Belsazars Ende
als er einnickte, schrillte das Telefon neben seinem Ohr. Fluchend nahm er den Hörer ab.
»Toppe!« bellte er.
»Ja, hier ist Astrid«, kam es kleinlaut.
»Oh! Hallo!« sagte er friedlicher und setzte sich auf.
»Ich wollte mich nur eben melden. Ich bin erst vor einer knappen Stunde zurückgekommen.«
»Und? Wie ist es gelaufen?«
»Erfolglos«, sagte sie müde. »Ich habe die beiden Mädchen noch nicht gefunden. Aber können wir nicht morgen darüber sprechen. Ich bin ziemlich kaputt.«
»Doch«, beeilte er sich, »natürlich. Ruh dich erst mal aus; war ja ein langer Tag für dich. Hast du schon was gegessen?«
»Nein, noch nicht. Warum?« Ihre Stimme veränderte sich.
»Ich dachte, ich könnte dich zum Essen ausführen«, hörte er sich sagen.
Sie zögerte nicht. »Ich hab’ mir gerade einen Auflauf in den Ofen geschoben. Komm doch zu mir. Das Essen reicht bestimmt für zwei.«
Er versuchte nachzudenken.
»Ja, gern. In einer halben Stunde?«
»Das kommt genau hin. Bis gleich dann., ich freu’ mich.«
»Ja, bis gleich.«
Er brauchte nur Minuten, sich zu duschen und abzutrocknen, aber eine Ewigkeit, sich anzuziehen, zu rasieren, Aftershave aufzulegen, sein Gesicht im Spiegel zu betrachten und sein Körperprofil.
Er strengte sich an, nicht zu denken, aber es fiel ihm schwer.
Von der Haustür aus brüllte er: »Ich muß noch mal weg« in Richtung Küche.
Sie hatte offensichtlich auch geduscht; ihr Haar schimmerte feucht, als sie ihm öffnete.
»Hallo«, lächelte sie leise, schloß die Tür und küßte ihn selbstverständlich auf den Mund.
Er blieb ungelenk stehen.
»Was ist?« fragte sie. »Bist du gekommen, um doch noch über Düsseldorf zu sprechen?«
»Nein!« Mitten in ihre Augen.
»Gut!« Sie drehte sich um und ging vor ihm her.
Sie kamen gerade eben noch bis ins Wohnzimmer.
Es war wild und hastig und dauerte nur wenige Minuten.
Da war keine Nähe hinterher, keine Wärme, nur Fremdheit, auch bei ihr.
Aber sie fing sich schneller, war weich und warm, küßte ihn auf den Hals, flüsterte: »So schnell bin ich noch nie gekommen«, was ihm schon wieder weiche Knie machte.
Er räusperte sich. »Tut mir leid.«
»Was?« Sie sah ihn entgeistert an.
»Es war ein bißchen rüde«, lächelte er und fuhr ihr mit dem Finger über die Lippen. Sie schnappte danach, sog ihn in ihren Mund. Ihre Augen funkelten.
»Na ja, für den Anfang..«
Dann suchte sie auf dem Teppich nach ihrem Höschen.
»Du hast hoffentlich richtigen Hunger.«
Sie hatte den Tisch für zwei gedeckt: ein leuchtendblaues Tischtuch, weißes Geschirr, zwei Kerzen in silbernen Leuchtern, Weingläser mit schwarzen Stielen – alles sehr edel, alles sehr Fabrikantentochter.
»Ich hatte ja nicht allzu viel Zeit«, entschuldigte sie sich, als sie seinen Blick bemerkte, und meinte das wirklich ernst. »Setz dich und gieß uns Wein ein.«
Er setzte sich und goß den Wein ein.
Sie kam mit dem Auflauf aus der Küche: Kartoffeln, Schweinefilet, Schafskäse, Knoblauch und Sahne. Es schmeckte ihm gut.
»Kochst du immer so aufwendig für dich selbst?«
Sie nickte mit vollem Mund. »Meistens. Aber ich hab’ auch oft Besuch.«
»Ja., klar.«
»Nicht, was du jetzt denkst«, grinste sie frech.
»Hab’ ich überhaupt nicht gedacht«, verteidigte er sich.
Sie lachten beide, und sie griff über den Tisch, nahm seine Hand und sah ihn fragend an.
Er nickte.
»Komm.«
Das Bett war aufgedeckt.
Diesmal ließ er sich einfach fallen in ihre Weichheit, ihre Nässe, hörte auf zu denken, war ganz mit ihr.
Sie hielt ihn.
»Bleibst du heute nacht bei mir?«
»Nein, ich..«
Sie nickte kindlich.
»Deine Frau«, sagte sie tapfer.
Er sah sie nicht an.
»Ja«, erwiderte er dann und küßte sie.
30
»Kommst du mit in die Badewanne?« fragte sie viel später.
Er antwortete nicht, lag auf dem Rücken, die Augen geschlossen.
»Hee«, stupste sie ihn. »Wo bist du?«
»Hm?« Er sah sie an.
»Geht es dir gut?« fragte sie unsicher.
»Doch, ich glaube schon. Mich holt nur gerade der Alltag wieder ein.«
»Also keine Badewanne!«
Sie spielte Zerknirschung, schlug die Decke zurück und setzte sich auf den Bettrand.
Er umfaßte ihre Taille von hinten und fuhr ihr mit der Handfläche leicht über die Brüste. »Wie spät ist es?«
»Halb zehn«, murmelte sie und lehnte sich an ihn. »Bist du müde?«
»Ganz im Gegenteil!« Er schob ihr Haar beiseite und küßte ihren Nacken, »Trotzdem! Ich muß telefonieren.«
»Ach wirklich?« Sie
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