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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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Mum«, sagte Finley. »Er muss sie sprechen.«
    »Ach ja? In welcher Angelegenheit?«
    »Das ist sehr persönlich«, antwortete John.
    »Wer sind Sie?«, fragte Stanford. Seine Stimme klang ruhig.
    »John Burton.«
    Stanford blickte ihn an. John konnte sich den Mann im Gerichtssaal vorstellen. Er sah weder besonders freundlich noch unfreundlich aus. Sehr sachlich. Sehr beherrscht. Es war nicht auszumachen, was in ihm vorging. Er wirkte vollkommen undurchsichtig.
    John beschloss, den direkten Weg zu gehen. »Dr. Stanford, die Polizei war am Freitag bei Ihnen. Wegen Ihrer Frau. Sie wissen daher, worum es geht.«
    »Wer sind Sie?«, wiederholte Stanford.
    »Zwei Frauen wurden ermordet. Und ein Mann. Der Tod des Mannes war aller Wahrscheinlichkeit nach nicht geplant. Eigentliches Ziel des Täters war seine Frau. Ein Zufall hat sie gerettet, aber es ist durchaus möglich, dass sie in großer Gefahr schwebt. Sie wollen wissen, wer ich bin? Ich bin ein sehr enger Freund dieser Frau. Sie liegt mir am Herzen. Ihre Sicherheit liegt mir am Herzen.«
    »Verständlich. Aber ich kann Ihnen da nicht helfen.«
    »Ich nehme an, Detective Inspector Fielder hat Ihnen die Zusammenhänge erklärt. Sie wissen, auf welche Weise die Polizei auf Ihre Frau kam. Sie ist das einzige bislang bekannte Bindeglied zwischen den beiden toten Frauen. Es wäre wirklich wichtig, mit ihr zu sprechen.«
    »Ich weiß nicht, wo sie ist.«
    »Und das halten Sie für einen normalen Zustand? Seit zwei Monaten nichts über den Verbleib Ihrer Frau zu wissen?«
    Stanford zuckte mit den Schultern. »Was ich für normal halte, müssen Sie schon mir überlassen, Mr. Burton.«
    »Ihre Frau leidet unter schweren Depressionen?«
    »Mr. Burton …«
    »So haben Sie sich jedenfalls gegenüber der Polizei geäußert.«
    »Sie bringen es auf den Punkt, Mr. Burton: Ich äußere mich der Polizei gegenüber. Nicht aber gegenüber einem wildfremden Mann, der meinen Sohn am Gartentor abfängt und ausfragt und der zur Begründung lediglich auf seine private Bekanntschaft mit der Familie eines Mordopfers verweisen kann. Ich sehe unser Gespräch als beendet an.«
    Die beiden Männer musterten sich einen Moment lang schweigend. John begriff, dass er im Augenblick nichts ausrichten konnte. Stanford war nicht zu fassen. Nicht zu erschüttern, wahrscheinlich nicht zu provozieren, schon überhaupt nicht zu einer unvorsichtigen Bemerkung hinzureißen. Aus ihm war nicht das Mindeste herauszuholen.
    »Auf Wiedersehen, Dr. Stanford«, sagte er.
    »Auf Wiedersehen«, erwiderte Stanford. Er legte den Arm um die Schultern seines Sohnes.
    John drehte sich um, überquerte die Straße und stieg in sein Auto, das er auf der gegenüberliegenden Seite geparkt hatte. Er war überzeugt, dass Stanford sich die Nummer notierte und nun als Nächstes überprüfen würde, ob Johns Namensangabe stimmte. Wahrscheinlich würde er sogar weitere Erkundigungen einziehen.
    Und wenn schon.
    Er hatte nicht vor, aufzugeben. Es gab noch eine Möglichkeit, und das war der Junge. Er musste in die Schule, Stanford konnte ihn keinesfalls rund um die Uhr bewachen. William Ellis School, Highgate. Es würde nicht schwer sein, Finley dort abzufangen.
    Der Junge war Logan Stanfords Schwachpunkt. Nicht nur, weil er zu greifen war. Sondern auch, weil er eine Menge wusste. Er hatte gelernt, die Dinge mit sich selbst abzumachen, sie in sich zu verschließen und das Spiel seiner Eltern mitzuspielen: Wir sind eine intakte, glückliche, wohlhabende, erfolgreiche Familie.
    Vielleicht das verlogenste Schmierentheater, das in der Stadt je gespielt worden war.

DIENSTAG, 12. JANUAR
    1
    Gillian hatte den Eindruck, dass sie seit dem Tag, da sie Thomas tot im Esszimmer gefunden hatte, nicht ein Mal stehen geblieben war. Fast buchstäblich, wenn man von den Nächten absah, in denen sie ein starkes Schlafmittel nahm, umfiel wie ein gefällter Baum und zum Glück ohne die geringste Erinnerung an bedrückende Träume am nächsten Morgen wie aus der Tiefe einer Narkose erwachte. Ihre Nächte waren dunkel, vollkommen schwarz und vollkommen leer. Wenn sie aufstand, kam sie sich vor wie ein Hamster, der in sein Laufrad springt und darin rennt bis zur völligen Erschöpfung. Das Tier im Käfig rannte vor der Langeweile und Einsamkeit seines Gefängnisses davon. Gillian lief vor dem Moment des endgültigen Begreifens fort.
    Irgendwann würde sie nicht weiterkönnen.
    Sie mistete das Haus aus. In zahllose Tüten verpackt, hatte sie Toms

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