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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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sei der einzige. Sie sagten ihm, daß es keinen Krieger Nummer zwei gäbe. Sie waren nie sicher, wann sie ihn wieder brauchen würden. Manchmal war über ein Jahr bis zum nächsten Anruf vergangen, aber die Schecks gingen pünktlich auf sein Schweizer Konto in Zürich ein. Sie hatten ihn nie im Stich gelassen. Als seine Gedanken durch diese Korridore wanderten, lächelte er über das Bild, das sie von ihm hatten: wie ein Held aus einem Comic-Heft.
    Er war nur mittelgroß und wog ungefähr achtzig Kilo. Er war kein Jüngling mehr. Niemand erinnerte sich nach einer Begegnung an ihn. Höchstens an seine Augen. Seine verstorbene Frau hatte sie Paul-Newman-Augen genannt. Aber nur das eine war blau, das andere andersfarbig. Er kam gerade von West Point, als sie sich verliebt hatten. Das war eine Ewigkeit her. Und außerdem hatte er für alle Fälle jede Menge Kontaktlinsen in seiner Tricktasche. Er war immer jemand anderer.
    Vielleicht machte ihn das zu einem Comic-Strip-Helden. Mr. Unscheinbar. Mr. Jedermann. Mr. Niemand.
     
    Sie hatten ihn aus Marokko hergeholt, damit er sein Land rette. Sie hatten ihn auf einer namenlosen Insel vor der Küste Maines einquartiert. Nach zwei Wochen hatten sie ihn erst aktiviert.
    Er war eine Tötungsmaschine. Dazu war er ausgebildet. In diesem Job hatte er sich ausgezeichnet. Manchmal, mitten in der Nacht zweifelte er selbst einen Moment lang an seiner geistigen Gesundheit. Selbstverständlich war er geistig absolut gesund – so zurechnungsfähig wie ein Priester oder Mönch. Er folgte seiner Berufung. Er hatte seine Waffen. Gewehre, Sprengstoff. Die Skalpelle …
    Er war bei seiner Arbeit glücklich. Die Arbeit war wichtig und wert, gut getan zu werden. Seine Auftraggeber vertrauten ihm. Er arbeitete allein, sowohl aufgrund seines Trainings als auch aufgrund seines Charakters. Er war stets bereit. Das wußten sie. Wenn der Anruf kam, war Tom Bohannon bereit, für sein Land zu töten und zu sterben.
    Es wäre ein Kinderspiel, sich in Sugar Bush Zugang zu verschaffen und den Präsidenten zu töten, dessen Hände vom Blut unschuldiger Amerikaner trieften … der Präsident des schwachen, hilflosen Amerikas. Aber so lautete der Plan nicht. Er hatte seine Befehle, und Befehle waren etwas, das er kannte und sehr, sehr ernst nahm.
    Er erinnerte sich an den Ausbilder der Spezialeinheit der ihn die Kunst des Nahkampfs gelehrt hatte. Der Offizier hatte einen Lieblingsspruch:
    Die Nacht ist immer dein bester Freund.
    Er genoß den Rauch der Zigarre, während er auf den ruhigen Straßen in der Nähe des Middelbury Inn spazierenging. Um ihn herum schliefen die Familien sicher, weil er für Amerika Wache hielt. Er wollte keine Anerkennung, aber er fühlte sich gut, weil er wußte, er würde stets sein Bestes für Amerika geben, für ein starkes Amerika, das seine Bürger schützte und verteidigte …
    Als er wieder beim Auto war, schaute er nach oben.
    Der Fernseher leuchtete immer noch hinter den Fenstern.
     
    Der Anruf aus Sugar Bush erreichte das Middelbury Inn um sieben Uhr morgens. Driskill schreckte aus dem Halbschlaf auf. Elizabeth hatte sich erschöpft, aber entspannt an ihn gekuschelt. Sie murmelte leise etwas vor sich hin und seufzte, ohne die Augen zu öffnen, und drehte sich auf den Bauch. »Jazz«, sagte er leise ins Telefon. Durch die geschlossene Tür hörte er den Fernseher im Wohnzimmer. Rachel Patton war offenbar wach und sah fern. »Hier Driskill.«
    »Ich bin’s, Mac. Ben, er möchte Sie sehen. Machen Sie sich auf einiges gefaßt. Er steht kurz vor der Explosion. Er kann unmöglich länger als zwei Stunden geschlafen haben. Jetzt bereitet er sich auf diese kleine Wahlkampftour vor. Und er hat gesagt: ›Warum rufen Sie nicht Ben an? Er soll in den Bus steigen und herkommen. Linda schläft noch. Gott schütze sie.‹ Also, sind Sie bereit?«
    Driskill zog sich an. Als er ins Wohnzimmer kam, sah er, daß Rachel Patton tief schlief. The Magus von John Fowles lag aufgeschlagen auf dem Boden, in der Glotze flimmerten die Marx Brothers. Alle Lampen waren eingeschaltet, das Fenster stand offen. Regen klatschte aufs Fensterbrett.
     
    Das Unausweichliche erwartete Driskill, als er sich dem Bus des Präsidenten näherte. Sam Buckman von der San Diego Union sah ihn als erster und schob sofort seine knapp drei Zentner in seine Richtung. Felicia Lang vom Miami Herald folgte ihm auf den Fersen. Auch Bill Murge vom Des Moines Register war bereits auf dem Vormarsch. Als sie ihn erreichten,

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