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Beraten, Trainieren, Coachen

Beraten, Trainieren, Coachen

Titel: Beraten, Trainieren, Coachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tomas Saller , Lars Foerster
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alle arbeiten in unserem Alltag – bewusst oder unbewusst – mit Hypothesen. So haben wir Hypothesen zum Verhalten unseres Chefs, zu den Problemen der Bundesregierung oder zu den Schulnoten unserer Kinder.
    Eine Hypothese im professionellen Kontext bezeichnet „eine vorläufige, im weiteren Verlauf zu überprüfende Annahme über das, was ist“. (von Schlippe/Schweitzer, 2007). Unsere Hypothesen als Coach prägen unsere Fragen, und diese wiederum den Weg, den wir gemeinsam mit dem Coachee gehen. Deswegen müssen wir sie uns zunächst einmal selbst bewusst machen. Gute Coachs arbeiten deshalb „bewusst hypothesengeleitet“, mit anderen Worten: Sie haben eine Vorstellung davon, was ihre Hypothesen sind und worauf sie hinaus wollen, zum Beispiel bezüglich der Problemstellung des Coachees, seiner eigenen Rolle etc.
    Gute Hypothesen ordnen zum einen eine komplexe Thematik, indem sie die oben beschriebene Vorauswahl treffen. Schildert beispielsweise ein Coachee immer wieder auftretende Konflikte mit seinen „schwierigen“ Kollegen, dann könnte eine Hypothese sein, dass dies weniger an den Kollegen liegt, sondern an unklar definierten Schnittstellen zwischen den Verantwortungsbereichen. Diese Hypothese kann richtig oder falsch sein, aber sie fokussiert die Thematik zunächst auf einen konkreten Punkt, der bearbeitet werden kann. Wichtig ist es – Stichwort Transparenz –, sich selbst und dem Coachee diese Hypothese genau bewusst zu machen und sie gemeinsam auf ihren Gehalt zu prüfen.
    Neben der Ordnungsfunktion bieten gute Hypothesen dem Coachee aber außerdem Anregungen und neue Perspektiven. In eine gute Frage verpackt, könnte das dann z. B. so aussehen:
    Beispiel: Mit Hypothesen neue Perspektiven eröffnen
    „Ich könnte mir vorstellen, dass Ihre Schwierigkeiten mit den Kollegen auch daraus resultieren, dass Verantwortlichkeiten und Prozesse zwischen den Bereichen nicht klar definiert sind. Welche Rolle könnte dieser Punkt aus Ihrer Sicht spielen?“ Möglicherweise – sofern der Coachee dies noch nicht selbst geprüft hat – eröffnet sich an dieser Stelle für ihn ein ganz neuer Blick auf sein Problem. Diese Hypothese kann dann im Weiteren gemeinsam ausgeleuchtet und geprüft werden.
    Beim Thema Hypothesen zeigt sich sehr konturiert die eingangs betonte enorme Relevanz der Haltung des Coachs: Die Haltung prägt unsere Hypothesen als Coach. Wertschätzung und Neutralität beispielsweise begünstigen eine Haltung von respektvoller Neugier, Offenheit und einen ressourcenorientierten Blick auf den Coachee. Im Coaching zeigt sich der Nutzen einer Hypothese daran, inwiefern sie den Coachee in seiner Fragestellung weiterbringen kann.
    Es ist also nicht entscheidend (und aus unserer Sicht auch gar nicht möglich), als Coach die eine richtige Hypothese zu finden und dann eine „meisterhafte“ Beweisführung vor dem Coachee anzutreten. Viel wichtiger ist es, möglichst viele plausible, entwicklungsorientierte Hypothesen zu entwickeln, diese im Dialog zu diskutieren, sie schließlich zu prüfen und so neue Perspektiven, Blickwinkel und Lösungsansätze zu einer Fragestellung zu entwickeln.
    Entwicklungsförderliche Hypothesen entwickeln
    Für die Hypothesenbildung ist es sinnvoll, zwischen entwicklungsförderlichen und entwicklungshemmenden Hypothesen zu unterscheiden. Im Folgenden erhalten Sie Kriterien, die Ihnen helfen, entwicklungsförderliche Hypothesen aufzustellen bzw. entwicklungshemmende Hypothesen schnell zu erkennen und zu vermeiden.
    Hypothesen können die Entwicklung fördern oder behindern
    Wir alle haben ständig Hypothesen im Kopf. Einige davon sind nützlicher und lösungsorientierter als andere. Die folgende Sammlung des Instituts für systemische Beratung in Wiesloch ( www.systemische-professionalitaet.de ) verdeutlicht den Unterschied zwischen entwicklungshinderlichen und entwicklungsförderlichen Hypothesen.
Entwicklungsförderliche Hypothesen
    Entwicklungsförderliche Hypothesen eröffnen Optionen und Perspektiven. Sie sind ressourcenorientiert und entwicklungsförderlich. Folgende Kriterien helfen Ihnen beim Finden derartiger Hypothesen im Coaching:
    1. Alle wirken mit … oder „Interpersonalität“
    Hypothesen fokussieren zwischenmenschliche Beziehungen und an der Thematik beteiligte Personen und Kontexte.
    2. Alles hat Nutzen … oder „Funktionalität“
    Hypothesen fragen nach dem Wie oder Warum einer Handlung. Die Frage hier lautet: Was ist das Gute im Schlechten? Welchen

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