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Benjamins Gärten (German Edition)

Benjamins Gärten (German Edition)

Titel: Benjamins Gärten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Walther
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dringt langsam aber bestimmt in mich ein. Bewegt sich in mir, verharrt, lässt mich betteln, wird schneller.
    Ich liege still, will jede seiner Bewegungen spüren, vergehe vor Lust. Ich halte die Spannung kaum aus. Versuche, nicht laut zu werden. Drifte weg, bäume mich auf. Sinke in einen tiefen Schlaf, jetzt wo die Hitze aus meinem Körper getrieben ist.
    Als ich wieder aufwache, hat der Morgen endlich Kühle gebracht. Ich trete ans Fenster, sauge die frische Luft ein, kühl auf meiner Haut. Ich strecke die Arme bis zur oberen Kante des Fensters. Tau glitzert im Gras, zwischen dem Dickicht aus Rhododendron entdecke ich den Tümpel, grün von Entengrütze. Mareks Hände streichen über meinen kühlen Rücken, über meinen Hintern. Ich lasse mich zurückfallen, sein nackter Körper an mich gepresst.
    »Gefällt dir der Garten?«, fragt mich Marek.
    Ich ziehe seine Arme fester um meinen Körper: »Ja, er ist schön.«
    »Kannst du dir vorstellen, ihn ein bisschen in Ordnung zu bringen, ohne ihm seinen Reiz zu nehmen?«
    Ich lasse meinen Blick schweifen. Die überwucherten Wege könnte man freilegen, den Rhododendron auslichten. Weiter hinten verbirgt sich der Pavillon. Daraus könnte man einen besonderen Ort machen.
    »Ja, ich kann es mir vorstellen.« Das meine ich wörtlich. Ich habe Bilder im Kopf. Ein Garten, der meiner Hand überlassen ist. Ich werde ihm die Aufmerksamkeit geben, die ihm zusteht.
    »Schön. Ich bezahle dich natürlich. Wenn ich dann mal einen Käufer finden will, muss es etwas gepflegter sein.«
    Einen Käufer, so. Welch zweischneidiges Schwert meine Hilfe ist. Ein kleiner Stachel meiner Ängste bohrt sich unter meine Haut.
    »Ich bin sicher, du machst das gut.«
    Schlangenzüngiger Schmeichler. Ich löse mich aus seinen Armen, drehe mich um. Dann reiße ich mich zusammen. Ich weiß, dass er es nett meint.
    »Lass uns frühstücken.« Ich ziehe mir Unterhose und Hemd an, gehe nach unten. Morgenlicht fällt über das Geschirr auf dem Fensterbrett, dem archaischen Spülstein und dem billigen Tisch aus hellem Holz. Ich setze mich, stelle einen nackten Fuß auf die Sitzfläche. Marek kocht Kaffee, backt Brötchen auf. Dann geht er Anna holen.
    Sie kommt allein wieder: »Morgen, Schatz.« Sie setzt sich an den Tisch, reckt sich. Dann schneidet sie sich ein Brötchen auf, streicht ihr Haar hinters Ohr: »Hast du gut geschlafen, Kleiner?«
    »Ja, sehr.«
    »Man hat’s gehört«, Anna zwinkert mir zu, stellt einen Fuß auf die Strebe meines Stuhls, »gib mir mal die Marmelade.«
    Sie bestreicht ihr Brötchen großzügig, schaut aus dem Fenster: »Heute ist wieder so herrliches Wetter. Was wollen wir machen?«
    »Weiß nicht.«
    Marek kommt herein, sein Handy in der Hand. Er wirkt abwesend: »Wir müssen los, Anna. Ich habe einen Anruf bekommen, in meinem Haus am Meer gibt es Probleme.«
    Ich glaube mich verhört zu haben. Zwei Tage, nur zwei Tage diesmal. Das andere Haus? Ist es ihm jetzt schon so wichtig? Sein neuer Augenstern? Es ist doch nur ein Haus. Ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen; umsonst.
    »Ist es wirklich so dringend, Marek?«, fragt Anna.
    »Ja«, er wendet sich mir zu, »Mensch, Benni …«
    »Nenn mich nicht Benni!«, fahre ich ihn an, »ich heiße Benjamin!« Wut ist in mir aufgeflammt. Anna legt mir die Hand auf die Schulter.
    Marek schüttelt den Kopf, sagt nichts. Kaffee und Brötchen dampfen im Morgenlicht. Ich wende mich ab.
    »Ich kann es doch nicht ändern, Benjamin.«
    Ich schaue ihn nicht an. Jetzt ist wieder dieses Entschuldigende in seiner Stimme, diese verletzliche Wärme. Ich verschließe meine Ohren davor.
    »Ich gehe mal packen«, sagt Anna. Sie steht auf, nimmt erst dann die Hand von meiner Schulter, geht.
    Marek setzt sich hin, schneidet sein Brötchen auf, wir schauen uns nicht an. Ich suche nach Worten, um ihm zu sagen, dass ein Tag und eine Nacht zu kurz sind. Es zu schön war, um es gleich wieder aufzugeben. Es zu intensiv war, um es wegzuwerfen. Sex in der Villa, Essen in meinem Garten. Die Kastanienallee. Die Wärme des Abends. Unsere Offenheit, unsere Vertrautheit.
    Er könnte mich fragen, ob ich mitkomme. Ihn begleite, mehr von seinem Leben kennenlerne. Er könnte mir sagen, dass er mir etwas von der Welt da draußen zeigen möchte. Dass er nicht ohne mich sein möchte. Und wenn nur, um jeden Abend mit mir zu vögeln.
    »Ich hole auch meine Sachen.«
    Sein Handy bleibt auf dem Tisch liegen. Ein schickes, silberfarbenes Ding. Ich nehme es in die Hand. Ich

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