Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
aufzurichten und aufzustehen. Als er sich über sie beugte, öffnete sie kurz ein Auge, protestierte jedoch nicht, als er sie auf die Bank legte. Behaglich aufseufzend streckte sie die Hand aus, und zog sich die langen Röcke bis über die Knie hoch. Dann war sie auch schon wieder eingeschlafen.
    Luke streifte ihr die flachen Sandaletten ab und stellte sie leise auf den Boden. Gleich darauf wich er Schritt für Schritt zurück, während er gegen den heftigen Drang ankämpfte, die Haut, die sie freigelegt hatte, zu berühren, ihre Röcke noch ein bisschen höher zu schieben und seine Lippen auf ihre abgeschürften Knie zu pressen, die zweifellos ein Souvenir vom Vormittag waren. Tief in seinem Innern wusste er, wie gefährlich diese Idee für seinen Seelenfrieden war.
    Und deshalb musste er sich beherrschen. Koste es, was es wolle. Als er die gegenüberliegende Bank an seinen Waden spürte, ließ er sich abrupt darauf fallen. Dann legte er sich lang hin und schloss die Augen.
    Er träumte. In den grauen Nebelschleiern halb eingestandener Wünsche beugte sich April über ihn. Ihr weiches Haar fiel nach vorn in sein Gesicht und streichelte seine Wangen. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Ihre Augen leuchteten erregt und viel versprechend auf. Ihre Hände glitten über seine nackten Schultern, zogen ihn näher, immer näher an sich heran

    „Wach auf, verdammt, Luke! Wir müssen zurück. Es ist schon fast dunkel.“ Sie schüttelte ihn.
    Er blinzelte verschlafen und sah, dass die letzten Strahlen der untergehenden Sonne das Wasser orange und violett färbten. Unter den Zypressen lauerten bereits die Schatten. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal am helllichten Tag so tief geschlafen hatte oder wann er überhaupt je so tief geschlafen hatte. April war nicht die Einzige, die an Schlafstörungen litt, aber es war mehr als das. Er hatte gewusst, dass sie in seiner Nähe war. Er war zum ersten Mal seit vielen Jahren ruhig gewesen.
    „Ja, alles klar“, sagte er, während er ihr eine starke Hand auf den Arm legte und sie eilig wegschob, bevor er etwas tun konnte, was er hinterher bereuen könnte. „Wir sind schon unterwegs.“
    Und das waren sie dann auch in Rekordzeit; sie zischten aus dem Sumpfloch und rasten wie ein geölter Blitz zwischen den sich aus dem Wasser erhebenden Bäumen und abgefaulten Baumstümpfen durch das Gewirr winziger Kanäle, die sie immer weiter vom Hauptkanal wegbrachten. Luke gab noch mehr Gas und raste mit gegen den Wind zusammengekniffenen Augen, eine weiße Gischtspur hinter sich herziehend, dahin und riss jedes Mal, wenn irgendein Hindernis in Gestalt eines umgestürzten Baums oder abgefaulten Baumstamms aus dem Wasser ragte, geistesgegenwärtig das Steuer herum.
    Allerdings versäumte er es, sich daran zu erinnern, dass April vorher schon hier gewesen war.
    Sie saß unbeweglich da und hielt ihr Gesicht in den Wind, wobei sie fast blicklos aufs Wasser, die Bäume und den sich verdunkelnden Himmel starrte. Plötzlich runzelte sie die Stirn, drehte sich um und schaute hinter sich auf den Wasserarm, den er gerade entlangfuhr. Dann wandte sie sich wieder um und rief ihm über das Röhren des Motors hinweg zu: „Das ist der falsche Weg!“
    Er erwiderte nichts und verlangsamte auch die Geschwindigkeit nicht.
    „Luke!“
    Erst jetzt wandte er ihr das Gesicht zu und suchte ihren Blick. „Wir fahren nicht nach Chemin-a-Haut!“
    „Wir müssen aber“, schrie sie. „Ich muss nach Hause.“
    Ohne zu antworten, schaute er wieder nach vorn und schoss in die dunkelsten Tiefen der Sümpfe hinein.

12. KAPITEL
    A pril starrte Luke alarmiert an. Wohin brachte er sie, wenn nicht nach Hause? Hier gab es nichts außer sumpfiger Wildnis, die bis ans Ufer des Mississippi reichte. Er musste übergeschnappt sein.
    Aber sie konnte ihn auch nicht noch länger über die Entfernung hinweg anschreien, vor allem, weil er offenbar ohnehin nicht die Absicht hatte, ihr zu antworten. Sie raffte ihre Röcke, glitt von ihrem Sitz und bewegte sich vorsichtig über das schnell dahinschießende Boot auf ihn zu. Als sie beim Steuerpult angelangt war, ging sie neben ihm in die Hocke und legte ihm eine Hand auf den Arm.
    „Wohin fährst du? Was hast du vor?“
    „Das wirst du schon noch früh genug sehen“, gab er zurück und presste die Lippen wieder fest zusammen.
    Sie konnte dieses Machogetue nicht ausstehen, er tat ganz so, als ob sie keinen Grund hätte, sich Sorgen zu machen, oder zu

Weitere Kostenlose Bücher