Beobachter
den Versuch unternommen, mit einer Kollegin über Liza Stanford zu sprechen. Weil es ein Problem gab, wie sie es ausdrückte. Sie mag Spuren der Misshandlungen entdeckt haben. Sie war Ärztin, sie hatte einen Blick für so etwas. Oder Liza hat ihr gegenüber etwas angedeutet. Anne Westley wusste nicht genau, was sie tun sollte, und wollte deshalb mit jemandem reden. Der Tod ihres Mannes hat dann alles verdrängt.«
»Aber das war vor über drei Jahren. Sie wurde jetzt erst umgebracht.«
»Weil Stanford vielleicht erst jetzt davon erfahren hat. Liza mag es ihm im Streit an den Kopf geworfen haben. Meine Freundin weiß Bescheid! Und die ehemalige Kinderärztin unseres Sohnes auch! Sie hatte Angst. Er sollte wissen, dass es Menschen gab, denen das Drama bekannt war und die Nachforschungen anstellen würden, wenn ihr etwas Ernsthaftes zustieße. Sie hat sich in dem Moment nicht klargemacht, in welche Gefahr sie die beiden Frauen bringt.«
»Und wie bringen wir Thomas Ward in dieser Theorie unter? Oder Gillian Ward, falls sie gemeint war?«
»Das weiß ich nicht«, musste Christy zugeben, »aber ich bin fast sicher, dass es eine Verbindung gibt. Nur kennen wir sie noch nicht.«
»Wir müssen Liza Stanford finden, es hilft alles nichts«, sagte Fielder nach ein paar Sekunden des Schweigens. »Nach allem, was wir wissen, könnte es Sinn machen, sämtliche Frauenhäuser im ganzen Umkreis abzuklappern. Gut möglich, dass sie in eines geflüchtet ist.«
»Sie kann tot sein. Oder sich in höchster Gefahr befinden. Oder jemand, der ihr hilft, kann in Gefahr schweben!«
Sie konnte Fielder seufzen hören. »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, Christy. Aber nach Lage der Dinge … Das alles reicht nicht für einen Haftbefehl gegen Stanford. Wir haben nichts als Vermutungen und vage Aussagen.«
»Die Aussage der Nachbarin war keineswegs vage«, widersprach Christy und bremste gerade noch vor einer roten Ampel, die sie um ein Haar überfahren hätte. Sie merkte, wie sich eine riesengroße Wut in ihr zusammenzuballen begann, deshalb war sie plötzlich zu schnell und unaufmerksam gefahren. Detective Inspector Fielder wand sich wie ein Lämmerschwanz vor Unbehagen, und sie wusste genau, warum er das tat. Stanfords Einfluss. Seine Beziehungen und Seilschaften. Erfolgreicher Anwalt, guter Freund der Politiker. Mitglied in den einflussreichsten Clubs der Stadt. Und was hatte die Nachbarin gesagt? Ist wahrscheinlich ein enger Kumpel des Polizeichefs. Genau das fürchtete Fielder auch, darauf hätte Christy gewettet. Er sah seine Karriere und jede weitere Beförderung in der Ferne am Horizont verschwinden, wenn er jetzt einen Schritt tat, unter dem das Eis später nicht halten würde.
Verdammt! Sie hätte am liebsten mit der Faust auf das Lenkrad geschlagen. Sie hasste diese Typen. Die sich eine Position schufen, die sie scheinbar unangreifbar für Recht, Gesetz und Ordnung machte. Die sich hinter ihrem vielen Geld, ihrem Erfolg und ihren einflussreichen Kontakten verbarrikadierten und munter ihre ganze widerliche Perversion auslebten. In der Gewissheit, dass ihnen nichts und niemand etwas anhaben konnte.
Damit kommst du bei mir nicht durch, Stanford, verlass dich drauf!
»Wir werden unsere Bemühungen, Mrs. Stanford zu finden, verstärken«, sagte Fielder förmlich. »Bevor ich nicht ihre Aussage habe, unternehme ich nichts gegen ihren Mann.«
»Und wenn er sie vor uns findet?«
»Er sucht sie doch gar nicht.«
»Sagt er. Glauben Sie dem denn irgendein Wort? Der hat Geld genug, fünf Killerkommandos auf sie anzusetzen. Sie ist eine Gefahr für ihn. Er musssie finden!«
»Steigern Sie sich in nichts hinein, Sergeant. Wir wissen nicht, ob er seine Frau sucht oder nach ihr suchen lässt. Wir wissen nicht, ob er für die Ermordung von Roberts und Westley verantwortlich ist, ganz zu schweigen von dem Tod Thomas Wards. Wir wissen nicht einmal sicher, ob er seine Frau misshandelt hat. Wir wissennichts! Für eine derart nebulöse Geschichte lehne ich mich nicht so weit aus dem Fenster, tut mir leid.«
Christy tat etwas, was sie sich ihrem Chef gegenüber noch nie erlaubt hatte: Ohne einen Kommentar oder einen Gruß schaltete sie das Handy aus. Schaltete es komplett aus, sodass er sie auch nicht hätte zurückrufen können. Was er, wie sie vermutete, allerdings auch kaum versuchen würde: Er war sicherlich heilfroh, sie erst einmal los zu sein.
Mit quietschenden Reifen wendete sie ihr Auto. Eigentlich hatte sie noch einmal ins Büro
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