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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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kriegte er heraus: «Sie war im Diner.»
    -51-
    Lena drehte sich um und ging in Richtung des Lokals.
    Jeffrey fuhr fort: «Sie ging auf die Toilette.»
    Lena blieb abrupt stehen.
    «Dort hatte sich jemand versteckt. Er stieß ihr ein Messer in die Brust.» Jeffrey wartete darauf, dass sie sich umdrehte, aber das tat sie immer noch nicht. Lenas Schultern waren gerade, und sie verharrte absolut bewegungslos. Er fuhr fort: «Dr. Linton aß mit ihrer Schwester Tessa zu Mittag. Sie ging auf die Toilette und fand Sibyl.»
    Lena drehte sich langsam um, die Lippen leicht geöffnet.
    «Sara hat versucht, sie zu retten.»
    Lena sah ihm direkt in die Augen. Er zwang sich dazu, nicht wegzusehen.
    «Sie ist tot.»
    Die Worte hingen in der Luft wie Nachtfalter vor einer Straßenlaterne.
    Lenas Hand fuhr zum Mund. Fast wie betrunken ging sie ein paar Schritte im Halbkreis, drehte sich dann wieder zu Jeffrey um. Ihr fragender Blick schien ihn durchbohren zu wollen.
    Sollte das etwa ein Scherz sein? War er zu solcher Grausamkeit fähig?
    «Sie ist tot», wiederholte er.
    Sie atmete stoßweise. Er vermochte beinahe zu sehen, wie es in ihrem Kopf arbeitete, wie sie die Information zu bewältigen suchte. Lena ging auf die Wache zu, blieb dann stehen. Mit offenem Mund wandte sie sich wieder Jeffrey zu, sagte aber nichts. Ohne Vorwarnung startete sie in Richtung Diner.
    «Lena!», rief Jeffrey und rannte hinter ihr her. Sie war sehr schnell für ihre Größe, und seine Straßenschuhe konnten nicht mit ihren leichten Turnschuhen mithalten. Er winkelte die Arme an, wurde schneller und mühte sich mit aller Kraft, sie einzuholen, bevor sie das Lokal erreichte.
    -52-
    Er rief nochmals ihren Namen, als sie sich dem Lokal näherte, aber sie raste daran vorbei und bog dann nach links zum medizinischen Zentrum ab.
    «Nein», stöhnte Jeffrey und trieb sich noch schneller voran.
    Sie war auf dem Weg zum Schauhaus. Nochmal rief er ihren Namen, aber Lena sah sich nicht um, als sie auf die Auffahrt des Krankenhauses zulief. Sie warf sich gegen die Schiebetüren, sodass sie aus dem Rahmen sprangen und Alarm ausgelöst wurde.
    Jeffrey folgte ihr nur Sekunden später. Er lief um die Ecke zur Treppe und hörte, wie Lenas Tennisschuhe über die
    Gummibeläge der Stufen schlappten. Ein Dröhnen hallte das schmale Treppenhaus hinauf, als sie die Tür zum
    Leichenschauhaus öffnete.
    Jeffrey blieb auf der vierten Stufe von unten stehen. Er hörte Saras überraschtes ‹Lena›, gefolgt von einem schmerzerfüllten Stöhnen.
    Er zwang sich dazu, die letzten Stufen hinunterzugehen und das Leichenschauhaus zu betreten.
    Lena war über ihre Schwester gebeugt, hielt sie bei der Hand.
    Sara hatte ganz offensichtlich versucht, die schlimmsten Verletzungen mit einem Tuch zu bedecken, aber der größte Teil von Sibyls Oberkörper war noch zu sehen.
    Lena stand neben ihrer Schwester. Ihr Atem kam in
    keuchenden Stößen, ihr gesamter Körper bebte wie bei einem Anfall von Schüttelfrost.
    Sara warf Jeffrey strafende Blicke zu. Er konnte nur abwehrend die Hände heben. Er hatte sie doch aufzuhalten versucht.
    «Wann ist es passiert?», fragte Lena zähneklappernd. «Wann ist sie gestorben?»
    «Gegen vierzehn Uhr dreißig», antwortete Sara. An ihren
    -53-
    Handschuhen war Blut, und sie klemmte sie unter die Achseln, als wollte sie es verbergen.
    «Sie fühlt sich so warm an.»
    «Ich weiß.»
    Lena senkte die Stimme. «Ich war in Macon, Sibby», sagte sie zu ihrer Schwester und strich ihr das Haar zurück. Jeffrey war froh, dass Sara sich die Mühe gemacht hatte, wenigstens einen Teil des Blutes auszukämmen.
    Im Leichenschauhaus herrschte Stille. Es war unheimlich, Lena neben der toten Frau stehen zu sehen. Sibyl war ihre eineiige Zwillingsschwester, glich ihr aufs Haar. Sie waren beide zierliche Frauen, kaum eins sechzig groß und knapp sechzig Kilo schwer. Ihre Haut hatte denselben olivenfarbigen Teint. Lenas dunkelbraunes Haar war länger als das ihrer Schwester, Sibyls lockiger. Der Gesichtsausdruck der Schwestern hätte gegensätzlicher nicht sein können: Die eine wirkte unbeteiligt und emotionslos, die andere von tiefer Trauer zerrissen.
    Sara wandte sich ein wenig zur Seite und zog die Handschuhe aus. «Lasst uns nach oben gehen, okay?», schlug sie vor.
    «Sie waren doch dabei», sagte Lena mit leiser Stimme. «Was haben Sie getan, um ihr zu helfen?»
    Sara blickte auf ihre Hände. «Ich hab getan, was ich tun konnte.»
    Lena streichelte die Wange ihrer

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