Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
Vom Netzwerk:
letzter Zeit gehört und gelesen habe. Offenbar fragen sich einige Leute, ob ich – in Anbetracht der Angriffe gegen mich danach – bedaure, was ich vor sechs Monaten in meiner Rede zur Situation der Nation gesagt habe. Lassen Sie mich all denen, die an mir zweifeln, versichern, daß nötig war, was ich gesagt habe. Was ich gesagt habe, ist immer noch gültig. Und was ich gesagt habe, wird der einzige Grund sein, der zweifellos meinen Dienst im Weißen Haus zu einem Teil der amerikanischen Geschichte machen wird. Viel klarer kann ich es nicht ausdrücken. Die geheime Regierung mußte erfahren, daß sich die Zeiten, in denen sie in unserem großen Land nach Belieben schalten und walten konnte, dem Ende zuneigen. Und wir alle werden danach glücklicher sein und freier und besser leben. Eine Nation kann ihr größtes Potential nicht einsetzen, wenn ein Krebsgeschwür an ihrem Herzen wächst, und wir haben begonnen, dieses Geschwür zu entfernen und Amerika wieder gesund zu machen. Das garantiere ich.« Der Präsident holte tief Luft. Koppel wollte etwas sagen, spürte dann jedoch mit seinem untrügbaren Zeitgefühl, daß sie fertig waren.
    »Ich danke Ihnen, Mr. President.«
    »Es war ein Vergnügen – wie immer, Ted.«
    Mac trank einen Schluck Bier und sprach dann das Mantra des Tages laut aus: »Charlie versucht gleichzeitig mit dem Abpfiff einen Treffer zu landen.« Er schüttelte den Kopf. »Diese Scheißrede …«
     
    Ellen Thorn saß mit grimmigem Gesicht am Ende der Couch im Hotel und blätterte in Ordnern mit Computerausdrucken. Noch mehr Untersuchungen. Nur zum Sammeln von Daten war sie noch da – man konnte ihr die Enttäuschung am Gesicht ablesen. Die Strategieplanung hatte man ihr aus den Händen genommen. Sie durfte keine Ratschläge mehr geben, die auf den Daten basierten. Sie konnte keine Schachzüge mehr einsetzen, um das Ergebnis zu beeinflussen. Sie sah aus, als glaubte sie den Meinungsumfragen, daß Bob Hazlitt vielleicht doch der beste Mann sei, um die Partei in die Zukunft zu führen, ein Mann fürs Volk. Sie sah aus, als glaubte sie, daß Charles Bonner erledigt sei.
    Bob McDermott rauchte eine Zigarette und starrte auf den Fernsehschirm, wo CNN bereits Koppels Interview mit dem Präsidenten analysierte.
    Überraschenderweise verteidigte Ellen Thorn Bonner. »Er spielt seine Karten so gut wie möglich aus: Aus der Rede ein Plus machen, stolz darauf sein – als Retter des Vaterlandes auftreten. Wer weiß? Wir nehmen, was wir kriegen können. Das ist harter Patriotismus. Hazlitt hat den Markt des leichten Patriotismus erobert.« Das war ihre Stärke. Sie sah die Wahrheit glasklar.
    Larkspur seufzte. »Ich habe Ihre Zahlen angesehen und die Delegierten: Wir haben an Boden verloren. Das liegt nicht daran, was Hazlitt uns antut, sondern daran, was mit uns geschieht. Wie viele Katastrophen werden noch über unsere tapfere Schar hereinbrechen? Ich fühle mich so hilflos.« Ein derartiges Eingeständnis kostete ihn viel Überwindung. Er war ein stolzer Mann, aber jetzt war er ein Mann ohne Antworten.
    Der Präsident und die First Lady aßen mit dem Präsidenten von Harvard und seiner Gattin zu Abend, ehe sie zur Kundgebung ins Stadion fuhren. Driskill war sicher, daß die beiden sich besser amüsierten als ihr Stab im Hotelzimmer. Vielleicht legten Charlie und Linda ihre Unterlagen vor, um sich für die Zeit nach dem Tag der Abrechnung einen weichen Platz an der Universität zu sichern. Wahrscheinlich lachten sie genau jetzt über irgend etwas. Charlie war verflucht gut darin, unangenehmen Realitäten den Rücken zuzuwenden. Ellen würde sagen, er verneinte das alles einfach.
    Driskill trank seinen Drink aus, schenkte sich noch einen ein und ging wieder ans Fenster, um in die neblige Nacht hinauszublicken. Oliver Landesmann stand neben ihm und schaute zu Driskill durch die dicke Halbbrille auf.
    »Ben, ich muß sagen, Sie kommen rum – jetzt sind Sie hier in Boston. Ich habe gehört, Sie sollen dem Präsidenten Meldung erstatten. Da frage ich mich: Worüber?«
    »Sie hören verflucht viel. Wer ist Ihre Quelle?«
    »Ich habe viele Quellen. Haben Sie sich schon beim Präsidenten gemeldet?«
    »Fragen Sie Ihre Quellen.«
    »Ich frage Sie, Ben. Seien Sie doch nicht so feindselig oder widerborstig. Ich habe mich erkältet. Mir tut der Hals schon weh. Nichts Schlimmes, nur eine Sommergrippe.«
    Das Abendessen kam, und alle – bis auf Landesmann, der Hunger hatte – betrachteten es lustlos. Der Kellner

Weitere Kostenlose Bücher