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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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schwören. Und ich kenne einige Teile der Metropole sehr gut.«
    »Wie kommt es, daß Ihr mit Paris so vertraut seid?« fragt Guillaume Karle.
    »Wir haben dort viel Zeit verbracht, als ich ein Mädchen war.«
    »Mir war nicht bewußt, daß Ihr kein Mädchen mehr seid«, wies er sie zurecht. »Außerdem fürchte ich, Ihr werdet Paris seit Eurem letzten Besuch dort sehr verändert finden.«
    »Ich bin siebzehn«, sagt e sie mit erhobenem Kinn, »und die Herrin von Pères Haushalt.«
    »Hmmm!« Karle blies durch die Nase. »Soweit im Augenblick von einem Haushalt die Rede s ein kann.«
    Vorwurfsvoll drohte sie ihm mit dem Finger. »Unser Haushalt war gut genug, um Euch und Euren Männern ein Dach überm Kopf zu bieten. Und jetzt werden wir, falls ich Père finde, dank Eures ungebetenen Besuchs gezwungen sein, ein neues Heim zu finden.«
    Angemessen zerknirscht gab Karle keine Antwort. Sie rasteten an einem Bach, während ihre Pferde tranken – Pferde, die Karle aus dem Stall eines örtlichen Gutsherrn befreit hatte, während Kate, die bei diesem Diebstahl unfreiwillig als Komplizin dienen mußte, draußen Wache stand. Während der Tat war er sehr nervös gewesen – denn er fragte sich unwillkürlich, was sie wohl getan hätte, wenn sie ertappt worden wären – wie sie sich gegen einen empörten Stallknecht gewehrt hätte. Hätte sie ihn mit ihren weißen Händen, ihren feingliedrigen Fingern erwürgt? Oder ihn mit ihrem zarten Fuß in seine Männlichkeit getreten?
    Unwahrscheinlich, dachte er. Bestenfalls hätte sie einen Warnschrei ausgestoßen. Aber sie waren noch einmal davongekommen, und jetzt hielt Karle ein wachsames Auge auf die unrechtmäßig erworbenen Tiere, denn sie waren ihm nicht vertraut und daher schwer einschätzbar. Geduldig wartete er, bis die Pferde ihren Durst gestillt hatten, und band sie an einen Baum, bevor er sich selbst erfrischte.
    Dann tauchte er die hohlen Hände in das Wasser des schnell fließenden Baches und wollte die Flüssigkeit an seinen Mund führen; doch Kate legte ihm eine Hand auf den Arm und hinderte ihn daran. »Wascht Euch nur. Bevor wir es trinken, müssen wir das Wasser durch ein Tuch seihen.«
    Er ließ das kühle Naß durch seine Finger rinnen. »Was ist das für ein Unsinn?«
    »Überhaupt kein Unsinn, sondern Weisheit.«
    » Merkwürdige Weisheit « , maulte er. »Und hierzulande nicht Brauch«, fügte er argwöhnisch hinzu.
    »Es gibt winzige Tiere, die in allen Gewässern leben«, erklärte Kate ihm. » Père sagt das. Er sagt, viele Menschen mit kranken Bäuchen hätten diese Beschwerden, weil sie nicht auf das Wasser achten, das sie trinken.«
    Karle warf ihr einen ungläubigen Blick zu. »Und – hat er diese Tiere gesehen oder nur davon geträumt?«
    »Er weiß, daß sie da sind.«
    »Woher hat er dieses Wissen?«
    » Père studiert alles, was er sieht. Manche Dinge, die er sich nur vorstellen kann, studiert er, indem er gründlich über sie nachdenkt. Er ist ein sehr gelehrter Mann, wie er Euch andeutete, hat einem Papst gedient, bei den berühmtesten Professoren studiert und sich um die Gesundheit von … eh … vielen wichtigen Menschen gekümmert.« Bei den letzten paar Worten geriet sie ins Stocken und wandte kurz den Blick ab, um sich zu fassen.
    Aber wenn ihre Bemerkungen Karle neugierig gemacht hatten, gab er sich Mühe, es nicht zu zeigen, und als sie ihre Haltung zurückgewonnen hatte, zeigte sie ihm ein Quadrat aus feingewebter Seide.
    »Jeder von uns hat so etwas bei sich, um das zu reinigen, was wir trinken. Wenn es uns möglich ist, erhitzen wir das Wasser sogar.«
    »Um Gottes willen, wozu denn? Das nimmt dem Wasser doch seine Lebenskraft.«
    Ihre Lippen produzierten ein schmales Lächeln. »Kennt Ihr ein Tier, groß oder klein, das es überlebt, gekocht zu werden?«
    »Hmm«, brummte er. »Nein.«
    Allmählich plagte ihn seine Neugier ohne Unterlaß; er hatte eine Menge unausgesprochener Fragen. Das waren ziemlich kühne Behauptungen – einem Papst zu dienen, von unsichtbaren kleinen Tieren im Wasser zu wissen … Der père dieser Kate schien kein gewöhnlicher Mann zu sein. Aber er beschloß, seine Fragen zurückzustellen, bis sie ihm mehr vertraute; denn gewiß würde sie eher die Wahrheit sagen, sobald er ihr Vertrauen gewonnen hatte. Er überlegte, wie er diesen Vorgang beschleunigen könnte. Zeige Interesse, dachte er plötzlich. Dem können Frauen – Mädchen – nicht widerstehen, und es löst ihnen die Zunge. Seine Schlauheit erfreute

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