Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
Vom Netzwerk:
Ausdruck – in die Hosen scheißen.«
     
    Wieder hatten düstere, purpurgesäumte Wolken die Sonne über den Hügeln verdunkelt. Die ersten warmen Regentropfen platschten auf die staubigen Straßen bei der Flutmauer.
    Er war ihnen zu Fuß gefolgt. Eine Beschattung allein durchzuführen ist schwierig, wird jedoch erleichtert, wenn die Zielpersonen von der Beschattung nichts ahnen. Sein alter Colonel in der Spezialeinheit – das war damals in den schlimmen Zeiten in Uganda, als er noch ein junger Mann gewesen war und der Diktator Menschen verspeiste, die sich ihm widersetzten –, sein alter Colonel hatte gesagt, er sei der beste Geist, den er je gehabt hätte. Der Colonel meinte damit, daß er jemand war, den man nicht sah.
    Er sah, wie die beiden ins Postamt gingen und wie sie in der Kneipe verschwanden. Nach fünfundvierzig Minuten stand Varringer auf, um sich die Beine zu vertreten, und Tarlow warf einen Blick auf das Heartland-Warenlager und das riesige Plakat, von dem Bob Hazlitt auf die Stadt herabblickte. Man konnte es nicht verpassen, wenn man auf der 52 aus Westen in die Stadt fuhr. Hazlitt lächelte mit wehendem Fliegerschal und hielt die Daumen hoch.
    Tom Bohannon, der sich Westerberg nannte, wechselte den Standort und stellte sich in das Wartehäuschen bei der Bushaltestelle. In alten Zeiten wäre Tarlow der Mann im Wartehäuschen aufgefallen, der noch dastand, nachdem der Bus gehalten und weitergefahren war. Damals in Beirut hätte Tarlow ihn innerhalb eines Herzschlags ausgemacht. Aber Saints Rest war nicht Beirut, und Tarlow machte keine Observierungen mehr. Und mit Sicherheit vermutete er nicht, daß er heute beschattet wurde. Nicht in Saints Rest, Iowa.
    Es regnete jetzt mit Unterbrechungen. Varringer führte Tarlow durch die Eisenbahnunterführung. Sie waren außer Sicht. Wahrscheinlich zeigte Varringer seinem Gast den alten Schrotturm, der vor dem purpurroten Himmel wie die Erinnerung an den Krieg aufragte und Aufmerksamkeit erheischte.
    Dann kamen sie am anderen Ende der Unterführung wieder in Sicht und stiegen langsam die Stufen der Flutmauer hinauf. Aha, Varringer zeigte Tarlow den Mississippi. Plötzlich donnerte es. Ein Blitz malte einen grellen gelben Streifen auf die Wolken. Der Wind frischte auf. Es regnete wieder heftiger. Donner grollte ungeduldig und fordernd. Er trat aus dem Schatten und ging schnell durch die dunkle Unterführung. An einer Seite brannte über der Tür zu einem Getreidespeicheraufzug eine einsame Lampe. Darüber lächelte Bob Hazlitt gütig von einem Plakat herab.
    Der Parkplatz neben der Flutmauer war leer. Er ging die Stufen hinauf. Ja, wie er sich gedacht hatte, wanderten die beiden Männer rechts am Wasser zwischen den großen Steinen hindurch, die das Fundament der Mauer bildeten. Er spürte einen kurzen Adrenalinstoß, genug, um seine Sinne zu schärfen. Er roch den Fluß, den Regen, das Wasser, das gegen die Steine schlug, den Fischgeruch und den Schlamm. Er hörte den Wind in den Bäumen rauschen, die um die Kneipe im Schlamm wuchsen, und hörte einen Zug weit hinter sich – im Westen – pfeifen. Er verfolgte sie von der Mauerkrone aus. Der warme Regen klatschte ihm ins Gesicht. Von der Mauer aus hörte er, wie eine Regenfront sich auf der Straße näherte. In dem Gebüsch an der Flutmauer und um die Bäume bei der Kneipe sah er die winzigen gelben Lichtpunkte der Leuchtkäfer. Sie gingen an und aus, ihrem eigenen Code folgend. Der Zug kam näher, war jedoch noch nicht zu sehen.
    Jetzt hatte die Regenfront sie beinahe erreicht. Sie suchten Schutz unter den Pfeilern der Eisenbahnbrücke, die sich über den großen Fluß nach Illinois hinüberwölbte. Er kletterte zum Wasser hinunter. Jetzt brach der Regen richtig los. Die beiden sahen ihn. Einer winkte und rief etwas. Er rutschte aus, hielt sich aber an einer Stahlstütze der Brücke fest. Dann war er bei ihnen.
    »Im Sturm ist jeder Hafen recht«, sagte er atemlos, nur ein harmloser Spaziergänger.
    »Ja, hier können wir in Ruhe abwarten, bis der Regen nachläßt«, sagte Varringer. Tarlow schüttelte sich wie ein großer nasser Hund. Varringer betrachtete seinen Strohhut und wischte den Regen ab. Er trug einen Spazierstock mit einem geschnitzten Hundekopf als Knauf.
    »Na ja, Sie wissen doch, wie diese Sommergewitter sind«, meinte der Mann. »Sie kommen und gehen, ehe man sich’s versieht.« Der Wind wirbelte über die Steine und trieb ihnen den Regen ins Gesicht.
    Tarlow war auf die andere Seite der

Weitere Kostenlose Bücher