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Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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schon eine schlimme Narbe, die er da hat. Ich weiß, wie weh so was tut.« Er bemühte sich, zerknirscht auszusehen. Da er sich schon seit vielen Jahren dauernd Ärger einhandelte, hatte er darin viel Übung.
    Dad kniff argwöhnisch die Augen zusammen. »Na, dann ist’s ja gut.«
    Sie hatten es geschluckt. Wer sagte, er habe keine schauspielerische Begabung?
    »Also los dann. Aber vergiss nicht.«
    Und da kam sie wieder, die alte Leier.
    Dad kratzte sich am Kinn und wählte seine Worte sehr sorgfältig. »Immer, wenn du versucht bist, frech zu werden oder außerplanmäßige Touren zu unternehmen … denk an die vergangenen Wochen. Das dürfte deine Begeisterung für illegale Unternehmungen dämpfen.«
    »Gehorch deinem Vater, Liebling.«
    »Ja, Ma … Mam, das werde ich.«
    Jessica fasste unter ihr T-Shirt. »Bernard. Ich möchte, dass du das hier nimmst.« Es war eine Kette mit einem Masken-Medaillon.
    »Ich weiß nicht recht.«
    »Ich versteh schon, Liebling. Du hast Bedenken, weil du an die St-Christopher-Medaille denkst.«
    Benny nickte und rieb sich die vernarbte Stelle an seinem Kopf.
    »Ich möchte nur, dass du etwas zum Anfassen hast«, sagte Jessica und legte ihm die Kette um den Hals. »Die Maske wird dich an mich erinnern, Bernard.«
    Großartig. Noch mehr schlechtes Gewissen. Diesen Trick hatte sie bestimmt von einer der Hippiefrauen aus der Frauengruppe.
    »Also, bis bald dann.« Er machte sich jetzt besser auf die Socken, sonst gaben sie ihm noch einen Rosenkranz mit.
    »Gut so. Dann mal los.« Dad war nicht überzeugt. Man hörte es an seiner Stimme.
    »Gib mir einen Kuss, Liebling.« Das war ja fast so wie früher. Ma gab ihm einen Kuss auf die Wange, sehr geräuschvoll, aber ohne ihn richtig zu berühren. »Tschüss, dann.«
    »Bis Sonntagabend.«
    »Ja. Dann geh jetzt. Sie werden schon warten.«
    Benny dachte an den leeren Sitz neben Grace. »Ja, ich düse los.«
    Er eilte davon und spürte, wie seine Eltern hinter ihm winkten. Die anderen Kinder warteten schon an der Schule. Sie hatten nach dem Unterricht nur eine Stunde Zeit gehabt, um sich fertig zu machen. Bob wollte vor Einbruch der Dunkelheit in Douze sein. Grace winkte ihm vom Zaun aus zu. Sie trug Latzhosen und eine herzförmige Sonnenbrille. Benny winkte zurück.
    »Binny!«
    Komisch, dass er sie aus dieser Entfernung hörte. Sie rief wohl sehr laut.
    »Binny! Sahbee! «
    Sein Gehirn wusste, dass es Omar war. Aber eine Sekunde lang erlaubte ihm die Hoffnung, es zu ignorieren.
    » Asslama , Binny.«
    »Wo bist du, du Idiot?«
    Benny sah zuerst einmal niemanden. Er sah sich möglichst unauffällig um. Ma und Dad zogen gerade die Vordertür hinter sich zu. Die anderen Kinder luden ihre Sachen in den Kofferraum eines Landcruisers. Sie hatten schon angefangen zu singen. Um Himmels willen! Wahrscheinlich irgendein Liedchen über ein kleines süßes wuscheliges Tier. Aber im Augenblick beachtete ihn niemand.
    Benny wusste, was er eigentlich zu tun hatte. Die Maske um seinen Hals sagte es ihm unablässig: Geh weiter, Bernard. Geh wenigstens zweihundert Meter, ohne wieder Ärger zu bekommen. Tu einfach so, als hörtest du nichts, und geh schnurstracks zur Schule.
    »Binny! Khouya! «
    So also lief der Hase. Das war nicht fair. Omar erinnerte ihn daran, dass sie Brüder waren.
    » Khouya. The Bat Cave.«
    Benny hielt inne. Hatte er überhaupt eine Wahl? Eigentlich nicht. Ein bisschen muss man schon zeigen, dass man zu seinen Freunden hält. Und in Bennys Alter sind solche Dinge viel wichtiger als Schule oder was zu lachen zu haben, und manchmal sind sie sogar, auch wenn es schrecklich klingt, wichtiger als die eigene Familie.
    »Wo bist du?«
    Eigentlich brauchte er gar nicht zu fragen. Aber noch hatte er die vage Hoffnung, dass Omar nicht antworten würde. Die vage Hoffnung, dass irgendwas in diesem Jahrhundert für Benny Shaw auch mal gut laufen würde!
    » Uskut , Binny! Mach leiser!«
    Gute Idee angesichts der Tatsache, dass die halbe nördliche Hemisphäre hinter Omars Skalp her war. Er war im Junggesellenapartment und streckte seine Birne aus dem Kasten für die Gasflasche.
    »Binny, shuf !«
    »Ich seh dich! Ich seh dich! Halt die Klappe, ich komme.«
    Tu’s nicht, sagte die Maske, denk an deine Eltern. Benny ignorierte sie. Was soll’s, dachte er. Ich ignoriere ein bisschen versilberten Stahl.
    Er warf seine Tasche voraus und schwang sich dann über die Mauer.
    »Omar«, hob er an, »ich bin ein bisschen in Eile …« Aber er sprach mit

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