geschichte mit Charlie zu machen. Edward konnte ja genau hören, wie wütend â¦
»Ja«, sagte er. »Das war keine gute Idee.«
»Warum dann?« Warum erzählte Bella ihrem Vater, sie sei »auf dem Wege der Besserung«, wenn es ihm danach nur umso schlechter gehen wird?
»Sie kann seine Sorge nicht ertragen.«
»Und dann ist es besser â¦Â«
»Nein. Es ist nicht besser. Aber ich werde sie im Moment zu nichts zwingen, was sie unglücklich macht. Wie es auch ausgehen mag, im Moment hilft es ihr. Um alles andere kümmere ich mich danach.«
Das passte überhaupt nicht zu ihr. Bella würde Charlies Trauer doch nicht einfach auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, damit sich dann jemand anders darum kümmern konnte. Selbst wenn sie starb. Das sah ihr nicht ähnlich. Sie musste etwas anderes im Sinn haben, so gut glaubte ich sie zu kennen.
»Sie ist sich ganz sicher, dass sie überleben wird«, sagte Edward.
»Aber nicht als Mensch«, wandte ich ein.
»Nein, nicht als Mensch. Dennoch hofft sie, Charlie wiederzusehen.«
Das wurde ja immer
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