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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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dieses Wort vertraut. Er konnte fragen, ohne allzuviel Aufmerksamkeit zu erregen, wenn er es diskret anstellte. Am besten gab er sich als Gelehrter aus – Ach, das ist eine Idee! Vielleicht gibt es ja einen Gelehrten, den ich fragen könnte! An der Universität, die nicht weit entfernt war, herrschte daran kein Mangel … Sicher konnte er dort Erkundigungen einziehen, ohne zu sehr aufzufallen. Vielleicht finde ich sogar jemanden, mit dem ich disputieren kann …
    Kate würde früher oder später kommen, das wußte er in seinem Herzen; aber weder seine Sorge noch sein Wille konnten den Zeitpunkt ihrer Ankunft beeinflussen. Er würde nicht lange fort sein, vermutlich nur für wenige Stunden, und sie würde warten, wenn sie zum Treffpunkt kam und ihn nicht vorfand. Natürlich brauchte er nicht ununterbrochen nach ihr Ausschau zu halten. Nur seine große Sehnsucht nach einem Wiedersehen hatte ihn dazu getrieben.

KAPITEL 8
    Der Ausdruck auf Caroline Rosows Gesicht, als sie sich in der Computerbar umsah, war eine seltsame Mischung aus Neugier und Verachtung. »Damit hatte ich nicht gerechnet.« Sie schüttelte sich.
    Janie beugte sich vor und fragte: »Womit hast du denn gerechnet?«
    »Ich weiß es nicht genau. Aber nicht mit dem hier. Das ist – traurig. «
    »Unter anderem«, meinte Janie. Dann fügte sie leise hinzu: »Ich bin froh, daß du gekommen bist. Auf einmal befürchtete ich schon, du hättest es dir anders überlegt.«
    »Gar nicht so weit hergeholt! Michael war in einer merkwürdigen Verfassung, als er nach Hause kam, und ich überlegte, ob er wohl den ganzen Abend zu Hause bliebe. Wenn er noch einmal ausginge, würde er den Taschencomputer vermissen.«
    Janie runzelte die Stirn. »Ist denn heute bei ihm in der Arbeit etwas los gewesen?«
    »Nicht speziell seinetwegen. Aber es ist etwas passiert.« Sie schwieg einen Moment und ergänzte dann: »Man hat ihnen heute jemanden gebracht. Das ist seit einer Weile nicht mehr vorgekommen. Michael kam sehr bestürzt nach Hause und sagte, er hätte vergessen, wie gräßlich das ist. Offenbar hatte der Mann sich nicht ärztlich behandeln lassen.« Sie seufzte schwer und spreizte die Finger. »Michael hat gesagt, seine Finger und Zehen müßten größtenteils schon verschwunden gewesen sein, als er starb.«
    »O je«, stöhnte Janie. Sie fragte sich, ob Michael von dem Opfer gewußt hatte, das sie neulich in der Nähe des Supermarktes gesehen hatte, und ob er es vielleicht für sich behalten hatte. »Woher war der Mann?«
    »Kendall.«
    »Meine Güte, das ist nah.«
    »Ich weiß. Aber Michael sagte, dieses spezielle Opfer käme aus einer Gemeinschaft, wo sie außer unter den schlimmsten Umständen medizinische Behandlung meiden.«
    »Ist MR SAM nicht schlimm?«
    »Vielleicht hat er sehr schnell gewirkt.«
    »Das tut er immer.«
    Doch selbst jemand, der dumm genug war, wegen irrationaler Überzeugungen zu sterben, erweckte Mitgefühl. Innerlich wollte Janie schon zu beten beginnen, da hörte sie die Tür aufgehen. Rasch sah sie sich um.
    »Oh«, hauchte sie, und das Gebet war vergessen, »vielleicht käme der in Frage.«
    Janie verzog sich in eine anonyme Ecke und beobachtete, wie das kleine Theaterstück, das jeden Tag auf der ganzen Welt von Menschen aller Rassen unzählige Male gespielt wurde, auf typisch amerikanische Weise vor ihr ablief. Caroline, hinreißend gekleidet, perfekt geschminkt und frisiert, lächelte dem eintretenden jungen Mann zu, als er vorbeikam. Er ging etwas langsamer und erwiderte das Lächeln. Dann musterte er sie anerkennend von oben bis unten. Danach setzte er seinen Weg fort und nahm mit offenkundiger Entschlossenheit vor einem freien Computerterminal Platz.
    Caroline tat dasselbe. Janie sah, daß sie kaum merklich hinkte, und schaute auf die Füße ihrer Freundin. Ihr stockte der Atem, als sie sah, daß sie ein Paar alte, aber fabelhaft aussehende hochhackige Pumps trug.
    »Scheiße«, murmelte Janie lautlos. »Caroline, du übertreibst!«
    Doch Caroline achtete nicht so auf ihre Füße, wie Janie es sich gewünscht hätte. Die junge Frau mit den roten Haaren hatte ihren Computer schnell und effizient in Betrieb genommen, nachdem sie davor saß, und es dauerte keine drei Minuten, bis sie sich am Ohr kratzte, das verabredete Zeichen dafür, daß jemand an einem anderen Terminal mit ihr Kontakt aufgenommen hatte. Dann verriet ein leichtes Grinsen Janie, daß es sich um den jungen Mann handelte, der ihr beim Hereinkommen aufgefallen

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