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Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Natürlich konnte er alles völlig falsch verstehen, was dieser merkwürdige Junge sagte. Benny schaute über die Schulter nach hinten. Die Lichter im Garten der Tafts brannten noch. Vielleicht schaffte er es, vor Ma und Dad zu Hause zu sein.
    »Bonzwar, Omar«, sagte er und ließ sich zurück nach Marhaba fallen. »Ich muss los, damit ich vor den Eltern zu Hause bin.«
    » Bonsoir , Binny«, antwortete Omar. »Wir sehen uns morgen wieder …«
    »Um dieselbe Zeit hier in diesem Programm«, vollendete Benny. Langsam bekam er den Dreh raus.

Diesmal ist es persönlich
    Gerade als Benny wieder das Gefühl hatte, ein Mensch zu sein, gerade als er verschiedene nette Pläne schmiedete, kam ihm das Wasser, das er nicht hätte trinken sollen, wieder hoch. Zum Glück hatte er sich weder Malaria noch sonst eine ernsthafte Krankheit eingefangen, sondern nur eine langwierige und schmerzhafte … aber sagen wir einfach: es war gut, dass er bereits auf der Toilette war.
    Benny konnte erst am Sonntag das Haus wieder verlassen. Und selbst dann fühlte er sich noch steif und wegen seiner jüngsten Beschwerden ein wenig wackelig. Draußen war es wie immer glühend heiß. Nicht eine Wolke am tiefblauen Himmel. Benny kam sich vor wie in den Italo-Western, in denen Clint Eastwood mit zusammengekniffenen Augen durch die flimmernde Hitze nach irgendeinem Knaben Ausschau hält, den er gerade verfolgt. Benny nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche. Er war zu dem Ergebnis gekommen, dass es seiner Gesundheit zuträglicher wäre, wenn er in Zukunft seinen eigenen Wasservorrat mit sich führte. Er hoffte, über die Mauer zu gelangen, ohne jemandem zu begegnen. Zum einen, weil er gegenwärtig nicht in der Verfassung für Begegnungen jeglicher Art war, und zum anderen, weil ein hoher Prozentsatz der Bewohner von Marhaba ihn liebend gern einen Kopf kürzer sähe.
    Er hätte sich keine Sorgen machen müssen. Alle Familien waren damit beschäftigt, bei einem Fußballspiel zuzuschauen. Wieder Fußball. Es gab kein Entrinnen. Graces Vater spielte Fußball. Selbst Pat Shaw hatten sie geködert. Er trug ein EuroGas-Trikot und machte eine ziemlich blöde Figur. Jessica feuerte die Spieler von der Seitenlinie aus an und die Kinder hatten sich an der Grundlinie in Gruppen zusammengefunden. Im Gegensatz zu normalen Kindern, die jede Veranstaltung mieden, an der ihre Eltern teilnahmen, hatten die Mädchen sich sogar Fähnchen gebastelt, um ihren Vätern zuzujubeln. Die Familienausflug-Atmosphäre wurde durch Platten mit Grillhähnchen und Schokoladenkuchen auf beschatteten Tischen komplettiert.
    Benny kniff die Augen zusammen. Etwas blendete ihn. Er suchte nach dem Ursprung des gleißenden Lichts. Mohamed Gama starrte ihn an und die Sonne wurde von einem kahlen Schädel reflektiert. Benny duckte sich unter den Strahl.
    »He Gama, setz eine Kappe auf«, rief er dem Wachmann zu. »Blend nicht auf. Blend ab!«
    Er bekam keine Antwort, sah nur das inzwischen schon bekannte mürrische Gesicht. Benny schlenderte zu dem alten Baugelände. Niemand beobachtete ihn.
    Vor ihm lagen eine halbe Treppe, ein umgekippter hölzerner Rahmen, ein paar Steinblöcke, ein Slalomkurs aus Stahlträgern und natürlich das Fass. Benny nahm den rotierenden Tennisball auf seinen Schläger. Er atmete tief durch und rannte, den Schläger knapp über dem Boden, los: die Stufen hinauf, durch den Rahmen hindurch und im Zick-Zack um die Stahlträger. Zum großen Finale schlug er den Ball gegen das Fass. Der Rost spritzte wie der Champagner des Siegers.
    »Gut gemacht, Junge«, jauchzte Benny und der Schweiß lief ihm in Strömen herunter. Aber dann fiel ihm das Finale der irischen Meisterschaft ein und das verdüsterte seine Stimmung sofort wieder. In genau einer Woche würde Wexford im wichtigsten Spiel seiner Geschichte stehen und er saß hier in Afrika fest und sah seinem Vater beim Fußballspielen zu.
    Leises Klatschen unterbrach ihn, bevor er trübsinnig werden konnte. Omar saß auf der Mauer und applaudierte ihm zu seinem kleinen Hindernislauf.
    »Wie geht’s, Omar?«
    » Kif halek , Binny?«
    »Es heißt Benny.«
    Omar sah sich verstohlen um und sprang dann auf den Zementhaufen. Er deutete mit dem Kopf auf den Schläger.
    Benny lächelte. »Du wirst um ihn bitten müssen, mein lieber Omar.«
    Omar streckte die Hand aus und bewegte fordernd die Finger.
    »Dich juckt’s ganz schön in den Fingern, was?«
    Omar sah ihn finster an. »Ah … ein Pfandbrief verdirbt nicht. Hast du was

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