Beraten, Trainieren, Coachen
zwischen Mut zu und Respekt vor dem, was du tust.
Kurzinterview 8: Katharina Gürtler, Beraterin Talent & Organizational Performance
Als was arbeiten Sie jetzt?
Ich arbeite bei der Unternehmensberatung Accenture. Hier gibt es die drei Bereiche Managementberatung, IT-Beratung und Outsourcing. Innerhalb der Managementberatung gibt es wiederum verschiedene Unterbereiche, wie Customer Relationship Management, Supply Chain Management etc. Ich gehöre zum Bereich Talent & Organizational Performance. Dieser Bereich entwickelt Personal- und Talent-Management-Strategien, mit denen Unternehmen die operative Leistungsfähigkeit ergebniswirksam verbessern können. Hierzu gehören auch Aufgaben rund um das Thema Training und Coaching. Unser Bereich ist bei vielen Projekten involviert, denn bei fast allen Veränderungsprojekten müssen die Kundenmitarbeiter für neue Prozesse oder IT-Systeme geschult werden.
Wenn wir ein Trainingsprojekt starten, müssen wir zunächst den Trainingsbedarf analysieren. Manche Kunden bringen z. B. schon Vorkenntnisse in SAP mit, bei anderen Kunden müssen wir bei null anfangen, also mit Fragen wie z. B.: Wie logge ich mich in das System ein? Wie lege ich Favoriten an? Da wir häufig weltweite Veränderungen begleiten, muss die Bedarfsanalyse dann zum Teil für jedes Land und jeden Unternehmensbereich getrennt gemacht werden.
Im nächsten Schritt müssen wir ein Trainingskonzept für den Kunden erstellen. Hier geht es um Fragen wie z. B.: Welche Themen können wir als webbasierte Trainings vermitteln? Welche Themen sollten besser im Klassenraum geschult werden? Für welche Themen benötigen wir zusätzlich Job-Aids oder Handbücher? Außerdem überlegen wir uns auch immer ein Konzept für den sogenannten „on the job support“, damit die Endanwender auch nach den Schulungen am Arbeitsplatz Unterstützung erhalten können. Dies kann durch die Benennung von Key Usern erfolgen, durch das Einrichten einer Hotline, das regelmäßige Versenden von Newslettern mit den neuesten Informationen etc.
Wenn das Trainingskonzept steht, werden die gesamten Trainingsmaterialien in Zusammenarbeit mit dem Kunden entwickelt. Ichhabe z. B. gerade Trainings für den strategischen Einkauf erstellt. Nichts Psychologisches, aber ein spannendes Thema.
Je nach Projekt trainieren wir die Endanwender im Anschluss selbst oder verwenden einen „Train the Trainer“-Ansatz. Dann erhalten diese Trainer fachliche Schulungen, damit sie das Wissen an die Endanwender weitergeben können, sowie eine didaktische Schulung. Das ist der psychologischste Teil meiner Arbeit. Hier geht es um Themen wie: Umgang mit Widerständen, wie gebe ich effektiv Feedback? Was macht einen guten Präsentator aus? Wie gehe ich mit Nervosität um? Ich bin immer wieder erstaunt, aber da sind gestandene Männer in meinem Training, die Angst davor haben, andere Leute zu schulen. Oder sie wissen nicht, wie sie damit umgehen, wenn eine Person dauerhaft redet und das Training stört. Ein Trainer hat z. B. berichtet, dass er in seinem vorherigen Training mit seinem Schlüssel auf den Teilnehmer geworfen hat. Das ist zwar effektiv, denn der Teilnehmer ist erst einmal so perplex, dass er den Mund hält. Aber konstruktiv ist so ein Verhalten nicht.
Die Trainingsevaluation gehört auch zu jedem Projekt mit dazu – vorausgesetzt der Kunde ist auch bereit, dies zu zahlen. Denn Feedback ist wichtig für uns, damit wir die Trainings weiter verbessern können und auch wir für zukünftige Projekte dazulernen können.
Meine systemische Ausbildung hilft mir beim „Ankoppeln“ an den Kunden und ganz besonders auch bei der Auftragsklärung. Ich stelle ganz andere Fragen, als ich es ohne diese Zusatzausbildung gemacht hätte. Und auch mein Psychologiestudium fließt immer wieder in meine Arbeit ein. Beispielsweise sind lernpsychologische Ansätze wichtig, wenn man überlegt, wie ein Training aufgebaut werden kann. So weiß manch einer z. B. nicht, dass ein zweitägiges webbasiertes Training ohne Pausen nicht funktionieren kann … da hört keiner mehr zu.
Wie sieht der Alltag aus?
Montags ist Anreise zum Kunden, am Donnerstag geht es in der Regel wieder nach Hause. Am Freitag können wir vom Accenture Office oder auch von zu Hause aus arbeiten.
Die Tage beim Kunden sind ein Mischmasch aus Kundenterminen und Accenture-internen Besprechungen, sie verlaufen, abhängig vonden Aufgaben, je nach Projekt und Projektphase unterschiedlich. Nebenher kann man auch andere
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