Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug
starren, gelben Auge an. »Wenn unsere Leben nur wirklich in den Händen deines Vaters lägen, eines Anführers, der für sein Mitgefühl und für den Respekt bekannt ist, den er den ihm unterworfenen Geschöpfen entgegenbringt!«
»Tja, wenn mein Vater dir nicht helfen kann«, sagte ich, ohne recht zu wissen, worauf ich mit all dem hinauswollte, »könnte ich vielleicht mit jemandem reden, der dazu in der Lage ist.«
Knurrkopf gluckste, doch es handelte sich nicht um die Sorte Weihnachtsmann-Lachen, die man sich gemeinhin unter einem Glucksen vorstellt. Es war ein verbittertes Glucksen, voller Sehnsucht und Schmerz – und schrecklich, schrecklich traurig.
»Und wer sollte das sein?«, fragte Knurrkopf abfällig.
»Tja, Ähm, ich wüsste vielleicht jemanden, der dir eventuell helfen kann«, stotterte ich. »Die Chancen stehen nicht besonders gut, aber manchmal hat man ja trotzdem Glück, weißt du.«
Kali und Senenmut schauten mich an, als wäre ich verrückt, doch ich versuchte, mich nicht durch ihren Mangel an Vertrauen entmutigen zu lassen. Ich hatte bislang nichts getan, um den beiden Anlass zu der Vermutung zu geben, dass ich mehr als eine weinerliche kleine Göre wäre. Mit ziemlicher Sicherheit fragten sie sich, auf was für Kontakte ich anspielte.
Tja, ich kannte nur ein Wesen, das Zerberus helfen konnte, und obwohl nicht mal ich mir ganz sicher war, wie man Kontakt zu ihm/ihr aufnahm, dachte ich mir, dass es einen Versuch wert wäre, wenn sich auf diese Weise verhindern ließ, dass ich oder Kümmerchen Zerberus’ öden Job übernehmen mussten.
»Ich habe einen Freund in der obersten Etage«, sagte ich leise. »Einen ganz besonderen Freund.«
Jetzt starrten mich alle an.
»Nicht so eine Art von Freund«, erklärte ich hastig – sie sollten nicht denken, dass ich was mit diesem »ganz besonderen« Freund am Laufen hatte.
Jetzt zögerte ich und kam mir wie ein Volltrottel vor. Was, wenn ich Kontakt zu meinem Freund aufzunehmen versuchte und er/ sie nicht antwortete – oder, schlimmer noch, mich abblitzen ließ? Allein schon bei dem Gedanken wand ich mich innerlich.
Ich holte tief Luft und bedachte Kümmerchen mit einem kurzen Lächeln. »Ich meine Gott«, sagte ich schließlich. »Ihr wisst schon, der Typ/die Frau mit der RuPaul-Stimme da ganz oben?«
Knurrkopf gab wieder dieses grausige Glucksen von sich. Das Geräusch ließ mich die Zähne zusammenbeißen.
»Glaubst du etwa, dass der Schöpfer auf dich hören würde, eine einfache Halbsterbliche mit bestenfalls mittelmäßigen magischen Fälligkeiten?«, fragte Knurrkopf.
Ich schaute beschämt auf meine Füße. Zerberus hatte recht. Ich hatte in etwa die magische Begabung eines Kirschkerns.
Dann spürte ich Senenmuts Hand auf meiner Schulter.
»Calliope hat mehr Magie in sich als wir alle hier zusammen«, sagte er.
Ich drehte mich zu meinem neuen Freund um, und etwas in meinem Innern – ich war mir ziemlich sicher, dass es sich schlicht und einfach um Dankbarkeit handelte – rührte mich zu Tränen. Ich begriff nicht, wie jemand, den ich kaum kannte, tatsächlich Vertrauen in mich setzen konnte, während alle anderen mich für eine Versagerin hielten.
»Er hat recht«, meldete Kümmerchen sich zu Wort – und ein Hochgefühl ergriff mich bei diesen Worten der Höllenhündin. »Callie ist etwas Besonderes, ob sie es nun weiß oder nicht.«
Ich schaute mit Tränen in den Augen zu ihr.
»Das weiße Mädchen geht mir echt auf den Sack, aber sie gibt nicht kampflos auf«, sagte Kali. »Glaubt mir, das weiß ich aus Erfahrung.«
Kalis Worte brachten mich zum Kichern, und gleichzeitig versuchte ich die Tränen zurückzuhalten, die in meinen Augen brannten und darauf aus waren, mir zur Nase rauszulaufen.
»Ach, Leute«, schniefte ich und rieb mir mit den Händen die Augen, da ich meine Handtasche – und mit ihr den Klumpen Taschentücher darin – auf der Reise ins alte Ägypten verloren hatte.
Knurrkopf musterte mich gespannt. »Du würdest für uns bei Gott vorsprechen?«, fragte er unwillkürlich.
Ich nickte, streckte die Hand aus und tätschelte Kümmerchen den Kopf. »Du und Kümmerchen, ihr seid meine Freunde. Natürlich helfe ich euch.«
Knurrkopf seufzte und neigte das Haupt. Ich war mir nicht sicher, was er mit der Geste sagen wollte. Schließlich war es Kümmerchen, die mich mit der Nase vorwärtsstupste.
»Er möchte, dass du ihm den Kopf streichelst«, sagte sie leise.
Ich schluckte schwer und dachte an meine erste
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