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Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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eingekeilt hatten. Eine wulstige Narbe auf dem Kopf erinnerte ihn noch heute an diese Begegnung.
    Sie fuhren auf vier Mopeds vor, die alle so überladen waren, dass die Schutzbleche an den Reifen schleiften. Rund ein Dutzend Jungen sprangen herunter und begannen augenblicklich einen großen Ringkampf. Hoffentlich handelte es sich dabei um ein freundliches Gerangel und nicht um irgendeine Stammesfehde, dachte Benny.
    Aus einer Lücke tauchte Omar auf. Er grinste über das ganze Gesicht und trat ein paarmal mit dem Fuß gegen das menschliche Knäuel, bis die Jungen voneinander abließen. Lachend und spuckend stellten sie sich ungefähr in einer Linie auf und fingen an, Spieler für Mannschaften auszuwählen. Mannschaften für was, überlegte Benny. Sie hatten keinen Ball, keine Tore und kein Licht. Außerdem sahen sie mit der grauen Staubschicht alle gleich aus. Da wurde ihm plötzlich klar, warum sie sich gar nicht für ihn interessierten. Er war auch staubbedeckt. So betrachtet sah er wahrscheinlich aus wie einer von ihnen. Gut. Anonymität kam Benny augenblicklich sehr zupass.
    Omar zog ihn am Arm. Während er mit der Hand Staub von Bennys Kopf fegte, erklärte er seiner Truppe etwas auf arabisch. Auf einmal schauten alle sehr interessiert. Jetzt geht das Bieten los, dachte Benny. Aber so wie die Jungs aussahen, besaßen sie alle zusammen nicht einmal genug, um eine Tüte Kartoffelchips zu kaufen. Er nickte und grinste: das Inbild des freundlich gesinnten Besuchers.
    »Wie geht’s, Kumpels«, sagte er. »Eine Bewegung und ich puste euch die Köpfe weg.«
    Die Tunesier interessierten sich vor allem für seine Reeboks. Einer fiel sogar auf die Knie, um sie genauer zu inspizieren.
    »Das sind die echten. Haben nichts gemein mit euren Ruuboks oder Air Johnson«, erklärte Benny.
    Omar duldete eine Weile, dass sein neuer Freund so in Beschlag genommen wurde. Dann stieß er den Schuhbegutachter mit dem Fuß in den Hintern und forderte Benny für seine Mannschaft.
    »Was?«, fragte Benny. »Bewerfen wir uns mit Schimpfwörtern oder was?«
    »Fußball«, erklärte Omar. »Erste Liga mit Andy Gray.«
    »Fußball!«, sagte Benny. »Ich eigne mich nicht fürs Fußballspielen.«
    Omar zog ihn unbeirrt weiter. Die Jungen teilten sich in Zweiergruppen auf und warfen Jacken als Tormarkierung auf den Boden. Ein anderer sauste mit einem Stock davon und kratzte die Begrenzungslinien des Spielfelds in den Staub. Bald war er in der Nacht verschwunden.
    »Schau doch«, quiekte Benny. »Ich kann nicht einmal mehr den Jungen sehen, der das Spielfeld markiert.«
    Leider hatte Omar keine Ahnung, was er sagte.
    »Ähm … Einbruch der Dunkelheit … Sonne, keine Sonne«, versuchte Benny.
    Omar lachte und schlug ihm auf den Rücken. »Binny!«
    »Es heißt Benny.«
    » Nam, Nam , Benny.« Omar zeigte nach oben. »Aurora mit dem Sonnenstern.«
    Bennys Blick folgte Omars Finger: Endlich eine Hand mit mehr Narben, als ich sie habe, dachte Benny. Grace sollte sich diesen Typen mal anschauen. Dann wüsste sie vielleicht, was sie an ihm hatte. Schließlich fasste er sich wieder und schaute tatsächlich in die Richtung, in die Omar zeigte.
    »Was? Ein großes schwarzes Loch?«
    Etwas donnerte. Ein tiefes grollendes Brüllen. Benny spürte, wie der Boden unter seinen Sohlen vibrierte. »Nein! Ein Löwe«, keuchte er und hob seinen Schläger hoch.
    Omar verstand ›Löwe‹. Wahrscheinlich hatte er einen Disney-Film gesehen oder so. Er lachte so sehr, dass er kaum noch Luft bekam. In abgehackten Sätzen, die immer wieder von einem Lachanfall unterbrochen wurden, erklärte er den anderen aus der Gruppe Bennys Bemerkung. Sie brüllten vor Lachen und mussten sich dann setzen und eine rauchen.
    »Lacht ihr nur, ihr Schlauberger. Ich hoffe, Simba schleicht sich in der Dunkelheit an und beißt euch eure lachenden Köpfe ab.«
    Omar fuhr sich genüsslich mit dem Handrücken über die Nase und legte mitfühlend den Arm um die Schultern des armen irischen Idioten.
    »Aurora mit dem Sonnenstern«, sagte Omar noch einmal und es wurde hell.
    Benny stieg der Geruch von Diesel in die Nase. Es war ein Bagger. Ein großer gelber Bagger mit Gummireifen. Auf dem Führerhaus hockte ein riesiger Scheinwerfer.
    »Die Sonne hat ihren Hut auf«, sagte Omar.
    »Ach, halt die Klappe«, fuhr ihn Benny an, aber er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Wenn ein paar Jungen Fußball spielen wollten, war einfach alles möglich.
     
    Es stand sechs gegen sechs. Benny hatte von

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