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Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
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und abstrakter und ähnelten den Mustern, die ich auf den Teppichen in der Haupthalle gesehen hatte. Ich fragte mich einmal mehr, ob es sich bei den Zeichen in Wirklichkeit um Worte handelte, und beschloss, das nächste Mal, wenn wir uns nicht in einer unmittelbaren Krisensituation befanden, Jarvis zu fragen.
    Als ich das obere Ende der Leiter erreichte, empfing mich die Stimme.
    Du bist da! Beeil dich!
    Ich hatte keine Ahnung, wo sich »da« befand, aber es handelte sich eindeutig nicht um einen Ort, an dem ich schon mal gewesen war. Zuerst einmal war es sehr dunkel. Nur ein winziges Licht schien blass direkt über mir. Es vermochte kaum den halben Meter Boden zu erleuchten, über dem ich schwebte. In dem schwachen Licht war so gut wie nichts zu erkennen, aber ich spürte, dass ich mich in einer Art Gang befand, der so schmal war, dass nur ein menschengroßes Wesen auf einmal reinpasste. Ich konnte in keine der beiden Richtungen erkennen, wie lang der Gang war, doch direkt vor mir befanden sich Reihe um Reihe sorgfältig archivierter rosafarbener Aktenmappen.
    Gerade als ich eine der Mappen näher betrachtete, um die Beschriftung zu lesen, fing die Reihe an, sich zu verschieben, und ich begriff, dass die Akten automatisiert waren, sodass man genau die Mappe, die man brauchte, abrufen konnte, ohne alles von Hand durchzugehen.
    Das System erinnerte mich ein bisschen an eine horizontale Version des Mechanismus, den sie in der Reinigung bei mir um die Ecke hatten: absolut effizient, aber ein bisschen nervig, wenn man an der Sache, die man eigentlich wollte, vorbeirutschte. Ich hatte Mr Wu, den Besitzer der Reinigung, schon mehr als einmal frustriert zwischen den Hängereihen frisch plastikverpackter Kleider kramen sehen.
    Die Reihe vor mir bewegte sich immer noch, deshalb schwebte ich nach rechts, in der Hoffnung, dass die Ordner aufhören würden durchzurattern, wenn ich mich weiter entfernte. Sofort erlosch das Licht über mir, und direkt über meinem neuen Standort ging ein anderes an. Ich schaute nach unten und stellte fest, dass ich mich vor einem weiteren Satz Aktenordner befand, nur, dass diese blau statt rosa waren. Ich wollte runterschauen und die Beschriftung auf einem dieser blauen Ordner lesen, da sie sich noch nicht bewegten, doch ich fürchtete, dass sie sich genau wie die anderen Ordner verschieben würden, wenn ich näher heranschwebte.
    Mit einem Mal hörte ich ein leises Ploppen. Ich wandte den Blick meiner nicht vorhandenen Augen dorthin, wo das Geräusch hergekommen war, in der Erwartung, nichts als Dunkelheit vorzufinden, und sah, wie eines der seltsamen Deckenlichter etwa fünfzehn Meter weiter aufflammte. Als mir klar wurde, warum das Licht angegangen war, schnappte ich mit meinem nicht vorhandenen Mund nach Luft, und plötzlich raste ich, ohne es zu wollen, mit gewaltiger Geschwindigkeit durch den Gang. Ich wollte etwas rufen, aber da ich keinen Mund hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als zu schweben und dem gut aussehenden, dunkelhaarigen Mann mit den eisblauen Augen dabei zuzusehen, wie er eine rote Aktenmappe aus dem Stapel vor sich zog und ein dünnes braunes Blatt Papier daraus hervorholte.
    Daniel, schrie es in mir, doch es war zwecklos. Mir blieb nichts anderes zu tun, als zuzuschauen, wie er die nun leere Aktenmappe zurücksteckte, sich umschaute, um sich zu vergewissern, dass niemand den Diebstahl bemerkt hatte – Ich! Ich hab’s gesehen!, wollte ich schreien –, und dann das Stück Papier zusammenfaltete und es sich in die Jackentasche steckte.
    Die ganze Sache dauerte nicht mal eine Minute, dann erlosch das Licht wieder, und er war fort. Ich konnte nur vermuten, dass er einen anderen geheimen Zugang kannte und so seinen waghalsigen Einbruch und seine Flucht bewerkstelligt hatte, doch das Erlebnis hatte mich zu sehr aufgewühlt, um ihm zu folgen oder ihn zu fragen, was genau er sich dabei dachte, im Fegefeuer herumzuspazieren, während er eigentlich tot sein sollte!
    Ich konnte mich lediglich überwinden, einen Blick auf die Aktenmappe zu werfen, die er zurückgesteckt hatte. Ich wusste, dass es die richtige war, weil er sie zu hastig zurückgeschoben hatte, sodass sie nicht ordentlich an ihrem Platz lag. Eine Ecke, die eigentlich auf Stoßkante mit den anderen Mappen hätte sein sollen, stand hervor.
    Die Reihe roter Ordner rührte sich nicht, als ich auf die Beschriftung schaute, und mein Herz machte beim Lesen einen Satz:
     
    Daniel Smith, der ehemalige Protegé des

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