Beraten, Trainieren, Coachen
Haltung eines Menschen hängt eng mit persönlichen Werten, Denkmustern und Wahrnehmungen zusammen. Diese wiederum entwickeln sich im Laufe unseres Lebens bewusst und – häufiger – unbewusst und prägen nachhaltig unseren Blick auf die Welt. Sie haben Einfluss auf unsere Urteile über gut und schlecht,richtig und falsch. Haltung prägt daher unseren Umgang mit und letztlich unsere Beziehungen zu anderen Menschen.
Achten Sie mal darauf, wenn Sie sich mit jemandem über andere Menschen unterhalten. Die Haltung Ihres Gesprächspartners zeigt sich in vielen seiner Sätze, frei nach dem Motto: „Was Peter über Paul sagt, sagt mehr über Peter als über Paul“ (Königswieser/Hillebrand, 2006).
Die innere Haltung des Coachs zeigt sich beispielsweise deutlich in der Perspektive, die er gegenüber seinem Coachee einnimmt: Sieht er ihn als hilfsbedürftig und wenig kompetent an, weil er Unterstützung sucht? Und sieht er sich selbst möglicherweise als den allwissenden Experten, der bereits in der ersten Coaching-Sitzung weiß, was sein Coachee braucht? Oder begegnet er seinem Coachee zwar mit gesundem Selbstbewusstsein, doch gleichzeitig auf Augenhöhe, mit Respekt, Neugier?
„Ich bin O. K. – du bist O. K.“ – ein einfaches Modell zur Reflexion der eigenen Haltung
Auf den folgenden Seiten lernen Sie ein einfaches, pragmatisches Modell kennen, um sich die eigene Haltung und die anderer bewusst zu machen. Es ist der Transaktionsanalyse entliehen (vgl. Harris, 1975).
Abb.: Modell zur Reflexion der eigenen Haltung
Das Konzept beschreibt, mit welcher Grundhaltung eine Person in Interaktionen eintritt und welche Auswirkungen diese Grundhaltung auf den Gesprächsverlauf, die Beziehungsebene, die Zielorientierung etc. im Gespräch haben kann: Als Menschen haben wir zum einen eine bestimmte Selbstwahrnehmung. Zum anderen haben wir auch immer eine Wahrnehmung bzw. ein Bild von den Menschen, denen wir begegnen. Das Modell bietet für beide Blickwinkel zwei mögliche Varianten:
Die Selbstwahrnehmung auf der vertikalen Achse kann entweder wertschätzend („Ich bin O. K.“) oder aber abwertend („Ich bin nicht O. K.“) ausfallen. Für die Fremdeinschätzung auf der horizontalen Achse gilt dies analog. Daraus ergeben sich vier mögliche Quadranten, die eine bestimmte Haltung beschreiben und zu verschiedenen Gesprächsdynamiken führen.
Haltung 1: Ich bin O. K. – du bist O. K.!
Diese Haltung führt in der Regel zu konstruktiver Kommunikation auf Augenhöhe. Sie ist dann geprägt von Offenheit, Optimismus, Wohlwollen und Respekt für das Gegenüber, seine Einstellungen und Anschauungen. Sie zielt auf ein Miteinander. Treten Sie mit der Grundhaltung „Ich bin O. K. – du bist O. K.“ in ein Gespräch ein, so werden Sie sich wahrscheinlich wertschätzend verhalten, die Meinung Ihres Gegenübers würdigen und sich mit lehrmeisterhaftem oder unterwürfigem Verhalten zurückhalten.
Haltung 2: Ich bin O. K. – du bist nicht O. K.!
Diese Haltung ist geprägt von einer Kommunikation von oben nach unten. Die zwischen den Zeilen transportierte Botschaft lautet: „Ich bin besser als du.“ Anzeichen für diese innere Haltung in der Kommunikation können z. B. Besserwisserei, Überheblichkeit, Arroganz, Selbstgerechtigkeit und Distanz sein. „Fehler machen die anderen, nicht ich.“ Aus dieser Haltung heraus werden Sie Ihr Gegenüber eher wie ein Kind behandeln, welches ohne Ihre Unterstützung hilflos ist. Vielleicht werden Sie Ihren Gesprächspartner aber auch maßregeln und starke Abwehrreaktionen hervorrufen.
Haltung 3: Ich bin nicht O. K. – du bist O. K.!
Diese dritte Haltung richtet den Blick von unten nach oben auf den Gesprächspartner. Sie strahlt Unsicherheit und wenig Selbstvertrauen aus. Ist man selbst mit dieser Haltung unterwegs, begleiten einen häufig Minderwertigkeits- und Unterlegenheitsgefühle. Treten Sie mit der Haltung „Ich bin nicht O. K. – du bist O. K.“ in die Interaktion, so werden Sie vermutlich das Gefühl haben, Ihr Gegenüber sei kompetenter als Sie. Dementsprechend werden Sie sich mit Ihrer eigenen Meinung zurückhalten und unter Umständen die Aussagen Ihres Gesprächspartners akzeptieren, ohne diese zu hinterfragen.
Haltung 4: Ich bin nicht O. K. – du bist nicht O. K.!
Die vierte Haltung ist besonders destruktiv. Wenn sowohl meine Selbstwahrnehmung als auch meine Wahrnehmung des Gegenübers „nicht O. K.“ heißt, dann ist die Kommunikation geprägt von Pessimismus und
Weitere Kostenlose Bücher