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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Hilfe des Wundermittels Koffein war Janie um zwei Uhr morgens immer noch wach, als die Daten, die sie gestohlen hatte, von ihrem eigenen Biostatistik-Programm sortiert und aufbereitet wurden. Es wäre einfacher und schneller gegangen, Big Datties eigene Filtermechanismen zu benutzen; aber es hatte durchaus seinen Reiz, die rohen Daten zu besitzen, unbeeinflußt von der Vorstellung eines eigenwilligen Interpreten. Die Zahlen und Listen und DNS-Codes sprachen in einer ganz eigenen Sprache zu ihr und sagten: Hier gibt es etwas. Du brauchst nur hinzuschauen.
    Janie wartete, bis der Compiler seine Arbeit verrichtet hatte. Sie liebte es, sich von dem überraschen zu lassen, was die Daten zutage förderten. Es war wie beim Glücksspiel, ein Gefühl freudiger Erwartung, das man auf andere Weise schwer erreicht. Diese Art von Arbeit brachte immer irgendeine alte, zornige Göttin an die Oberfläche, die in der Tiefe ihrer Seele lauerte und nach Jahrtausenden der Unterdrückung auf den Augenblick wartete, in dem ihr voller Schaffensdrang sich auf die Jagd nach heiklen Wahrheiten begeben durfte.
    Janie zog die Antworten ohne verbotenes Graben ans Licht, und sie erschienen in aufeinanderfolgenden Mustern; doch an irgendeinem Punkt hatte sie das Gefühl, in eine Sackgasse geraten zu sein. Von den Eltern der Jungen hatte anscheinend niemand eine Vorgeschichte von komplizierten oder wiederholten Knochenbrüchen wie die Söhne.
    Die Wanduhr zeigte die Stunde an. Bruce in London würde wach und mitten in seiner morgendlichen Routine sein.
    Sie benutzte das Telefon direkt und umging die Zeitschaltung des Computers. Wie immer hörte er sich ihre Erklärungen des Dilemmas, in dem sie steckte, geduldig und nachdenklich an. »Ich dachte, es wäre genetisch«, sagte Janie zu ihm. »Aber jetzt bin ich nicht mehr so sicher. Die Eltern sind alle ganz normal. Vielleicht liegt es an Umwelteinflüssen.«
    »Hast du es geschafft, dir die demographischen Informationen herunterzuladen? Wo sie alle leben und was sie tun?«
    »Ja. Ich bin erstaunt, was ich in so kurzer Zeit herausgeholt habe.«
    »Dann zeichne sie in eine Landkarte ein«, riet Bruce ihr. »Vielleicht siehst du etwas.«
    Das war ein überaus logischer Vorschlag. »Tolle Idee«, lobte sie.
    »Ich wußte doch, daß es einen Grund gibt, warum ich dich liebe.«
    »Wir sind ein gutes Team, sogar transatlantisch.«
    Janie seufzte und wünschte, sie hätte ihn durchs Telefon küssen können. Auf einmal hatte sie ein ungeheures Bedürfnis nach Berührung. Im Hintergrund hörte sie Wasser laufen.
    »Rasierst du dich gerade?«
    »Ja.«
    »Es wäre schön, ich könnte das Zeug riechen, das du benutzt …«
    »Das fände ich auch …«
    »Island«, flüsterte sie.
    »Ich kann’s gar nicht mehr erwarten«, gab er zurück.

    Als Janie am nächsten Morgen nach einer Nacht mit wenig Schlaf Tom anrief, vernahm sie die gleichen Geräusche von Wasser und Rasierzeug und fragte sich, wie seine morgendliche Routine aussehen mochte.
    Wenig später setzte er sich an den Tisch in der Imbißstube, wo sie sich zum Frühstück trafen, und der Geruch seines Rasierwassers war real, sogar ausgesprochen angenehm.
    Janie lächelte ihn zur Begrüßung strahlend an und versuchte, ihr leichtes Erröten zu verbergen, ausgelöst durch einen Duft, nach dem ihre Nase offenbar mehr hungerte, als sie ahnte. Stell ihn dir als Priester vor, ermahnte sie sich. Dann verschwinden diese Triebe auf der Stelle.
    Sie holte tief Luft und beichtete, was nötig war. »Segnen Sie mich, Pater, denn ich habe gesündigt.«
    »Heidewetter, Janie, ich hasse es, wenn du ein Gespräch so beginnst. Also gut, was hast du diesmal verbrochen?«
    »Ich habe wieder gegraben. Diesmal allerdings nicht in der Erde.«
    »Na, das zumindest erleichtert mich …«
    »Vielleicht doch nicht. Ich habe, eh, einige Daten von Big Dattie ausgeliehen.«
    »Janie! Was zum Teufel …« Er beugte sich über den Tisch und senkte die Stimme. »Ich weiß nicht, ob ich das hören möchte!«
    »Du hast doch gesagt, ich soll dir alles erzählen, was ich …«
    »Alles, was mit deinem Antrag auf Wiederzulassung zu tun hat.«
    »Nun, es hat damit zu tun, wenigstens indirekt.«
    »Informationen, die du illegal erworben hast, kannst du in einem Antrag auf Wiederzulassung nicht verwenden. Ich hielt deine Aktivitäten bisher immer für legal.«
    Sie schwieg einen Augenblick, bis sie seinen Vorwurf verarbeitet hatte. Dann sagte sie: »Wenn alles, was ich tue, legal wäre, wozu

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