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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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und schließt eine Norman-Rockwell-Amerikanerin in die Arme, lächelnd, als wolle er ihr seine Kraft einflößen.
    Mit absolut theatralischer Geste riß Maggie das Hazlitt-Plakat von der Wand und ließ sich, mit Tränen auf den Wangen, vom Präsidenten der Vereinigten Staaten ein Bonner-Abzeichen an die Weste stecken. Charles Bonner – ein Präsident für die gesamte Menschheit.
    Der Augenblick war so überwältigend, daß alle Stammkunden im Laden Beifall klatschten. Auch viele Reporter klatschten unwillkürlich mit. Es war unwiderstehlich. Man mußte es mit eigenen Augen sehen, und dank der Kameras würde die Nation es heute als Aufhänger der Abendnachrichten sehen.
    Aus dem Augenwinkel sah Driskill, wie Ellen Thorn eine Träne wegwischte. »Also ehrlich, Ben, manchmal schafft er mich. Er ist unvergleichlich. Er greift einem direkt ins Herz. Ich bin Zynikerin, aber auch oft verdammt froh, wenn mir klar wird, daß ich nicht so zynisch bin, daß ich dafür nicht mehr empfänglich wäre.«
    Sie verließen den Laden und versuchten sich von der Menge abzusetzen. »War das abgesprochen?« fragte Driskill. »Es war Fernsehen vom Feinsten, aber war es echt?«
    »Sie glauben doch nicht ernsthaft, daß das abgesprochen war?« fragte Ellen empört.
    »Nein, eigentlich nicht. Seine Instinkte sind einfach so verdammt gut.«
    Alexandra Davidson, die Pressesekretärin, gesellte sich zu ihnen. »Gott soll mein Zeuge sein, Ben Driskill. Was wir gerade gesehen haben, gibt es heutzutage in Amerika kaum noch. Ohne Probe, reine Realität.«
    Alle folgten, als Charlie und Linda zum Bus zurückgingen. Dann verließen sie Lincoln. Zum tausendstenmal war Driskill von der Vitalität des Präsidenten beeindruckt. Er konnte nicht verstehen, wie ein Mann unter so viel Druck stehen konnte und trotzdem Depressionen und Erschöpfung und die Aussicht auf eine peinliche Niederlage so abschütteln und einen Niagarafall von Charme versprühen konnte. Es war, als würde man einen großen Schauspieler sehen, der alle Register an Charakter und Können zog, um eine brillante Aufführung zu bieten. Es spielte keine Rolle mehr, ob es wahr war oder nicht. War überhaupt irgend etwas in der Politik wahr?
    Driskill mußte trotzdem mit dem Präsidenten über Rachel Patton und den Geheimkanal sprechen. Jede sich bietende Gelegenheit war ihm dazu recht. Er fragte Bob McDermott, was Charlie den Rest des Nachmittag, tun würde und ob er ihn sprechen könnte. Mac blickte ihn nur an und lachte.
    »Kommen Sie mit ins Haus, Kumpel. Wir quetschen Sie rein.«
     
    Driskill stand am geschwungenen Fenster und betrachtete den Regen, der im Schein der Lampen glänzte, welche die Skiabfahrt beleuchteten. Weiter unten parkten die Übertragungswagen. Sie waren wegen des Regens kaum zu sehen. Die Sicherheitsleute gingen umher, in den Fertigbau des Hauptquartiers, das verschwinden würde, wenn Charlie Bonner nicht mehr Präsident war. In der Nachbarschaft gab es eine Menge Feuerwerk.
    In dem riesigen Kamin, der einen Durchmesser von fünf Metern hatte, waren dicke Holzscheite mit Rinde sorgfältig aufgestapelt, damit ein perfektes Feuer brannte. Präsidenten hatte immer perfekte Feuer. Das kam mit dem Amt. Doch heute war es heiß und schwül. Feuer würde es erst im Herbst geben. Das Erdgeschoß war mit Möbeln, Bücherregalen und Wandschirmen wie eine Torte aufgeteilt. Die Schlafzimmer waren oben. Als Charlie Gouverneur von Vermont war, hatte der Architectural Digest dem Haus einen sechsseitigen Bericht gewidmet. Driskill drehte sich um, als der Präsident sprach.
    »Ben, es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, seit ich dich zum letztenmal gesehen habe.«
    Der Präsident stand mit einem Glas in der Hand da, in dem wohl Eistee war. Er trug einen flaschengrünen Pullover, kein Hemd, Leinenhosen und Mokassins ohne Socken.
    Er lächelte.
    »Es ist drei Tage her.«
    »Wie auch immer. Ich hatte verdammt viel zu tun, aber du warst ja auch ziemlich beschäftigt – mit allem, außer dem, worum ich dich gebeten hatte: nach New York zu fahren und dich ums Geschäft zu kümmern.« Er winkte ab, als wollte er sagen: Okay, das kann man jetzt nicht mehr ändern. »Mac hat gesagt, du wolltest mich sprechen. Ich halte meine Gedanken über LaSalle und seine Geschichte fürs erste zurück. Schieß los.«
    Driskill erzählte ihm alles. Der Präsident hörte so aufmerksam zu, als würde er alles mit Großbuchstaben in sein Gehirn einbrennen.
    Tarlows Versteck.
    Brad Hokansen.
    Tony Sarrabian.
    Nick

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