Beobachter
Nachmittage würde um die Ohren schlagen müssen. Er hatte Finley nicht nach den Uhrzeiten für seine Hobbys gefragt, um nicht zu auffällig zu werden. Das hieß, er musste jeweils ab dem frühen Nachmittag Stellung beziehen. Zeitraubend – und bei der Kälte alles andere als angenehm.
Er schaute auf seine Uhr. Er überlegte, ob es sich noch lohnte, ins Büro zu fahren und nach dem Rechten zu sehen, entschied dann aber, die Dinge telefonisch zu regeln. Und stattdessen Gillian zu besuchen.
4
Christy McMarrow saß in DI Fielders Büro. Sie hatte ihren Chef noch am Vortag über ihre Gespräche mit Nancy Cox und mit der Sprechstundenhilfe aus Anne Westleys einstiger Praxis informiert, und Fielder selbst hatte daraufhin versuchen wollen, Dr. Westleys Vertraute Phyllis Skinner zu erreichen.
Was ihm gelungen war.
»Ich habe mit Dr. Skinner telefoniert«, sagte er. »Ich hätte sie lieber direkt aufgesucht, aber sie liegt mit einer wirklich heftigen Grippe im Bett und kann niemanden empfangen. Sie erinnert sich an Liza Stanford. Sie beschreibt sie auf ähnliche Weise, wie es die Sprechstundenhilfe Ihnen gegenüber getan hat: protzig, arrogant. Völlig unnahbar. Sie sagt, Anne Westley habe zunächst nie Näheres über sie erzählt, jedoch kurz nach ihrer Pensionierung vor dreieinhalb Jahren einmal abends bei ihr, bei Dr. Skinner, angerufen und gesagt, sie habe ein Problem mit der Mutter eines Patienten. Eines ehemaligen Patienten, genau genommen, da Dr. Westley zu diesem Zeitpunkt bereits seit zwei oder drei Wochen nicht mehr arbeitete. Mit Liza Stanford.«
»Ach!«, sagte Christy und setzte sich aufrechter hin.
Fielder wiegelte mit einer Handbewegung ab. »Führt leider auch nicht sehr weit. Dr. Skinner war an jenem Abend dabei, für ihre Urlaubsreise am nächsten Tag zu packen, und hatte überhaupt keine Zeit. Sie wirkte offenbar so gehetzt, dass Anne Westley das merkte und, noch ehe sie etwaige Einzelheiten auch nur angedeutet hätte, meinte, man könne sich vielleicht nach Skinners Urlaub einmal deswegen treffen. Aber wenige Tage, nachdem Skinner aus dem Urlaub zurückkam, sollte die Einweihung des Hauses in Tunbridge stattfinden, das sich Westley und ihr Mann ausgebaut hatten. Einen Tag vor dem Fest fiel der Mann vom Dach, bekam dann im Krankenhaus die Lungenentzündung und starb. Kurzum: Was immer Anne Westley ihrer Kollegin anvertrauen wollte, es ging völlig unter in den sich überschlagenden und zudem tragischen Ereignissen. Keine der beiden Frauen dachte wohl mehr daran.«
»Das Gespräch wurde auch später nie geführt?«
»Nein. Leider.«
»Verdammter Mist«, sagte Christy inbrünstig.
»Stimmt«, pflichtete Fielder bei. »Aber Jammern hilft uns jetzt nichts. Was sich durch mein Telefonat noch einmal deutlicher für uns darstellt, ist die Tatsache, dass Liza Stanford eine wesentliche Rolle inmitten der ganzen Geschichte zukommt. Die Frau kannte zwei der Mordopfer, und eines der Opfer hatte irgendein Problem mit ihr. Und jetzt ist sie verschwunden. Sie ist in die Fälle verstrickt. Wir wissen nicht genau, weshalb und wie, aber ich wette, sie ist der Schlüssel. Oder zumindest die entscheidende Etappe auf dem Weg, den Schlüssel in die Hände zu bekommen.«
»Das heißt, wir müssen sie unbedingt finden.«
»Ja.«
»Was tun wir? Ihren Mann noch einmal richtig in die Mangel nehmen?«
Fielder nickte langsam. »Der Kerl ist ein verdammt harter Brocken. Gibt sich freundlich und durchaus kooperativ, aber wenn er nichts sagen will, sagt er nichts. Zudem hat er beste Beziehungen.«
»Die er mit Sicherheit nutzen wird.«
»Mit absoluter Sicherheit. Wir müssen vorsichtig sein. Der kommt uns im Handumdrehen mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde oder etwas in der Art, und zwar gleich auf höchster Ebene.«
»Trotzdem«, sagte Christy, »ist er im Moment unsere einzige Möglichkeit.«
»Zudem könnten wir nach Liza Stanford offiziell fahnden lassen.«
»Das wird er nicht unwidersprochen hinnehmen.«
»Wohl nicht«, räumte Fielder ein, »zumal wir ja nur ziemlich vage Mutmaßungen anstellen können. Die Grundlage, auf der wir uns bewegen, ist reichlich dünn. Seine Version lautet, dass sich seine Frau wegen ihrer Depressionen von aller Welt zurückgezogen hat, dass sie das öfter tut und dass kein Grund zur Beunruhigung besteht. Das rechtfertigt keine Fahndung.«
Beide schwiegen deprimiert. Schließlich sagte Fielder: »Was ist mit Samson Segal? Gibt es von ihm inzwischen eine Spur?«
»Der ist weiter
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