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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Stelle wuchs nichts als Klee, um die fruchtbare Erde zu schützen. Jetzt lag dort, inmitten des Klees, ein Stein in Form einer natürlichen Schale, flach genug, damit die Vögel daraus trinken und darin baden konnten. In dieser Schale, gerade unterhalb der Wasseroberfläche, lag ein silberner Armreif mit einem komplizierten Muster aus Knoten, die fließend ineinander übergingen.
    Sie streckte die Hand aus und legte sie so auf den Stein, dass ihre Fingerspitzen ins Wasser eintauchten.
    Aufruhr. Zwiespalt. Wunsch und Weigerung. Mächtige Gemütsbewegungen, die an ihr zogen und sie gleichzeitig fernhalten wollten.
    Dieser Stein kam nicht von einem Ort der Dunkelheit,  sondern von einem Ort des Lichts. Sie konnte die Strömungen des Lichts im Stein und im Wasser singen hören. Das war ein gewisser Trost, doch es erklärte nicht, warum Ephemera einfach so einen Zugangspunkt zu einer fremden Landschaft erschaffen hatte.
    Konzentrier dich, Glorianna. Das hier war keine sinnlose Tat.
    Jemand hatte einen Herzenswunsch ausgesprochen, der stark genug war, auf diese Art und Weise von der Welt beantwortet zu werden. Doch mehr als diesen Stein hierher zu bringen konnte Ephemera nicht tun, um dem Herzenswunsch zu entsprechen.
    Zu anderen Zeiten hätte sie den Zugangspunkt genutzt, um in die fremde Landschaft überzutreten. An jenem Ort zu stehen, hätte ihr ein besseres Gefühl dafür gegeben, was dieser Teil Ephemeras brauchte. Aber …
    Dieser Ort des Lichts trug ihre Resonanz und trug sie doch nicht, und die Gründe dafür lagen außerhalb ihres Erfahrungsschatzes.
    Die Strömungen der Macht, die Ephemera durchzogen, umkreisten sie, aufgeregt, eifrig.
    Seufzend erhob sich Glorianna. »In Ordnung. Es kann bleiben« Vorläufig. »Wir wollen sehen, ob wir den Rest des Tages ohne weitere Aufregungen überstehen, ja?«
    Die Strömungen der Macht trieben von ihr fort, erinnerten sie erneut an einen Welpen, der bereits genau das getan hatte, was sie ihm gerade befohlen hatte, nicht zu tun. Kein gutes Zeichen.
    Und so war sie nicht überrascht, als sie sah, wie Lee auf das Gartentor zuhastete.
    »Heute sollte eigentlich dein Ruhetag sein«, rief sie, als sie ihm entgegeneilte.
    »Ich weiß. Deiner auch.«
    Er sah blass und besorgt aus - und sein unterdrückter Zorn war stark genug, um die Dunklen Strömungen der Insel zum Schimmern zu bringen.
    »Was ist los?«, fragte Glorianna. »Ist zu Hause etwas passiert?«
    »Alles in Ordnung. Zu Hause ist alles in Ordnung.« Lee fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
    »Lee.«
    »Eine Handvoll Landschafferinnen und drei Brückenbauer haben den Weg in die Heiligen Stätten gefunden. Sie sind … verzweifelt … und ein wenig voreilig damit, jemandem die Schuld zuzuschieben, denn -«
    Sie hob die Hand und brachte ihn so zum Schweigen. Es war keine Überraschung, dass die anderen eine Möglichkeit finden würden, ihr die Flucht des Weltenfressers und die Zerstörung der Landschafferinnenschule zur Last zu legen. Nein, keine Überraschung. Doch es schmerzte sie trotzdem, dass auch nur eine von ihnen sie für fähig hielt, eine solch abscheuliche Tat zu begehen.
    »Wenn ihre Landschaften gefährdet sind …«
    »Ich weiß, Glorianna. Ich weiß.« Lee wandte den Blick ab. »Wir müssen herausfinden, wie sie die Heiligen Stätten erreicht haben: Welche Brücken geschaffen worden sind und wo.«
    »Wir werden sie vielleicht aus den Heiligen Stätten ausschließen müssen, um die Orte des Lichts zu schützen.«
    »Das weiß ich auch. Doch Yoshani glaubt, es sei das Beste, ihnen einen Tag Erholung zu gönnen, und so ihre Gefühle ein wenig zur Ruhe kommen zu lassen. Und außerdem glaubt er, dass du mit ihnen reden solltest.«
    Yoshani war ein heiliger Mann, der von einem Ort des Lichts in einer fernen Landschaft stammte. Als sie fünfzehn war, war sie in diese Landschaft hineingestolpert, hatte den Zugangspunkt benutzt, den Ephemera geschaffen hatte, und war an jenen entlegenen Ort übergetreten. Diese Entscheidung hatte sie vor den Wächtern der Dunkelheit gerettet und diese davon abgehalten, sie in ihrem Garten in der Schule einzuschließen. Nachdem sie die  Orte des Lichts miteinander verbunden und so die Heiligen Stätten erschaffen hatte, fing Yoshani an, seine Zeit zwischen seiner eigenen Gemeinschaft des Lichts und dem Teil der Heiligen Stätten aufzuteilen, der für Besucher leichter zugänglich war. Die Leute fühlten sich wohl in seiner Gegenwart, und so war er der unernannte Zuhörer und Berater

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