Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
Vom Netzwerk:
Richtung. Er bedeutete ihnen nichts. Sie hatten ihn nie zuvor gesehen. Heute war er ein Geschäftsmann. Das lange dunkle Haar war nach hinten gekämmt und hing über den Kragen. Seine Augen waren dunkelbraun. Er trug einen bunten Schal von Nicole Miller mit Baseball-Bildern, ein gestreiftes Hemd, einen cremefarbenen Leinenanzug und Gucci-Schuhe. Mr. Arschloch. Werbefachmann oder Medienkäufer, ein arbeitsscheuer Schwachkopf, der etwas trank und die Mädels inspizierte, die halb so alt waren wie er. Seine Sonnenbrille, mit dicker schwarzer Fassung, hing an einer Kette, da er den dreien den Rücken zuwendete. Ach was! Sie hätten auch am Nebentisch sitzen können. Ihn störte das nicht im geringsten. Im Gegenteil.
    Heute war ein richtiger Glückstag für ihn, weil das Mädchen bei Elizabeth Driskills Wohnung aufgetaucht war. Bei einer Ein-Mann-Beschattung gab es immer das Problem, daß es die reinste Hölle sein konnte, die Zielperson wiederzufinden, hatte man sie mal verloren. Man mußte den Ort im Auge behalten, von dem man glaubte, daß sie irgendwann dort wieder auftauchen könnte. Wenn man Geduld bewies, hatte man meistens Glück.
    Sie saßen zwei Tische weit entfernt. Er nahm die Illustrierte Ad Age hoch und beobachtete sie über den Rand hinweg. Er war ausgebildet, genau zuzuhören.
    Er hörte auch später, was sie redeten. Er hatte in Elizabeth’ Auto eine Wanze angebracht.
    »Fahr einfach weiter«, sagte Driskill. »Wie Touristen, die sich die Stadt ansehen. Nimm das Kennedy Center mit, wirf einen Blick aufs Smithsonian und gondele langsam weiter. Zieh den Abend in die Länge. Wir treffen uns dann bei Gepetto’s auf eine Pizza. Vorher halte nicht an. Ich werde höchstens eine Stunde beim Präsidenten bleiben.«
    »Wir müssen aber irgendwo mal anhalten«, widersprach Elizabeth.
    »Spiele den Fliegenden Holländer, auf ewig verdammt …«
    »Schon kapiert.«
    »Habe ich mich wirklich klar ausgedrückt?«
    »Ben, sie hat gesagt, daß ihr niemand auf den Fersen sein kann.«
    »Vielleicht nicht. Aber es wäre doch möglich, daß man die Wohnung observiert hat. Das weißt du nicht. Rachel ist sicher, daß er uns in Vermont gesehen hat. Wenn er sie dort verloren hat, heißt das nicht, daß er sie am anderen Ende nicht wiederfinden kann. Ich weiß verdammt wenig über diese Sachen, aber so viel schon. Also, geht ja nicht in die Nähe der Wohnung. Okay? Früher oder später braucht Rachel Personenschutz – aber vorher muß sie mit dem Präsidenten sprechen! Danach stellt sie keine Bedrohung mehr dar.«
    Elizabeth fuhr den Wagen. »Möchte jemand einen Big Mac?«
    »Ich könnte dafür morden«, antwortete Rachel Patton.
    Während sie im McDonald-Restaurant saßen, läutete Driskills Handy.
    »Larkie?«
    »Es war nicht leicht, Benjamin. Aber es hat geklappt.« Er seufzte, als hätte er Menschenunmögliches vollbracht. »Es muß aber absolut unter uns bleiben, kapiert? Es darf nicht herauskommen, sonst sieht der Präsident wie ein Lügner, ein Pharisäer und ein Verschwörer aus, was zum gegenwärtigen Zeitpunkt äußerst ungünstig wäre.«
    »Das macht nie einen guten Eindruck, Larkie.«
    »Ihr trefft euch in der National Cathedral. Nimm um Mitternacht ein Taxi vom Willard, und laß dich bei der Kreuzung von Massachusetts Avenue und Cathedral Avenue Northwest absetzen. Geh zur Kathedrale. Die neuen Hochsicherheitstore werden offen sein. Geh bis direkt zur Kathedrale. An der einzigen Tür ist ein Licht – wo die ist, weiß ich nicht. Du mußt mir vertrauen. Geh hinein. Er wird drinnen auf dich warten.«
    »Finde ich da die Überraschungsleiche?«
    »Benjamin, mir fällt aus jüngster Vergangenheit nichts ein, das weniger geeignet wäre, darüber Witze zu reißen. Also verschone mich damit.«
    »Ich mag es, wenn du so schwülstig daherredest. Nimm’s leicht, Larkie. Denk an deinen Blutdruck.«
    »Daran denke ich ja, danke. Ich könnte für eine Zigarette den Nächstbesten umbringen. Aber ich glaube ans Pflaster. Es wird mich befreien. Ich mache den Härtetest. Denk dran, daß du von dem Augenblick an, wo du durchs Sicherheitstor gehst, scharf bewacht wirst. Wandere nicht umher oder nimm die falsche Tür. Diese Männer sind ziemlich nervös. Der Präsident dürfte unter keinen Umständen dort sein. Ich hoffe, du weißt das zu schätzen, Benjamin.«
    »Und ewig bleibt die Hoffnung.« Er wartete auf einen Tadel Larkspurs für diese unangebrachte flapsige Bemerkung, aber das andere Ende der Leitung blieb stumm.

Weitere Kostenlose Bücher