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Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
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stand an Zerberus’ Seite. Ihre normalerweise gleichmütige Miene war zu einer wütenden Fratze verzerrt. Sie trug einen der für sie typischen strasssteinbesetzten Sari – diesmal in Blutrot –, und ihr langes, dunkles Haar war im Nacken zu einem ordentlichen Knoten zusammengefasst. Goldene, lotusförmige Ohrringe baumelten wie schlanke Tautropfen von ihren Ohrläppchen, und als sie die Hand hob, um sie angriffslustig in die Hüfte zu stemmen, fiel mir auf, dass sie passende lotusförmige Edelsteine auf die Spitzen ihrer gepflegten Fingernägel geklebt hatte, um den Glittereffekt noch zu verstärken.
    »Darum kümmere ich mich, weißes Mädchen«, sagte sie in einem leisen, präzisen Tonfall, der an das Zischen einer Kobra erinnerte.
    Ich war mir nicht sicher, ob die Stinkigkeit, die sie verströmte, gegen mich gerichtet war oder einfach nur der ganzen Situation galt – aber Junge, ich hoffte wirklich, dass Letzteres der Fall war.
    Kali konnte verdammt bösartig werden, wenn sie sauer war, und ich hatte keinerlei Interesse daran, plötzlich auf der falschen Seite zu stehen.
    »Zerberus. Ich bin für den Vorstand hier, also hör lieber gut zu.« Kali ballte die rechte Hand zur Faust und hielt sie Knurrkopf streitlustig vors Gesicht.
    Mit ihrer honigfarbenen Haut, ihrem atemberaubenden Körperbau und ihrer hochmütigen Art schüchterte Kali so ziemlich alle ein, die ihr begegneten. Bizarrerweise hatten sie und ich uns infolge unserer ersten Begegnung (bei der ich ihr ein Vogue -Magazin an den Kopf geworfen hatte) miteinander angefreundet – wohl auch, weil ich einfach nicht dazu fähig war, ihr irgendwelchen Blödsinn durchgehen zu lassen. Wir stritten uns zwar oft, respektierten einander aber auch. Sie nannte mich gern »weißes Mädchen«, und ich begegnete ihr gewöhnlich mit einer gesunden Dosis Sarkasmus, die fast schon an Herablassung grenzte. Im Ernst, sich mit einer hitzköpfigen indischen Göttin zu streiten, nur damit sie sich aufregte, machte fast so viel Spaß wie zum Grabbeltischausverkauf bei Saks zu gehen.
    »Es war eine faire Wette, die ich gewonnen habe«, sagte Knurrkopf, wobei er das eine gelbe Auge fest auf Kali richtete.
    Die beiden »niedlicheren« Köpfe waren weniger gelassen. Beide fingen sofort an, diesen wahnsinnig nervigen hohen Winsellaut von sich zu geben, und ließen die Zungen unglücklich aus den Mündern baumeln.
    »Ich bin nicht hier, um mich darüber zu streiten, wer was gewonnen hat«, sagte Kali mit in die Hüften gestemmten Händen. »Also beruhig dich erst mal, alter Hundefettarsch.«
    Ein Grollen kam tief aus Knurrkopfs Kehle. Kali streckte den rechten Arm aus, und ich beobachtete bezaubert, wie die Edelsteine auf ihren Fingernägeln das Licht einfingen und einen goldenen Funkenschauer um sie herum erzeugten.
    »Pass auf, wen du anknurrst, Stinkemaul«, drohte Kali und schlug Knurrkopf fest auf die Nase.
    Zerberus fuhr entsetzt zurück – ich glaube nicht, dass es jemals zuvor jemand gewagt hatte, ihn zurechtzuweisen –, und dann senkte Knurrkopf wie ein kleines Hündchen den Kopf und stimmte in die hohe Winselarie seiner Mitköpfe ein.
    »Fang nicht an, mich anzuwinseln, Hund«, erregte Kali sich. »Hör lieber zu und spar dir das blöde Getue, sonst werd ich noch richtig sauer.«
    Ich hatte genug Zeit mit dieser atemberaubenden – und sturköpfigen – Göttin verbracht, um zu wissen, dass man sich Kalis Willen besser fügte, wenn man es nicht bitter bereuen wollte.
    »Du bist seit rund dreitausend Jahren der Wächter des Nordtors der Hölle, und niemand war je unzufrieden mit deiner Arbeit«, sagte Kali und verfiel damit in Jenseits-GmbH-Vorständisch. »Aufgrund deines nahezu makellosen Führungszeugnisses sind wir durchaus dazu bereit, deine Stellung auf ein anderes Wesen zu übertragen … falls du das wirklich möchtest.«
    Ach, Kacke, dachte ich und hörte in Gedanken, wie Kali mit jedem einzelnen Wort die Nägel tiefer in den Sarg meines jenseitigen Lebens hämmerte. Sie war nicht gekommen, um mich zu retten. Sie war gekommen, um die Übergabe mit dem offiziellen Vorstandssiegel zu versehen!
    Ich öffnete den Mund, um zu protestieren, aber Senenmut -den ich völlig vergessen hatte – hielt mich zurück, indem er mir warnend die Hand auf die Schulter legte.
    »Warte«, flüsterte er mir ins Ohr. »Lass uns sehen, wie sich die Sache entwickelt.«
    Ich spannte mich innerlich an. Ich wollte tun, was ich wollte, und nicht auf seinen wahrscheinlich guten Rat hören.

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