Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
mich im Hochzeitskleid sähe.
Bevor ich zweihundertmal geatmet hatte, war Alice wieder da, ihr Kleid floss an ihrem schlanken Körper herab wie ein silbriger Wasserfall.
»Alice â wow.«
»Das ist nichts. Niemand wird heute auf mich achten. Nicht solange du im Raum bist.«
»Haha.«
»Und, hast du dich jetzt im Griff, oder soll ich Jasper holen?«
»Sind sie schon zurück? Ist meine Mom da?«
»Sie ist gerade zur Tür hereingekommen. Jetzt kommt sie hoch.«
Renée war vor zwei Tagen angekommen, und ich hatte so viel Zeit wie möglich mit ihr verbracht â das heiÃt, wenn ich sie mal von Esme und den Vorbereitungen loseisen konnte. Ganz offensichtlich hatte sie bei der Sache mehr Spaà als ein Kind, das über Nacht in Disneyland bleiben darf. In gewisser Hinsicht fühlte ich mich genauso hintergangen wie Charlie. Wie hatte ich mich vor ihrer Reaktion gefürchtet, ganz umsonst â¦
»Oh Bella!«, rief sie jetzt und platzte los, noch ehe sie ganz im Zimmer war. »Oh, Schatz, du bist so wunderschön! Oh, ich muss gleich weinen! Alice, du bist unglaublich! Du und Esme,ihr solltet euch als Hochzeitsplaner selbständig machen! Wo hast du dieses Kleid aufgetrieben? Es ist hinreiÃend! So anmutig, so elegant. Bella, du siehst aus, als wärst du einem Jane-Austen-Film entsprungen.« Die Stimme meiner Mutter drang wie durch Watte zu mir und alles im Raum wirkte leicht verschwommen. »Was für eine tolle Idee, alles auf Bellas Ring abzustimmen. Wie romantisch! Die Vorstellung, dass er schon seit dem neunzehnten Jahrhundert in Edwards Familie ist!«
Alice und ich wechselten einen kurzen verschwörerischen Blick. Meine Mutter lag, was den Stil des Kleids anging, um mehr als hundert Jahre daneben. Die Hochzeit war nicht auf den Ring abgestimmt, sondern auf Edward.
Vom Flur her kam ein lautes, schroffes Räuspern.
»Renée, Esme sagt, es ist an der Zeit, dass ihr runterkommt«, sagte Charlie.
»Charlie, du siehst ja umwerfend aus!«, sagte Renée, und das klang regelrecht bestürzt. Vielleicht fiel Charlies Antwort deshalb so barsch aus.
»Ich bin Alice in die Fänge geraten.«
»Ist es wirklich schon so weit?«, sagte Renée zu sich selbst; sie schien fast so nervös zu sein wie ich. »Das ging alles so schnell. Mir ist ganz schwindelig.«
Damit war sie nicht allein.
»Umarm mich noch mal, bevor ich runtergehe«, sagte Renée. »Vorsichtig, dass du nichts kaputt machst.«
Meine Mutter fasste mich behutsam um die Taille und drückte mich leicht, dann wirbelte sie zur Tür herum, wirbelte jedoch einfach weiter, bis sie mich wieder anschaute.
»Oh, nein, das hätte ich fast vergessen! Charlie, wo ist die Schachtel?«
Mein Vater kramte eine Weile in seinen Taschen, dann holteer eine kleine weiÃe Schachtel hervor und reichte sie Renée. Renée hob den Deckel ab und hielt mir die Schachtel hin.
»Etwas Blaues«, sagte sie.
»Und auch etwas Altes. Sie haben deiner Oma Swan gehört«, fügte Charlie hinzu. »Wir haben die Strasssteine beim Juwelier durch Saphire ersetzen lassen.«
In der Schachtel lagen zwei schwere silberne Kämme. Dunkelblaue Saphire waren über den Zähnen der Kämme zu einem Blumenmuster gesteckt.
Ich hatte plötzlich einen Kloà im Hals. »Mom, Dad ⦠das war doch nicht nötig.«
»Etwas anderes hat Alice nicht erlaubt«, sagte Renée. »Immer wenn wir es versucht haben, wär sie uns fast an die Gurgel gesprungen.«
Ich konnte ein hysterisches Kichern nicht zurückhalten.
Alice kam herbei und steckte mir mit einer schnellen Bewegung beide Kämme unter den Rand der dicken Zöpfe. »Damit hätten wir etwas Altes und etwas Blaues«, sagte sie nachdenklich und ging ein paar Schritte zurück, um mich zu bewundern. »Und dein Kleid ist neu, dann also hier â¦Â«
Sie warf mir etwas zu. Automatisch streckte ich die Hände aus, und ein hauchdünnes weiÃes Strumpfband landete darin.
»Das gehört mir, und ich möchte es zurückhaben«, sagte Alice.
Ich wurde rot.
»Na bitte«, sagte Alice beglückt. »Ein wenig Farbe â das hat dir gefehlt. Jetzt bist du offiziell vollkommen.« Mit einem kleinen selbstzufriedenen Lächeln wandte sie sich zu meinen Eltern. »Renée, du musst jetzt nach unten.«
»Zu Diensten, Maâam.«
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