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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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Pizzakarton zur Seite, neigte sich vor. Sie wirkte sehr ernst – beängstigend ernst, wie Gillian fand.
    »Gillian, ich bin Staatsanwältin, und ich komme mit dieser Welt, die dir im Augenblick so absurd erscheint, wesentlich häufiger in Berührung als du. Du bist zum ersten Mal mit Gewalt und Irrsinn und Schrecken konfrontiert, und ich habe den Eindruck, du bemühst dich, damit fertigzuwerden, indem du das alles in den Bereich der Hirngespinste abzuschieben versuchst. Was, wie du im Grunde weißt, nicht funktionieren kann, denn dein Mann, den du erschossen in eurem Haus gefunden hast, war höchst real. Spiel die ganze Sache nicht herunter, auch wenn ich gut nachvollziehen kann, dass du meinst, sie nur so überhaupt aushalten zu können. Aber wenn du die Gefahr leugnest, wirst du leichtsinnig. Es war schon nicht in Ordnung, dass du in euer Haus zurückgekehrt bist, und es tut mir bitter leid, dass mich daran eine Mitschuld trifft. Noch einmal lasse ich so etwas nicht zu.«
    »Ich bin ja jetzt in Sicherheit.«
    Tara verzog das Gesicht. »Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, ob du hier sicher bist.«
    »Wieso denn nicht?«
    »Gillian, wir wissen nicht, wer hinter dir her ist. Aber noch immer gibt es diese Figur des Samson Segal, und er ist noch nicht gefasst. Genauer gesagt: Die Polizei scheint keinen Schimmer zu haben, wohin er abgetaucht sein könnte. Er hat offensichtlich monatelang hinter dir herspioniert. Glaubst du ernsthaft, dass er michnicht kennt? Als deine Freundin? Und dass er sich in diesem Fall nicht relativ schnell ausrechnen könnte, wo du dich versteckt hältst?«
    »Wir haben keine Ahnung, ob er etwas mit all dem zu tun hat«, sagte Gillian, aber sie merkte selbst, dass sie nicht allzu überzeugend klang. Denn es ging um das Risiko. Und das blieb bestehen, gerade weil niemand von irgendetwas eine Ahnung hatte.
    »Damals, Ende Dezember und Anfang Januar, als du mit Becky hier warst, konnte ich mir ziemlich einfach frei nehmen«, sagte Tara, »aber jetzt im Moment geht das nicht. Du bist hier den ganzen Tag allein, während ich im Büro bin. Und dieser Gedanke stimmt mich nicht besonders glücklich.«
    »Ich mache niemandem die Tür auf.«
    »Und wie lange hältst du das durch? Hier von morgens bis abends herumzusitzen, ohne eine Menschenseele zu treffen, und eigentlich auch nicht hinausgehen zu dürfen, weil auch das eine Gefahr birgt?«
    »Das klingt sehr anstrengend«, gab Gillian zu. Sie hatte plötzlich keinen Hunger mehr, schob ihren Pizzakarton ebenfalls zur Seite. Sie spürte, dass Tara sie loswerden wollte, und sie glaubte auch den Grund zu kennen: Tara hatte selber Angst. Wenn ein Verbrecher hinter Gillian her war, geriet die Person, die sie vor ihm zu verstecken suchte, zwangsläufig ebenfalls in sein Fadenkreuz.
    Sie konnte die Freundin verstehen. Aber sie fühlte sich auf einmal sehr verlassen.
    »Was schlägst du vor?«, fragte sie.
    »Du bist mir hier absolut willkommen«, sagte Tara, »und zwar solange du willst. Aber du bist hier nicht sicher. Du hast Becky zu deinen Eltern geschickt, und ich finde, das war eine sehr vernünftige Entscheidung. Es wäre vielleicht gut, wenn du auch …«
    »Nein!«, sagte Gillian. Sie sah, dass Tara zusammenzuckte, und begriff, wie heftig ihr Nein geklungen haben musste.
    »Nein«, wiederholte sie ruhiger, »nicht nach Norwich. Nicht zu meinen Eltern. Wenn sich deine Befürchtungen als richtig erweisen und der Täter vermutet mich bei dir, weil er dich als meine Freundin kennt, dann weiß er auch, dass ich Eltern habe. Er weiß vielleicht sogar, dass Becky dort ist. Ich kann sie nicht in Gefahr bringen, Tara. Indem ich mich dorthin flüchte und ihn damit in ihre Nähe locke. Das ist viel zu riskant.«
    »Da hast du recht«, meinte Tara resigniert.
    »Ich finde schon etwas«, versicherte Gillian, aber tatsächlich hatte sie keine Ahnung, an wen sie sich wenden könnte. Natürlich hatte sie Freunde und Bekannte in der Stadt. Aber es war eine Sache, sich hin und wieder auf einen Kaffee zu treffen oder abends gemeinsam essen zu gehen. Etwas anderes war es, sich bei einer anderen Familie über Wochen einzuquartieren, weil man auf der Flucht vor einem Killer war.
    Keine Ahnung, wie man mit einer solchen Situation umgeht, dachte sie mutlos.
    Tara schien hin und her zu überlegen. »Ein Hotel?«, schlug sie zögernd vor. »Irgendwo weiter im Norden. Oder auch im Süden. Auf dem Land. Ein Bed & Breakfast vielleicht.«
    »Hm. Was mache ich da den ganzen Tag?«
    »Na

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