Ben Driskill - 02 - Gomorrha
hatte auch gute Seiten, nehme ich an. Wie dem auch sei … mauere, Benjamin. Du warst nie dort. Mr. LaSalle wurde von jemandem getäuscht, dem er zweifellos eine Menge Geld bezahlt hat – schätzungsweise werden wir nie erfahren, wer das war.« Er seufzte. »Es ist etwas beunruhigend, daß dieser geheimnisvolle Fremde so recht hat, aber da es keinerlei fotografische Beweise gibt, kann ich erklären, daß er sich alles nur aus den Fingern gesogen hat.«
»Sie schlagen vor, daß wir lügen?« fragte Landesmann. »Die Presse belügen? Die Öffentlichkeit belügen? Ich traue meinen Ohren nicht.« Es war unmöglich festzustellen, ob er scherzte oder tatsächlich beleidigt war.
Larkspur lächelte. »Lügen für eine gute Sache – das ist Politik. Die Republik ist darauf aufgebaut.«
»Verdammt gute Idee«, sagte Mac.
KAPITEL 11
Es war Viertel nach neun Uhr abends, als Driskill wieder sein Zimmer im Ritz betrat, und neun Uhr siebzehn, als das Telefon klingelte. Es war Elizabeth. Sie hatte gerade den LaSalle-Bericht gesehen.
»Es ist doch nicht wahr, Ben, oder? Der Kerl lügt wie gedruckt.«
Er holte tief Luft. »Doch, ich fürchte, es ist wahr. Aber ganz anders, als er angedeutet hat. Ich wollte warten, bis ich dich persönlich treffe. Larkie hat mich an jenem Abend angerufen. Er machte sich Sorgen wegen Drew – sagte, Drew sei in letzter Zeit nicht er selbst gewesen. Ich beschloß, auf die Insel hinauszufahren und ihm am Wochenende Gesellschaft zu leisten. Ein scheußliches Unwetter zog herauf. Ich hielt es für eine gute Idee. Also fuhr ich hin, aber ich bin nicht rechtzeitig gekommen. Er war tot.«
»Mein Gott, Ben! Und dann bist du nach Washington gefahren?«
»Am nächsten Morgen. Nachts bin ich nicht mehr von der Insel runtergekommen. Hör zu, ich erzähle dir alles genau, wenn ich dich sehe. Jetzt zu neulich. Ich möchte deine Rachel Patton so bald wie möglich treffen. Hast du wieder von ihr gehört?«
»Nicht nur gehört, ich habe sie hier bei mir.«
»Ich komme nach Washington …«
»Nein, nein. Hör mir jetzt genau zu, Ben. Es gibt im Weißen Haus einen Geheimkanal …«
»Was? Um Gottes willen, worüber redest du?«
»Ich habe es von Rachel Patton. Sie hat es mir gesagt.«
»Elizabeth, ich kann dir nicht folgen …«
»Rachel Patton wurde benutzt, um einen Geheimkanal aufzubauen. Drew und Hayes Tarlow und noch jemand waren daran beteiligt – jemand im Weißen Haus.«
»Was für ein Geheimkanal? Was war in der Pipeline?« Er dachte an die Jahre unter Reagan und unter Nixon. Es gab immer geheime Kanäle …
»Ich weiß es nicht. Das will sie mir nicht sagen.«
»Okay, okay. Hör zu. Ich nehme den nächsten Flug nach Washington. Ich muß mit der Frau sofort sprechen. Sofort.«
»Sie hat Angst, in Washington zu bleiben. Sie ist halb tot vor Angst. Und sie hat mich überzeugt, Ben. Wir sind oben in Middlebury …«
»Vermont? Du bist in Vermont?«
»Ich mußte herkommen, um über die Kampagne des Präsidenten zu berichten. Er kommt nach Sugar Bush. Ich konnte sie nicht zurücklassen. Sie hat furchtbare Angst, Ben. Du, da ist eine kleine Komplikation: Jetzt hat sie auch vor dir Angst …«
»Du scherzt.«
»Nein, ich scherze nicht. Wir haben gemeinsam die LaSalle-Sendung angeschaut, und jetzt hat sie Angst, daß du irgendwie in die Morde verwickelt bist – nein, sage es nicht. Ich weiß, daß es verrückt ist, aber sie lebt in einer Welt voll Angst …«
»Dieser Dreckskerl LaSalle!«
»Rachel ist hin- und hergerissen. Mir traut sie, aber sie weiß nicht, ob sie dir trauen kann.«
»Du mußt sie überzeugen, Liebling. Ich muß mit ihr reden.«
»Ich tue mein Bestes.«
Er machte eine Pause und wartete, bis die Stücke in seinem Kopf zusammenpaßten. Etwas quälte ihn. »Und wenn sie dir alles sagt, was sie weiß – wirst du mir dann erklären, du müßtest darüber berichten? Oder nachforschen? Oder sonst irgendeinen verdammten Mist? Das Credo der Journalisten? Ein Geheimkanal im Weißen Haus, was für ein Knüller! Und das kann Charlie hundertprozentig den Job kosten.«
»Mach dir wegen des journalistischen Ethos keine Sorgen, Liebling. Es verlangt von mir, die Fakten dessen zu kennen, worüber ich berichte – wir kennen sie aber nicht. Aber trotzdem frage ich mich, ob Charlie mitgemacht hat. Oder ist der Zweck des Geheimkanals, den Präsidenten zu überlisten?«
»Sie hat die Antworten, nicht wir.«
»Ben, sie hat mir nicht mal eine Andeutung gemacht, worum es geht. Ich habe
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