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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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zu schieben. Der Präsident bat um Ruhe.
    »Ein Wort noch an Sie, die Journalisten, damit Ihr Tag gut anfängt: Heute schicke ich einen persönlichen Brief – Sie können es eine Bitte nennen – an den großen Amerikaner Sherman Taylor, in dem ich ihn bitte, bei unserer lebenswichtigen Friedensinitiative in Mexiko mitzumachen. Ich bitte ihn, zusammen mit Admiral Sam Lord, unsere Mission in Mexiko durchzuführen. Ich hoffe, er antwortet schnell – und positiv. Nichts würde mich glücklicher machen, als zu sehen, wie General Taylor, dieser Kriegsheld, den Friedensnobelpreis für seine Bemühungen in Mexiko erhält. Admiral Lord wird mit der Delegation in wenigen Tagen aufbrechen.
    Alexandra wird Ihnen allen in den Bussen Kopien des Briefes geben.«
    Das Baby fing an zu weinen, aber die Großmutter – jedenfalls sah sie so aus – hatte ein Foto gemacht, als der Präsident es geküßt hatte, und alle waren zufrieden. Der Präsident betrat den General Store. Driskill und Mac waren nahe genug, um im Kielwasser hineingeschoben zu werden. Drinnen war alles eine noch gelungenere Kulisse als draußen. Ein zum Leben erwachtes Bild von Norman Rockwell. Der Kanonenofen, die mit Holz verkleidete Eismaschine, ein Coca-Cola-Automat, der aus den späten vierziger Jahren stammen mußte, mehrere Männer rauchten Cherry-Blend-Tabak in den Pfeifen und, bei Gott, einer hatte einen Lutscher im Mund. Sechs Stammkunden standen mit Kaffeetassen herum und grinsten breit, als der Präsident durch die Tür kam.
    Er enttäuschte nicht. »Arthur, wie geht’s denn? Dich habe ich seit vorigem Sommer nicht gesehen – was macht dein Bein? Sam, wie geht’s, wie steht’s? Was macht die Schule, junger Mann?« Die Fotoapparate klickten, die Kameras surrten. »Betty!« Er ging zu einer älteren Frau, die neben einem Gurkenfaß stand. Dann senkte er die Stimme, damit nur wenige ihn hörten. »Es tut mir so leid wegen Owen.« Die Frau blickte mit bebenden Lippen auf. »Seine Zeit war abgelaufen, Mr. President. Er würde sich freuen, daß Sie sich an ihn erinnern.«
    »Er weiß es, Betsy, er weiß es. Sie müssen stark sein, meine Gute.« Dann legte er den Arm um sie, um ihre Tränen vor den Kameras zu verbergen. Sie tätschelte seinen breiten Rücken. Als er zur Ladentheke blickte, stieß er einen Freudenschrei aus. »Maggie, Sie Teufelsweib!« sagte er und beugte sich über die Schlüsselringe, die Schokoriegel und Krüge mit Ahornsirup aus Vermont, um sie auf die Wange zu küssen. Maggie war eine große, kräftige Frau mit langem hellbraunem Haar und einem rotschwarzen Flanellhemd, dessen Ärmel sie hochgerollt hatte. Dazu trug sie eine Weste. Sie war ungefähr fünfzig und hatte das forsche Gesicht, mit dem man einen Laden oder einen Fernfahrertreff führen oder einen Bus fahren konnte. Sie kannte jeden Kunden in- und auswendig.
    »Auch mal wieder hier?« fragte sie so laut, daß jeder sie hören konnte. Alle lachten. »Ich glaube, ich habe Sie das letzte Mal vor vier Jahren gesehen. Sie sehen jedesmal, wenn Sie auftauchen, mehr wie einer dieser Politgauner aus den Nordstaaten aus.« Sie fühlte sich sicher genug, um ihn zu necken, und er genoß es. Die Kameras kamen näher und verschlangen die Szene.
    Der Präsident kaufte seinen jährlichen Angelschein von Maggie. Dann versuchte er, sein altes Taschenmesser gegen ihre antike Bonbondose einzutauschen. »Sie machen wohl einen Witz!« rief sie. »Ich habe vor fünfzehn Jahren einem Kerl vier Paar dicke Socken und ein Paar lange Unterhosen für diese Dose gegeben. Aber das da brauchen Sie noch.« Sie führte ihn zur Umkleidekabine und gab ihm eine Anglermütze mit grünem Schirm. Er schob sie zurecht und kaufte sie. »Darf ich das Wechselgeld behalten?« fragte sie.
    »Sie machen wohl einen Witz!« rief er, und alle lachten los.
    Dann sah der Präsident das große Wahlplakat. Bob Hazlitt, mit wehendem weißem Schal, blickte zuversichtlich herab. Alle im Raum sahen, wie der Präsident mit gespieltem Entsetzen zurückwich. »Aber, Maggie, wer hat bei Ihnen so ein Plakat aufgehängt? Zweifellos, während Sie anderweitig beschäftigt waren.«
    Maggie biß die Zähne zusammen, blieb jedoch fest. »Nein, Charlie – ich meine, Mr. President – das war ich selbst.«
    Er ging auf sie zu, mit einer Hand hielt er die Anglermütze. Dann legte er den Arm um ihre Schulter. »Möchten Sie sich mir anvertrauen, Maggie? Sie sind unzufrieden, stimmt’s?« Er lächelte. Die Kameras arbeiteten wie verrückt.

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