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Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phoenixfluch
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ihm direkt vor die Brust. Hart umfasste er ihre Taille und zischte: „Beruhige dich! Beruhige dich endlich!“
    Nein!
    Von Panik gelenkt hob sie den Ast an, den sie immer noch krampfhaft umfasst hielt, und donnerte ihm diesen mit aller Kraft vor den Kopf. Der Knüppel zerbarst. Georg gab ein dumpfes Stöhnen von sich und ließ von ihr ab. Sie erinnerte sich unterschwellig an ihren Selbstverteidigungskurs und setzte mit einem Hieb Richtung Solarplexus nach. Ihr Ast brach ein weiteres Stück ab, aber offenbar hatte sie getroffen. Georg schnappte nach Luft, ging in die Knie und stürzte zu Boden.
    Helena rannte. Sie rannte, bis sie das Gefühl hatte, ihre Lungen müssten bersten und ihre Beine stünden in Flammen. Ständig stolperte sie auf dem unebenen Boden, da sie in der Finsternis nichts sehen konnte. Ihr Rock war längst zerrissen und ihre Knie aufgeschürft. Irgendwann bemerkte sie die Tränen, die ihr übers Gesicht liefen und nicht mehr versiegen wollten. Sie nahmen ihr die letzte Sicht und nährten ihre Angst. Hektisch fingerte sie das Handy aus der Schürzentasche. Kein Empfang. Kacke! Doch das erleuchtete Display spendete zumindest einen Hauch von Licht.
    Der Wald schien kein Ende zu nehmen, längst hatte sie sich verlaufen. Sie horchte immer wieder, ob sie ihren Verfolger hinter sichvernahm, aber die Umgebung blieb stumm. Allerdings hörte sie auch nirgendwo eine Straße. Nur ihr Atem durchdrang zitternd und keuchend die Stille. Sie hätte gerne um Hilfe geschrien, aber die Angst war zu groß, Georg damit auf ihre Spur zu locken. Er hatte immer noch diese entsetzliche Waffe. Sie verfluchte ihn im Stillen und plante, sich zu Hause näher mit den Techniken des Voodoo-Zaubers zu befassen. Der hatte sich mit der Falschen angelegt, und sollte sie diese Nacht überstehen, würde sie ihm das beweisen.
    Endlich traf sie auf einen Wanderweg und folgte ihm. Ein Gebäude schälte sich vor ihr aus dem Schwarz. Vor Erleichterung liefen gleich wieder ein paar Tränen. Zu ihrer Enttäuschung musste sie erkennen, dass es lediglich eine kleine Waldkapelle war. Hier war mitten in der Nacht natürlich niemand. Trotzdem bollerte sie gegen die verwitterte Holztür und rüttelte an der schmiedeeisernen Klinke. Verschlossen.
    Aber zum Weiterirren fehlte ihr die Kraft. Ihr Kopf schmerzte dumpf, ihr ganzer Körper fühlte sich wie eine einzige Schürfwunde an. Konnte das der Schlag verursacht haben, oder fühlte es sich nicht tatsächlich an wie ein nachlassender Drogenrausch?
    Dicht an die Tür gepresst kauerte sie sich auf den Boden. Das Handy fand noch immer keinen Empfang. Im Lichtschein des Displays schimmerte die Statue, die das Portal bewachte. Ein steinerner Engel ritt auf einem Hirsch und zielte mit seinem Bogen in Richtung des Waldes. Einen besseren Schutz würde sie in dieser Nacht nicht finden, zumal sie hinter dem Sockel sicher nicht zu sehen war. Eng zog sie ihr Cape um den Körper, lehnte den Kopf an die Tür und sank ob lauter Erschöpfung irgendwann in einen unsteten Schlaf.

11
    Die Wahrheit von gestern ist tot, die von morgen noch zu gebären .
    Antoine de Saint-Exupéry
    N ur langsam fand Helena ins Bewusstsein zurück. Ihr Körper war wie zerschlagen, die Gelenke stachen bei jeder Bewegung. Mühsam benetzte sie die Lippen mit der Zunge, die sich taub und pelzig anfühlte. Unter ihrem Gaumen klebte ein Geschmack, als wäre irgendetwas in ihrem Mund verwest. Ihr war kalt bis ins Mark und sie zitterte.
    Gutes Zeichen, beruhigte sie sich. Bevor man erfriert, stellt der Körper die Muskelkontraktionen ein und man verspürt Wärme. Das konnte sie nicht gerade von sich behaupten. Nur ihre Gedanken waren offenbar ernsthaft unterkühlt, und zu allem Überfluss drückte die Blase.
    Ihre Bekanntschaft vom Abend hatte also einen Mann niedergemetzelt. In ihren Halluzinationen, wohlbemerkt, hervorgerufen durch ihr untergejubelte Drogen. Woraufhin sie ihn niedergeschlagen hatte. Schön.
    Was zum Teufel …?
    Helena warf sich herum, kroch bis an die beiden Stufen, die neben der Engelsstatue auf den Weg führte, um sich zu übergeben, aber ihr Magen hielt an der Übelkeit fest. Sie schleppte sich zurück an die Tür, schlang ihre Arme um sich selbst und versuchte, Klarheit in ihre Hirnwindungen zu zwingen. Am Himmel gaben sich erste helle Fäden im Dunkel zu erkennen und wuchsen zu schmalen Streifen heran. Es würde bald dämmern.
    Sie fischte das Handy mit tauben Fingern aus der Rocktasche, um die Uhrzeit abzulesen. Wie ein

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