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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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wie Sie sehen, hat er für die Leute hier viel getan.« Sie mußte sich um die anderen Gäste kümmern. Driskill legte ihr ein großes Trinkgeld hin. Doppelt soviel, wie er normalerweise gab. Das kam ihm nur fair vor.
     
    Er fand den Picknickplatz im Park am Ufer des Backbone Creek. Kein Problem. Mehrere hundert Autos und Übertragungswagen parkten dort. Die Medienleute standen in Gruppen umher, als warteten sie auf die Wiederkehr des Messias. Driskill mischte sich mühelos unter die Partygäste.
    Die Sonne schien. Weiße Schäfchenwolken hingen am blaßblauen Himmel. Eine Brise aus der Ebene raschelte in den Wipfeln. Weiden neigten sich dem Wasser zu, Wasservögel sausten über die Oberfläche. Eichen, Ahorne, Pappeln und Platanen warfen Schatten auf die Wege. Ein paar Ruderboote zogen langsam auf dem Creek vorbei. Driskill folgte der Menge am Ufer entlang. Schließlich kam er zu einer mit Flaggen geschmückten Rednertribüne. Auf allen Seiten waren Fernsehkameras aufgestellt. Ungefähr tausend Klappstühle standen auf einem leuchtendgrünen Teppich. Gelbe Seile sperrten die Sitzplätze ab. Die Sicherheitsleute waren überall unauffällig verteilt. Zwischen zwei hohen Robinien hing ein handgeschriebenes Spruchband: HEUTE ABEND SPRICHT BOB HAZLITT KLAR-TEXT. Seine Rede wurde landesweit im Fernsehen übertragen. Ein letzter Schlachtruf am Abend vor dem Parteitag. Der Regisseur sprach auf dem Podium mit Technikern, um sicherzustellen, daß es keine Pannen geben würde. Kabel schlängelten sich zu einem Satelliten-Kontrollfahrzeug, das hinten im Wald stand.
    Driskill ging weiter, durch Hunderte von Menschen, die Hot Dogs, Spare Ribs und Grillfleisch verdrückten, dazu noch tonnenweise Beilagen, unzählige Colas und Limonaden. Dann sah er, daß auf einer etwas höher gelegenen Lichtung, von Sicherheitsleuten abgesperrt, der Höhepunkt der Festivitäten stattfand: die Geburtstagsparty.
    Die Sicherheitsleute trugen Sportbekleidung. Die weiten Hemden verbargen die Walkie-talkies und Handfeuerwaffen nur schlecht. Höflich hielten sie ihn an und überprüften ihn mit tragbaren Metalldetektoren. Er wies sich aus. »Oh, ja, Mr. Driskill. Selbstverständlich weiß ich, wer Sie sind.« Der große schwarze Wachposten lächelte. »Wir haben von Mr. Hazlitt Anweisung, Sie sofort zur Familie zu führen.« Er zeigte auf einen Monitor unter einer Schutzhaube. Driskills Gesicht füllte den Bildschirm. »Ich habe bereits auf Sie gewartet, Mr. Driskill. Bitte, kommen Sie mit. Ich bringe Sie hinein und werde gut für Sie sorgen.«
    Picknicktische mit rotweiß karierten Tischdecken, Karaffen mit Limonade. Der Duft von Gegrilltem, Schüsseln mit Salat aus Weißkohl und Karotten, Obst, Götterspeise, Kartoffelsalat. Der Geruch von Sonnenöl und von gebackenen Bohnen – alles war perfekt. Einige spielten Softball. Kinder schrien und liefen umher. Driskill stand da und betrachtete alles. Es erinnerte ihn an Ray Bradbury, den großen Science-fiction-Autor, den Schöpfer der Mars-Chroniken. Ja, hier waren Die Mars-Chroniken zum Leben erwacht.
    Er hatte das Gefühl, durch einen Vorhang getreten zu sein, als sei er einem Finger gefolgt, der ihn in einen seltsamen, die Zeit verschiebenden Basar gelockt hatte, und stünde jetzt wie ein Mensch außerhalb seiner Zeit in einer anderen Zeit, wo Männer Banjos spielten und ein Barbershop-Quartett ›Down by the Old Mill Stream‹ und ›Oh, Them Golden Slippers‹ sang. Er erinnerte sich, wie Bradburys Zeitreisende zurück in die alte Heimatstadt kamen und Mama auf sie wartete und alles genauso wie in ihrer Kindheit war: eine Welt vollkommener Gemütlichkeit, ohne Sorgen, wo nichts schiefging, wo alle Kleinstadthoffnungen noch ungebrochen existierten. Am Schluß siegte Mamas frischgebackenes Brot, der Duft des Herbstlaubs, das verbrannt wurde. Kinder, die in einem Autoreifen schaukelten, der an einem Ast aufgehängt war. Mama rief alle von der Veranda aus zum Abendessen. Dad saß mit der Abendzeitung in dem Ohrensessel. Alle Menschen waren gut und wünschten einander nur Gutes, weil es eine gute Welt war und dein Leben und das der Stadt zählten, nicht das, was in der Türkei oder in China oder in Sibirien geschah. Driskill betrachtete die Szene: Das Softball-Spiel, der Grillduft und die Musik des Quartetts – alles war gut. Er wußte das, und jeder, der nur halbwegs bei Verstand war, würde ebenfalls sehen, wie gut es war. Es entsprach nur nicht mehr der Wirklichkeit. Es war alles künstlich

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