Ben Driskill - 02 - Gomorrha
habe, mir wegen des Präsidenten und seiner Busenfreunde Sorgen zu machen und Angst zu haben, in welchen Schlamassel sie als nächstes geraten. Jede Woche, beinahe jeden Tag.«
Shaw machte ein ernstes Gesicht, ein beeindruckender Anblick. »Sie deuten an, daß noch etwas herauskommen könnte. Sir, legen Sie die Karten auf den Tisch, wenn ich das sagen darf. Wollen Sie das sagen?«
»Nun, warum sollten die Überraschungen jetzt aufhören? Ich stehe zu dem, was ich hier gesagt habe, und mehr werde ich im Augenblick nicht dazu sagen. Aber ich frage mich, warum die Polizei nicht mit der Wahrheit herausrückt. Ist Drew Summerhays ermordet worden, wie die Leute sagen?«
»Ja, unsere Zeit ist vorbei. Ich danke Ihnen, daß Sie heute abend bei uns waren, Mr. Hazlitt, obwohl der Parteitag der Demokraten naht. Dann – und erst dann – werden wir das Ergebnis dieses unglaublichen Kampfes um die Nominierung der Demokraten erfahren. Wir sind gleich wieder da, mit einem Vertreter für die andere Seite. Jetzt die Werbung.«
»Als er wieder im Studio in Washington erschien, war sein zweiter Gast kein anderer als Ellery Dunstan Larkspur. In dem blauen dreiteiligen Nadelstreifenanzug und der leuchtendroten Fliege wirkte er groß, mit hängenden Schultern. Er fühlte sich in der Rolle des Interviewpartners wohl und hatte offensichtlich Hazlitts Auftritt gesehen. Mit der runzligen Hand massierte er sich das Kinn. Shaw stellte ihn vor: … als möglicherweise der engste Berater Präsident Bonners, ein Mann, völlig vertraut mit den Mächtigen der ganzen Welt, Gründer und Vorstand des – wie es in Washington genannt wird – ›Larkspur-Büros‹, der herausragenden Werbefirma in der Stadt. Ein Mann, der in der Welt der Politik zu Hause ist. Guten Abend, Mr. Larkspur.«
Ellery Larkspur hatte, was man früher ›Fundament‹ nannte. Mehr konnte man sich nicht wünschen. Er war einer der weisen Männer. Eigentlich war er der einzige Weise, der noch übrig war. Drew Summerhays hatte diesen Typ unnachahmlich verkörpert.
Shaw sagte: »Tja, Mr. Larkspur, Sie haben gehört, was Mr. Hazlitt soeben gesagt hat. Was können Sie uns zu seiner Beschreibung der Woche des Präsidenten in bezug auf den Tod dieser beiden Männer sagen?«
»Erstens. Die einzige Verbindung zwischen den beiden Tragödien ist der zeitliche Rahmen, in dem sie sich ereignet haben. Drew Summerhays war – meiner Meinung nach- der größte lebende Amerikaner. Er war für den Großteil meines Lebens mein Mentor und danach mein wohl engster Freund, mein intimster Vertrauter – ich habe keinen Mann höher geschätzt. Es mißfällt mir sehr, daß ein Neuling, der sich noch nicht bewährt hat, in der Öffentlichkeit oder privat über ihn ein Urteil abgibt. Mehr habe ich über Mr. Hazlitts unqualifizierte Meinungen nicht zu sagen. Am Ende des Tages werden die Historiker entscheiden müssen, welcher der beiden Männer – Drew Summerhays oder Bob Hazlitt – den größeren Beitrag zum Wohl seines Landes geleistet hat. Ich hege keinerlei Zweifel, wie dieses Urteil ausfallen wird.«
»Und Hayes Tarlow – nicht gerade Drew Summerhays’ Liga –, wo paßt er ins Puzzle dieser Bonner-Regierung?«
»Mr. Shaw, da haben Sie mich kalt erwischt. Ich glaube zwar, daß ich Mr. Tarlow vom Sehen kenne, aber ich bezweifle, daß ich jemals ein ernsthaftes Gespräch mit ihm geführt habe. Wenn ich mich recht erinnere, hat er gelegentlich für das Democratic National Committee einige Recherchen durchgeführt, aber ich verbinde ihn wirklich nicht mit dem Weißen Haus oder dem Oval Office.«
»Wollen Sie damit sagen, daß Präsident Bonner ihn nicht kannte?«
»Bitte, legen Sie mir keine Worte in den Mund, Mr. Shaw. Ich spreche nicht für den Präsidenten. Wie um alles auf der Welt sollte ich das wissen? Der Präsident der Vereinigten Staaten kennt sehr viele Menschen, die ich nicht kenne.«
»Demnach sind Sie also nicht wegen einer politischen Schadensbegrenzung im Kielwasser dieser beiden Todesfälle besorgt?«
»Mein Gott, ich sehe wirklich nicht, was diese Todesfälle mit den politischen Reaktionen des Präsidenten zu tun haben oder mit seiner Fähigkeit zu regieren oder den Programmen, für die er eintritt. Vielleicht können Sie mich über etwaige Verbindungen aufklären, Mr. Shaw – ich bin stets bereit, dazuzulernen, und ich bilde mir ein, ein aufgeschlossener Mensch zu sein.«
»Tja, bei allem fälligen Respekt, Mr. Larkspur, wenn Sie keinerlei Verbindung sehen,
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