Belsazars Ende
Menschen, meine ich.«
»Aber Sie waren später noch einmal in Kleve.«
»Ja, vor etwa zwei Monaten. Ich habe eine alte Dame besucht, die ich früher gekannt habe. Aber ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich..« Er suchte nach einer Formulierung. »… ob ich meine Wurzeln finden will. Hier.«
»Wem haben Sie sonst noch von Antonius van Velden erzählt?«
»Was er wirklich getan hat, meinen Sie?«
»Ja«
»Keinem. Warum auch?«
Toppe holte den Kaffee und goß ein.
Ackermann winkte ab.
»Danke. Darf ich etwas fragen?« sagte Rosenberg. »Wie ist van Velden umgekommen?«
»Er wurde erschlagen.«
Rosenbergs Gesicht zeigte keine Bewegung.
»Bleiben Sie noch in Kleve?«
»Muß ich denn?«
»Nein, Sie müssen natürlich nicht. Aber vielleicht habe ich noch Fragen, wenn wir ein Stück weitergekommen sind.«
Rosenbergs Augen blitzten verschmitzt. »Ein paar Tage wollte ich noch bleiben. Ich habe festgestellt, es gibt ein paar Menschen, die ich wiedersehen möchte.«
»Ich werde die Stollen öffnen lassen«, sagte Toppe, als Rosenberg schon in Hut und Mantel war, sie sich schon die Hand gegeben hatten. Er spürte, wie Rosenberg einen Moment innehielt, dann aber zur Tür ging.
»Möchten Sie gern dabei sein, Herr Rosenberg?«
»Ja. Ich denke, das möchte ich.«
»Wo kann ich Sie erreichen?«
»Ich wohne im Hotel Schwanenhof.«
»Ich werde Sie benachrichtigen, wenn es soweit ist.«
»Vielen Dank. Sie sind sehr freundlich.«
»Ich bedanke mich bei Ihnen. Sie haben mir sehr geholfen. Auf Wiedersehen, Herr Rosenberg.«
Ackermann übertraf sich selbst. Volle zwei Minuten hielt er den Mund, dann aber ging es mit ihm durch: »Ein feiner Mensch!« wobei er bei »feiner« die Stimme dramatisch senkte – »Mannomann, wat für ’ne Drecksau, der alte van Velden!«
Toppe hätte ihm das gerne bestätigt, aber er wollte noch nichts sagen, erst mal verdauen.
Ackermann ließ ihm keine Chance: »Denken Sie, wat ich auch denk? Der Alte hat die ganzen Schätze da unten gebunkert für schlechte Zeiten. Oder sag’n wer ma’ lieber für bessere Zeiten. Denn damals könnt’ er die ja wohl kaum versilbern, wa? Und der Herr Rosenberg hat unsern Pornokünstler auf dieselbe Idee gebracht, die ich jetz’ auch hab’. Ich sach Ihnen, der alte Geck wollt’ sich ma’ ebkes den ganzen unverhofften Segen unter ’n Nagel reißen. Glauben Se mir!«
Toppe war wieder mit dabei. »Und da Rosenberg keine Ahnung hatte, wo die Katakomben gewesen sein mochten, hat Roderik van Velden im Stadtarchiv und in der Bücherei angefangen, nach alten Plänen zu suchen.«
»Un’ sich dann, als er’t wußte, den Auftrach für’t Amphitheater an Land gezogen. Hab’ ich nich’ gleich gesacht, dat mit dem Amphitheater stinkt zum Himmel?!«
»Das paßt alles beinahe schon zu gut zusammen. Meinen Sie, van Velden hatte Mitwisser?«
»Da war’ er aber schön bekloppt gewesen!«
»Gesetzt den Fall, diese ganze phantastische Geschichte hat Hand und Fuß..«
».. wär’ dat nich’ schön, Chef? Endlich ma’ Karl May live. Wünsch’ ich mir schon ewich.«
»Ob der die Sachen schon gefunden hat?«
»Nää! Wat hätt’ der dann am Montach sons’ noch da rumgemurkst?«
»Na dann«, sagte Toppe und zog das Telefon heran. »Wo soll ich anrufen?«
»Bauamt«, tippte Ackermann, und dann: »Mann! Bin ich gespannt!«
Der Herr vom Bauamt verstand kein Wort. »Stollen? Wo soll denn das sein?«
Toppe erklärte es ihm.
»Davon habe ich in meinem Leben noch nichts gehört. Da gibt es auch gar keine Pläne, das wüßte ich.«
»Ich habe aber welche«, sagte Toppe spitz.
»So? Am Amphitheater, sagen Sie. Das ist Baudenkmal und Kultur. Das fällt dann nicht in unser Ressort. Wenden Sie sich an das Schul- und Kulturamt.«
Die Dame beim Schul- und Kulturamt hatte ebenfalls noch nie von den Stollen gehört, und sie versuchte, die Sache in gängiger Manier abzukürzen. »Dafür sind keinesfalls wir zuständig.«
»Sind Sie nicht? Wer ist denn zuständig?«
»Ja, ich weiß auch nicht. Wenn es diese – Stollen überhaupt gibt..«
»Es gibt sie«, unterbrach Toppe hitzig. »Ich habe sie mit meinen eigenen Augen gesehen!«
»Ach so. Dann warten Sie mal. Ich verbinde Sie mit unserem Kulturdezernenten.«
»Ganz reizend«, zischte Toppe, aber das hörte sie schon nicht mehr.
Es dauerte Ewigkeiten.
Ackermann wollte sich weglachen. »Die haben doch einen an der Mütze! Legen Se bloß auf. Ich ruf Rudi an. Dat is’ ’n Freund beim Ordnungsamt.
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