Beobachter
nicht gut«, brachte er mühsam heraus.
John schloss die Tür auf und führte Samson in sein Wohnzimmer, wo er ihn auf den einzigen Sessel drückte, der ziemlich verloren mitten in dem großen Raum auf dem glänzenden Parkettboden stand. Immerhin war das Zimmer gut geheizt. »Möchten Sie etwas trinken?«
»Am liebsten einen heißen Tee«, bat Samson.
John verschwand in der Küche, setzte Wasser auf, suchte in den Schränken herum. Er trank selten Tee und war daher nicht gerade gut bestückt, aber schließlich fand er zwei Beutel Pfefferminztee und hängte sie in die Kanne. Er stellte zwei Becher und eine Zuckerdose auf ein Tablett, wartete, bis das Wasser kochte, und überlegte währenddessen. Was hatte Segal bewogen, sein sicheres Versteck auf der Baustelle aufzugeben und sich hierherzuwagen? Im Grunde kannte er die Antwort: Samson hatte sich schon neulich in einem psychisch desolaten Zustand befunden, und vermutlich war sein Gefühl völliger Verlorenheit schlimmer geworden. Er hatte es nicht mehr ausgehalten.
Ich hätte öfter nach ihm sehen sollen. Aber ich kann mich nicht zerreißen.
Er ahnte plötzlich, dass sich sein Wunsch, mit der ganzen Geschichte abzuschließen und in das normale Leben zurückzukehren, nicht so einfach würde bewerkstelligen lassen. Er hatte Segal an sich kleben, und indem er ihn, einen Mann, nach dem die Polizei seit zwei Wochen fahndete, versteckt hatte, hing er tief in allem mit drin.
Er fluchte, während er das kochende Wasser in die Kanne goss. Wie hatte er nur so blöd sein können! Einem Mann Unterschlupf zu bieten, der im Zusammenhang mit drei Mordfällen gesucht wurde und sich mit seinem Verhalten hochgradig verdächtig gemacht hatte.
Du wirst es nie lernen, Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, Burton!
Mit dem Tablett kehrte er ins Wohnzimmer zurück. Samson saß genau so da, wie er ihn zurückgelassen hatte. John stellte das Tablett in Ermangelung eines Tisches auf den Boden, setzte sich selbst mit dem Rücken an die Wand gelehnt auf das Parkett. Die heiße Dusche schien warten zu müssen.
»Warum sind Sie hier, Samson?«
Samson sah unglücklich und schuldbewusst aus. »Ich habe es nicht mehr ausgehalten. Gestern Mittag bin ich los. Ich habe den Wohnwagen gut abgeschlossen. Hier sind die Schlüssel.« Er holte die Schlüssel aus seiner Jackentasche, legte sie ebenfalls auf den Fußboden.
»Gestern Mittag? Wo haben Sie denn die letzte Nacht verbracht?«
»Ich war gestern Abend hier. Ihre Adresse habe ich aus einem Telefonbuch. Ich habe eine Irrfahrt mit verschiedenen Bussen hinter mich gebracht, bis ich endlich hier war. Dann habe ich ewig vor dem Haus gewartet. Aber … Sie kamen nicht …«
Klar. Gestern Abend hatte er sich stundenlang in einer Kneipe zulaufen lassen, um mit dem Frust zurechtzukommen, von der Frau seines Herzens abgewiesen worden zu sein.
»Schließlich habe ich die Kälte nicht mehr ausgehalten«, fuhr Samson fort. »Ich bin zum Bahnhof gegangen. Dort habe ich mich die ganze Nacht über herumgedrückt, ständig meine Plätze gewechselt, um nicht zu sehr aufzufallen. Ich hatte furchtbare Angst, von der Polizei aufgegriffen zu werden.«
»Das war verdammt riskant, Segal. Sie haben wirklich Glück gehabt.«
»Ich weiß, aber was hätte ich tun sollen? In Ihrem Hauseingang erfrieren?«
»Sie hätten in dem Wohnwagen bleiben müssen.«
»Ich kann das nicht mehr. Bitte, verstehen Sie mich doch. Ich sitze dort und werde verrückt. Ich weiß ja auch gar nicht, was geschieht. Bin ich immer noch verdächtig? Oder haben die jemand anderen inzwischen? Muss ich mich Jahre verstecken, oder ist alles absehbar? Das macht einen Menschen wahnsinnig, John, ehrlich!«
»Kann ich schon verstehen.«
»Ich bin dann heute Vormittag wieder hierhergekommen«, sagte Samson. »Sie waren immer noch nicht da. Aber zum Glück hat mich der ältere Herr dann ziemlich bald reingelassen.«
»Dann sitzen Sie seit sechs oder sieben Stunden vor meiner Tür?«
Samson nickte.
John überlegte. »Wo wollen Sie jetzt hin?«
Auf Samsons Gesicht malte sich helles Erschrecken. »Kann ich nicht hierbleiben?«
»Ein ganz schön hohes Risiko für mich.«
»Ich weiß. Aber ich habe sonst niemanden.«
»Ich setze Sie nicht einfach vor die Tür, keine Angst. Irgendetwas wird uns einfallen.« John trank von seinem Tee, während er überlegte. Das heiße Getränk tat ihm gut, obwohl er den Pfefferminzgeschmack hasste. Das Problem war, dass ihm, egal wie lange er nachdachte, vermutlich
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