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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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waren Blumen und Bäume, sonnige Landschaften. Positive, farbenfrohe Bilder. Aber eines war darunter, das passte überhaupt nicht.«
    »Inwiefern?«
    »Ich habe es selbst nicht gesehen, aber Fielder hat es beschrieben. Tiefschwarze Nacht. Zwei glühende Punkte darin. Autoscheinwerfer, so würde er es interpretieren. Er überlegt, ob sie die gesehen hat in der Zeit vor ihrer Ermordung. Die Lichter eines Autos, die dort draußen in der Abgeschiedenheit ihres Hauses auftauchten. Immer wieder. Ohne dass eine Person aufgekreuzt wäre. Einfach nur das Auto, das kam und verschwand. Wie der Fahrstuhl in Carla Roberts’ Hochhaus.«
    »Nicht schlecht kombiniert«, sagte John. Eine ziemlich kreative Gedankenführung für den fantasielosen Fielder, wie er zugeben musste. »Beiden Frauen wurde gezielt Angst eingejagt. Bei Carla Roberts ist auch ungefähr klar, seit wann. Wenn der Terror etwa zwei Wochen vor ihrem Tod begann, dann …«
    »… deckt sich das zeitlich zumindest grob mit dem Verschwinden von Liza Stanford«, vollendete Kate den Satz.
    Die geheimnisvolle, nicht auffindbare Frau. Aber auch ein anderer Name sprang John in diesem Zusammenhang an, ganz unwillkürlich: Samson Segal. Der diversen Menschen hinterherspioniert hatte. War er mit dem Fahrstuhl immer wieder nach oben gefahren? Hatte er sich nachts in der Einöde um das Haus der alten Frau herumgetrieben?
    »Beide Frauen wurden unter Umständen belästigt«, sagte John. »Aber du sprachst von zwei Dingen, die du noch nicht erwähnt hast?«
    Sie lächelte plötzlich kokett. »Später«, sagte sie.
    Nach zwei Gabeln mit Nudeln meinte sie: »Fielder hat das nie so konkret ausgesprochen, jedenfalls nicht in der Konferenz, aber die Dinge sickern ja durch: Du weißt schon, dass er auch mit dem Gedanken spielt, du … könntest irgendwie in die Sache verstrickt sein?«
    »Ich weiß. Aber das ist absurd. Und meiner Ansicht nach kann er da beim besten Willen nichts konstruieren. Ich kenne die Wards. Aber nicht die beiden toten Frauen. Wie er es dreht und wendet, er wird kein Motiv finden«, sagte John.
    »Ich riskiere ganz schön viel«, meinte Kate.
    »Ich weiß.«
    »Na ja, ich tu es gerne!«
    Er schenkte ihr ein verhaltenes Lächeln. Er durfte ihr bloß nicht zu viel Hoffnung machen. Inzwischen war ihm sonnenklar, dass sie absichtlich nicht mit dem Auto gekommen war. Sie wollte in seinAuto. Und am liebsten in seineWohnung.
    »Manche würden auch dumm finden, was ich hier tue«, fuhr Kate fort.
    »Ich finde es nicht dumm. Und du kannst dich absolut auf mich verlassen. Niemand wird je von unseren Treffen und Gesprächen erfahren«, versicherte John.
    Mit einigem Geschick lenkte er auf ein neutrales Thema um. Er sah Kates Strategie: Indem sie betonte, wie weit sie sich in der ganzen Geschichte aus dem Fenster lehnte, hoffte sie, seine Bewunderung und Anerkennung zu finden. Zumindest aber seine Dankbarkeit. Er sollte sich ihr verpflichtet fühlen, und dieses Gefühl würde sie dann zu nutzen versuchen.
    Er erzählte von der Firma, die er aufgebaut hatte, von den Objekten, die sie bewachten, Baustellen, Supermärkte, Tankstellen, manchmal auch Privathäuser.
    »Außerdem habe ich vier Mitarbeiter für den Personenschutz. Sie sind dermaßen gefragt, dass ich eigentlich in dieser Richtung expandieren müsste, aber ich bin noch nicht ganz entschlossen.«
    »Warum?«, fragte Kate.
    »Ich lege mich so ungern fest«, sagte John. »Als ich die Firma gegründet habe, war das eher eine Übergangslösung. Die ich jederzeit wieder aufgeben kann. Je größer sie wird, umso unbeweglicher fühle ich mich.«
    »Bist du deshalb auch noch alleine? Ich meine, ohne Frau und Kinder? Weil du dich auch darin nicht festlegen kannst?«
    »Möglich«, sagte er vage. Unauffällig schielte er auf seine Uhr. Kate durfte keinesfalls die letzte Bahn verpassen.
    »Ich hätte das gerne. Eine Familie«, sagte Kate verträumt.
    »Nicht ganz einfach bei deinem Beruf.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Andere schaffen das auch.«
    »Sicher.« Irgendwie waren sie auf gefährliches Terrain abgeglitten. Er winkte dem Kellner, deutete an, dass er zahlen wollte. Ihm wurde der Hals eng, wenn er Kates begehrlichen Blick auf sich ruhen fühlte. Sie hatte ihm all die Informationen natürlich nicht umsonst geliefert, aber zum Glück hatten sie nie eine Gegenleistung vereinbart. Wenn sie nun nicht bekam, was sie sich erhofft hatte, so war das nicht seine Schuld.
    Als er gezahlt hatte und sie beide in der Dunkelheit auf

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